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Sauberfrau zwischen Askese und Angriff

Von Klaus Buttinger, 01. April 2023, 10:20 Uhr
Nadja Bucher
Nadja Bucher Bild: Claudia Rohrauer

Nadja Buchers neuer Rosa-Roman leuchtet die Handlungsoptionen in einer sozial-ökologischen Transformationsgesellschaft aus.

Die mittelalte Rosa Steininger lebt allein in einer alten Wohnung in Wien, arbeitet als Putzfrau und ist von der Unabwendbarkeit der Klimakatastrophe überzeugt. Deshalb zieht sie sich aus der Welt weitgehend zurück und versucht, ihren ökologischen Fußabdruck so klein wie möglich zu halten: Sie kauft im Bioladen ein, verfügt weder über Strom noch Auto noch Handy, sitzt abends bei Kerzenlicht daheim und lebt ihre innere Emigration. Als sie zu einem AMS-Kurs gezwungen wird, erwacht in ihr die Hoffnung, doch Einfluss zu haben, Gutes im Sinne der Klima- und Weltrettung zu bewirken.

Die Putzfrau wird zur Sauberfrau, zur Degrowth-Influencerin, die mithilfe einer Freundin in den sogenannten sozialen Medien heftige Aufwallungen produziert. Sie klärt beinhart über den Zustand der Klimakrise auf, nennt die Verantwortlichen, analysiert treffend und eröffnet Handlungsoptionen. Schließlich wird die "Umweltpartei" auf sie aufmerksam, spannt sie vor ihren Karren und erzeugt mit ihr Mehrwert im Kleingeldzirkus der politischen Aufmerksamkeitsökonomie. Rosa macht mit, bis die Nomenklatura zurückschlägt. Rufschädigende Deepfake-Videos tauchen im Netz auf, die sie beim Luxuskleid-Shopping, bei einem Trinkgelage in einer Innenstadtbar und in explizit sexuellen Szenen zeigen.

Doch Rosa gibt noch nicht auf. Sie schafft es, die Bühne der Salzburger Festspiele zu erobern und nach den salbungsvollen Worten des Eröffnungsredners der anwesenden High Society die Leviten zu lesen: "Wir wollen keine Veränderungen. Interessiert uns nicht. Wir wollen genauso weiterleben wie bisher. Sagt es frei heraus: Wir scheißen auf die Zukunft, wir scheißen auf zukünftige Generationen. Ihr schert euch einen Dreck um eure Kinder."

Nach ein paar Schreckminuten holt die Security Rosa von der Bühne, sie landet in der Psychiatrie, und dennoch mündet ihre Geschichte halbwegs in einem Happy End, das nicht verraten wird.

Die Wiener Schriftstellerin Nadja Bucher liefert mit ihrem zweiten Rosa-Roman (nach "Rosa gegen den Dreck der Welt" und ihrer Groteske "Die Doderer-Gasse oder Heimitos Menschwerdung") erneut guten Lesestoff ab. Eine Mischung aus Ernsthaftigkeit und Skurrilität, Aufklärung und Unterhaltung. Nachgerade nachhaltig.

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Autor
Klaus Buttinger
Redakteur Magazin
Klaus Buttinger
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