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Ehrgeiz brennt, und Leidenschaft blüht

Von Peter Grubmüller, 07. November 2020, 00:04 Uhr
Ehrgeiz brennt, und Leidenschaft blüht
Andrea Petkovic Bild: EPA

Die Tennisspielerin Andrea Petkovic verwandelt ihr Leben mit "Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht" in Literatur.

"Ich war morgens aufgewacht und hatte keine Lust mehr aufs Training gehabt. Ich hatte angefangen, meine Routinen zu vernachlässigen. Ich vergaß zu essen. Wenn ich doch aß, bestellte ich mir etwas aufs Zimmer. Ich ging nicht mehr raus. Ich blieb in meinem Hotelzimmer, ich guckte Fernsehen, aber sah nichts." Das ist einer dieser Absätze, in denen Andrea Petkovic (33) ihre Leser nicht zu Voyeuren mit Einsicht in die Kammer eines Tennis-Profis macht, sondern zu Verbündeten. Die Athletin, die ihren Sport mit ihrem Wesen bereichert, hat bereits eine Kolumnen-Reihe in der FAZ geschrieben, nun untermauert sie, dass sie auch das Zeug zur literarischen Mittelstrecke hat – zu Erzählungen, die in dem Band "Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht" vorliegen.

Vater Serbe, Mutter Bosnierin

Petkovic bahnt sich chronologisch zu ihrem Werden der Nummer neun der Weltrangliste. Sie wächst in Darmstadt auf, alles könnte kurzweilig und leicht sein, wäre da nicht dieses Gefühl der Fremdheit. Ihr serbischer Vater kam 1986 nach Deutschland. Damals hieß das Land der Petkovics noch Jugoslawien, doch die Furchen in diesem Vielvölkerstaat sind nach Titos Tod längst aufgebrochen. Andrea und ihre bosnische Mutter kommen nach, ehe der Balkankrieg losbricht. "Aufenthaltsgenehmigung" und "Arbeitserlaubnis" sind die ersten deutschen Wörter, an die sich Petkovic erinnern kann. Im Gegensatz zu vielen ihrer Verwandten, die später in Deutschland landen, sind die Petkovics keine Flüchtlinge. Der Vater ist Tennislehrer, im Alter von sechs Jahren beginnt auch sie mit dem Sport. In der Schule und auf dem Tennisplatz glänzt sie. An ihre Lehrerin Frau Müller erinnert sie sich, weil die nach einem Wutanfall des Mädchens gesagt hatte, dass man nicht stets in allem die Beste sein könne. "Ich war vielleicht neun Jahre alt, aber war bereits sicher, dass das nicht stimmen konnte … Und Frau Müller, der dieses Geheimnis nicht offenbart worden war, obwohl sie älter war als ich, tat mir leid", schreibt Petkovic.

Mit dieser Grundstimmung eines überehrgeizigen und nicht von den Eltern geschubsten Mädchens zeichnet Petkovic die Wellenbewegungen ihrer Karriere höchst amüsant und erkenntnisreich. Bis sich nach gefühlter Leere trotz des Erfolgs, Rachegelüsten gegenüber jenen, die ihr in Zeiten von Niederlagen blöde Tipps gegeben haben, und Überlegungen, in New York zu bleiben und ein neues Leben anzufangen, die Haltung zum Sport verwandelt.

Sprachlich ausgefeilt und präzise aufgespürt schildert Petkovic, dass es keine Karriere ist, in die sie abertausend Stunden investiert. Sondern es ist ihr Leben, in dem sie scheitern werde, sofern die Betätigung nicht aus Leidenschaft und Liebe gespeist würden. Deshalb spielt sie immer noch Tennis, deshalb moderiert sie auch immer wieder "Das aktuelle Sportstudio" im ZDF. Weil sie so viel kann, auch sich selbst und den Profi-Zirkus in geschliffener Sprache analysieren.

Andrea Petkovic: "Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht", Erzählungen, Kiepenheuer & Witsch, 272 Seiten, 20,60 Euro

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Autor
Peter Grubmüller
Ressortleiter Kultur
Peter Grubmüller
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