„White House Down“: Wieder demoliert Roland Emmerich das Weiße Haus
Roland Emmerich erklärt, was sein Film „White House Down“ mit US-Politik zu tun hat.
Das Weiße Haus wird von einer bewaffneten paramilitärischen Gruppe gestürmt. Der Präsident ist die Geisel, die Regierung stürzt ins Chaos. Dies ist Ausgangspunkt von Roland Emmerichs neuestem Action-Film „White House Down“, der ab heute in unseren Kinos läuft. Ein Gespräch in den bestens geschützten Räumlichkeiten des Hotels Adlon am Brandenburger Tor.
„White House Down“ trägt sehr aktuelle Züge. Es könnte eine Metapher auf die Fesseln sein, die Barack Obama angelegt sind?
Emmerich: Richtig. Der Feind steht im eigenen Land. Im eigenen Haus, dem bekanntesten Zuhause der westlichen Welt. Mich beschäftigt dieses Projekt schon ein paar Jahre. Damals las ich eine Story über die ersten 100 Tage der Präsidentschaft Obama. Bereits da wurde vorausgesagt, dass es dieser Präsident im Weißen Haus sehr schwer haben würde. Weil alles Geld, das in diesem Land durch Geschäfte verdient wird, das Großkapital, faktisch gegen ihn stand. Da gibt es in den USA keinerlei gesetzliche Beschränkungen. It’s all about money! Er hatte damals gewinnen können, weil so viele einfache Menschen 40 oder 50 Dollar für den Wahlkampf spendeten. Das war eine königliche Idee. Dennoch: In seinen Schuhen möchte ich nicht stecken.
Ist er Ihr Lieblingspräsident?
Bill Clinton war für mich besonders gut. Weil er zum Beispiel das Defizit abbaute. Er erkannte: Wenn das so weitergeht, wird es knallen! Obama ist heute in einer ähnlichen Situation, auch mit dem Gesundheitswesen, mit der Krankenversicherung für kleine Leute. Auf einmal aber kommen reiche Idioten und wollen das abschaffen. Grundsätzlich: Ja, Obama ist genau der Präsident, den ich haben wollte.
Bereits im Mega-Hit „Independence Day“ haben Sie das Weiße Haus demoliert. Jetzt schon wieder. Normalerweise war ja eher immer die Freiheitsstatue als Symbol das erste Ziel der Vernichtung?
Stimmt, das Weiße Haus wurde meistens verschont, war die letzte heilige Kuh. Es gibt übrigens eine Szene mit der Freiheitsstatue, die mich besonders beeindruckt hat. Die war in „Planet der Affen“. Als Charlton Heston erkannte, dass er sich nicht auf einem fernen Planeten befinden würde, sondern auf der zerstörten Erde, denn im Hintergrund war die gekippte Freiheitsstatue zu sehen. Da sank er auf die Knie und sagte: „Wahnsinn! Wahnsinn!“ Das war ein großer Film-Augenblick!
Gerade jetzt steht die „Schutzmacht Nummer eins“ mit Syrien wieder vor einer großen Herausforderung?
Das Militärbudget der USA ist so hoch wie das von Russland, China, Deutschland, Frankreich und England zusammen. Mal zwei! Was sollen die denn mit dem ganzen Gerät tun? Gleichzeitig fallen in Amerika die Straßen zusammen, das Schul- und Gesundheitswesen geht den Bach runter, die Flughäfen sehen aus wie die in der Dritten Welt. Nein, sogar die sind oft besser.
„Independence Day 2“ ist in Vorbereitung. Wird es da wieder das Weiße Haus treffen?
Ich weiß noch nicht. Ich will damit erst 2016 in die Kinos kommen. Zum 20. Jahrestag des ersten Films.
Mit Witz in Schutt und Asche gelegt
Roland Emmerich kann es nicht lassen: Zum dritten Mal nach „Independence Day“ (1996) und „2012“ greift der gebürtige Stuttgarter das Weiße Haus an. Nun sind in „White House Down“ Terroristen dran.
Emmerich trägt dick auf. Eigenhändig soll der Polizist John Cale (Channing Tatum) den US-Präsidenten James Sawyer (Jamie Foxx) retten, der als Geisel in seinem Machtzentrum festgehalten wird. Dazu drohen die Terroristen mit einem nuklearen Armageddon. Es knallt, kracht und brennt. Neben den ausgefeilten Spezialeffekten kommen die Gefühle aber nicht zu kurz.
„White House Down“ ist insgesamt eine kurzweilige, spannende Popcorn-Movie-Unterhaltung. Dabei kommen nach und nach Komplotte und Intrigen zum Vorschein. Foxx erinnert frappant an Obama, Tatum an einen freundlichen Helden im Muskelshirt wie weiland Bruce Willis.
„White House Down“ hat einen verblüffend ähnlichen Plot wie „Olympus has fallen“, in dem Gerard Butler als Ex-Secret-Service-Agent den Präsidenten rettet. Doch Emmerichs Film hat viel mehr zu bieten als Antoine Fuquas brutale Action. Denn statt mit patriotischem Pathos legt Emmerich das Weiße Haus mit satirischem Witz in Schutt und Asche.
White House Down: USA 2013, 131 Min., OÖN-Bewertung: 5/6 Sterne
thema nun in kurzer zeit in drei filmen verarbeitet worden, gähn!