"Shoplifters": Familienbande – arm, aber herzlich
Sie sind eine bunt zusammengewürfelte Patchwork-Familie rund um den Tagelöhner Osamu (brillant Lily Franky).
Die scheinbaren Familienbande entwirren sich für den Zuseher allerdings erst im Laufe des Films. Sie hausen in einer Wellblechhütte, haben mit der Rente der Oma zu wenig zum Leben, zum Sterben zu viel. Osamu bringt seinem Ziehsohn das Stehlen bei: Sie sind "Shoplifters" (Ladendiebe) mit dem Motto: Was in einem Geschäft ist, gehöre ja niemandem, also könne man sich das nehmen.
Osamu und seine Frau finden eines Abends ein von seinen Eltern ausgesperrtes Mädchen und nehmen es kurzerhand mit nach Hause. Als sie entdecken, dass das Mädchen misshandelt wurde, wird es unter anderem Namen in die Familie aufgenommen.
Es sind die kleinen, zärtlichen Momente und Szenen im Film des Japaners Hirokazu Kore-eda, die (be)rühren. Und er kratzt gehörig am offiziell einwandfreien japanischen Familien- und Gesellschaftsbild. Denn es gibt sie auch dort, die Armen, die Obdachlosen…
Jeder kommt an seinen Platz
Irgendwie ist schnell klar, dass diese trotz aller Tristesse fröhlich gelebte Familienbande Risse bekommt. Die Behörden entdecken die Entführung der Kleinen, der Sohn wird beim Stehlen erwischt, die Oma aus dem Erdloch unter der Hütte exhumiert – es gab eben kein Geld für eine Beerdigung. Jeder von ihnen kommt an den Platz, wo er hingehört: ins Kinderheim, ins Gefängnis, zurück zur misshandelnden Mutter… Das ist rechtlich korrekt, menschlich schmerzt es. Tolle Schauspieler, bewundernswert vor allem die Kinder. Der Film, bereits Gewinner der Goldenen Palme in Cannes, ist auch für den Auslands-Oscar nominiert.
"Shoplifters – Familienbande", JP 2018; 125 Min.
OÖN Bewertung:
Der Trailer zum Film: