"Angelo": Ein Mensch, der in stiller Schönheit zur Sache wird
Außergewöhnliches Österreich-Kino
Der Film "Angelo" des Wieners Markus Schleinzer schafft etwas, was so viele andere nicht können: Er bleibt lange in Erinnerung. Und das bestimmt deshalb, weil er wiederum etwas tut, was der Großteil hunderter pro Jahr anlaufender Werke nicht erfüllt: Er bietet überragenden Schauwert und eine unverbrauchte, wahre Geschichte.
Angelo Soliman war "Hofmohr" in der Zeit von Kaiser Joseph II. (1741–1790). Sein Leben gliedert Schleinzer in drei Kapitel. Das erste zeigt das verschleppte afrikanische Kind, das zum Gaudium einer Marquise (Alba Rohrwacher) analysiert wird und später auf christlich-europäisch "getrimmt" wird. Als Erwachsener dient er der Unterhaltung des Kaisers (Lukas Miko), im letzten Kapitel wird er als konserviertes Objekt ins Museum gestellt.
Es ist ein Film über die extreme Unterdrückung eines Menschen, dem Identität und Rechte nicht verwehrt werden, sondern für den sie nie existieren. Schleinzer gesteht einem viel Zeit zu, Angelos Gefühlen nachzuspüren. Er leitet zur Empathie an, dämpft die Wut mit Bildern wie Gemälden, die in stiller Schönheit dahingleiten. Bis es zum Bruch kommt. Ein sehr guter, wichtiger Film, der auf den ersten Blick nicht österreichisch aussieht, aber mehr über das Land erzählt als so manches NS-Drama. (nb)
"Angelo": A/LUX 2018, 111 Min., Regie: M. Schleinzer
OÖN Bewertung:
Der Trailer zum Film: