Festivalitis im Salzkammergut
Das Festival der Regionen zieht 2021 in die Kulturhauptstadt von 2024.
Wer lernen wollte, wie man sich in der Kultur Aufmerksamkeit wegschnappt, war bisher beim Linzer Wettstreit zwischen Brucknerhaus und Landestheater herausragend aufgehoben. Mit Bad Ischl, der Bannerstadt der europäischen Kulturhauptstadt 2024, öffnet diese oberösterreichische Spezialität einen zweiten Schauplatz.
Wie das Land Oberösterreich am Donnerstag bekannt geben wird, steigt im Salzkammergut zum kulturellen Jubeljahr 2024 auch das biennal stattfindende "Festival der Regionen" (FdR) 2021 für zeitgenössische Kunst.
Trotz der Widerstände aus den eigenen Reihen hat sich der künstlerische FdR-Leiter Airan Berg (Verantwortlicher für darstellende Kunst bei Linz09) mit dem Salzkammergut durchgesetzt. Das FdR werde seine Schwerpunkte auf Bad Ischl und Hallstatt konzentrieren, heißt es.
Ursprünglich war die FdR-Initiative als Bad Ischler Rückversicherung für ein eventuelles Scheitern bei der 2024-Kandidatur gedacht gewesen. Mitte November fiel die Kulturhauptstadt-Entscheidung zugunsten des Salzkammerguts. Aber anstatt eines neuen Konzepts/einer neuen Region wurde das Backup-Argument in "Vertiefung der im Salzkammergut brennenden Themen" umgebogen, obwohl sich das FdR erst 2015 im Salzkammergut (Ebensee) niedergelassen hatte.
Das Land Oberösterreich trägt das "Festival der Regionen" mit rund 500.000 Euro (vom Bund kommen 200.000 Euro). Und was hier zu Überfütterung führt, schlägt sich woanders als Unterversorgung nieder. Wie wird diese Entscheidung etwa bei Innviertler Künstlern und Kulturvereinen aufgenommen werden? Dorthin hat es das "Festival der Regionen" seit 2001 nicht mehr verschlagen (Intendant damals: Ferry Öllinger).
Aktuell formiert sich die Kulturhauptstadt-Leitung. Sie wird sich demnächst aufmachen, um die im Bewerbungspapier vorformulierten kulturellen Leerstellen und gesellschaftspolitischen Dringlichkeiten der Salzkammergut-Gemeinden zu präzisieren. Währenddessen startet Airan Berg seine Recherche-Tour mit gleichen Gesprächspartnern zu gleichen Fragen. Glücklich ist, wer in dieser Festivalitis den Überblick behält.
Ich kann diese Entscheidung nicht nachvollziehen!