Glanzlichter und ein großer Flop: Was von "Linz 09" geblieben ist
LINZ. Vor bald 15 Jahren startete Linz in das Kulturhauptstadt-Jahr. Welche Bauten und Veranstaltungen hervorgegangen sind und welche Flops "Linz 09" brachte.
1985 vergab die EU erstmals den Titel "Europäische Kulturhauptstadt", damals an Athen. Ausgangsidee war, Einblicke in das kulturelle Leben zu geben, um die EU-Länder einander näher zu bringen. Seit 1999 erhalten mehrere Städte oder Regionen pro Jahr diese Auszeichnung. Inzwischen hat auch die Nachhaltigkeit mit Blick auf die Entwicklung des Austragungsorts an Bedeutung gewonnen. Die Frage nach dem "Was bleibt" stellt sich auch in Linz. Oberösterreichs Landeshauptstadt war 2009 die Kulturhauptstadt Europas.
Aus dem OÖN-Archiv:
Was blieb von "Linz 09"?
Linz09 - mit einem Budget von gut 60 Millionen Euro und geleitet von Martin Heller - wiederum bewirkte ein Umdenken in den Köpfen. Der seit Jahren von Linz angestrebte Imagewechsel von der Industriestadt zu einer Stadt mit Zeitkultur gelang einigermaßen. Die oberösterreichische Landeshauptstadt mauserte sich geografisch zwischen den beiden Kulturhochburgen Wien und Salzburg als Stadt der Moderne, die man durch kulturelle Impulse lebenswerter und interessanter machte. Die Aussicht, Kulturhauptstadt zu werden, befeuerte in Linz damals einige Großprojekte, die zwar vermutlich ohnehin verwirklicht worden wären, aber möglicherweise erst viel später.
Die Kulturhauptstadt-Highlights - und ein großer Flop:
- AEC: Das stark vergrößerte, technisch etwa mit dem neuen Deep Space und äußerlich mit einer weithin sichtbaren Leuchtfassade aufgewertete AEC wurde pünktlich zum Start des Kulturhauptstadtjahres wiedereröffnet.
-> Die OÖNachrichten berichteten vor 15 Jahren: Acht Millionen Euro für die AEC-Fassade - Linzer Schloss: Auch der nach 200 Jahren wiederaufgebaute Südflügel des Linzer Schlosses, der diesem ein zeitgemäßeres Äußeres und der Sammlung des Landesmuseums mehr Platz gab, wurde noch 2009 fertig.
-> Ein Südflügerl zur Eröffnung des Südflügels - Musiktheater: Die Bewerbung und später der Zuschlag als Kulturhauptstadt brachte endlich Tempo in eine über vier Dekaden geführte Debatte um ein neues Musiktheater in Linz. Auch wenn es erst 2013 den Betrieb aufnahm: Das neue Haus am Linzer Volksgarten machte aus dem angestaubten Landestheater ein modernes Mehrspartenhaus, das überregional wahrgenommen wird.
- Höhenrausch: Es entstanden aber auch neue Formate, die 2009 überlebten: Der Höhenrausch, eine Ausstellung über den Dächern der Stadt, entpuppte sich als Publikumsmagnet und war mit mehr als 270.000 Besuchern das meistfrequentierte Projekt der Kulturhauptstadt. Es folgten bis 2021 weitere Ausgaben, vorerst eingestellt wurde das Format aber nicht mangels Erfolg, sondern u.a. wegen der Baufälligkeit der Holzstege am Dach.
-> Die OÖN berichteten Ende Mai 2009 von der Eröffnung: Höhenrausch führt über die Dächer von Linz zu neuen Perspektiven - "Kulturhauptstadt des Führers": Linz09 lieferte ebenfalls Anstöße, sich als "Lieblingsstadt Hitlers" mit der NS-Vergangenheit auseinanderzusetzen. Der Zeitgeschichte-Schwerpunkt bleib zwar umstritten, die Schau "Kulturhauptstadt des Führers" sahen jedoch dann fast 60.000 Besucher.
- Haus "Bellevue": Natürlich wurden 2009 auch Dinge angestoßen, die auf den ersten Blick nicht ins Rollen kamen, deren Grundidee aber dann doch weiterlebte. So mussten das vermutlich auffälligste Gebäude der Kulturhauptstadt, das knallgelbe Haus "Bellevue" oberhalb der Mühlkreisautobahn (A7), und die Veranstaltungshalle im Hafen rasch wieder weichen, zumindest der Hafen wurde aber seither städtebaulich stark aufgewertet.
-> Aus dem Archiv: Warum das gelbe Haus "Bellevue" weichen musste - Ahoi-Pop: Nachdem die Kulturhauptstadt bereits den Donauhafen als Konzertlocation genutzt hatte, etablierten sich in den Folgejahren rund um die Donau weitere Kulturevents: Das Ahoi-Pop!-Sommer-Open-Air fand an der Donaulände seinen Platz, im Vorjahr mutierte es zum größeren Lido-Sounds-Festival auf der gegenüberliegenden Uferseite.
- Bubble Days: 2011 wurden die Bubble Days, ein zweitägiges Hafenfest mit Graffiti, Extrem-Sport und Live-Musik ins Leben gerufen.
- Mural Harbor: Mit Mural Harbor entstand in den folgenden Jahren Europas größte Graffiti- und Muralismo-Galerie.
- Linz-09-Flop: Vom Pech verfolgt war hingegen das Linz09-Projekt "Linzer Auge", eine sich drehende Aussichtsplattform in der Donau. Hochwasser und eine technische Pannenserie sorgten dafür, dass sich die als "neues Wahrzeichen der Stadt" angepriesene Installation nie drehte.
-> Nach Untergang: Was wurde aus dem Linzer Auge?
Das gelbe Haus am Bindermichl war sehr cool 😀
Die Fixkosten bzw. Kostenzuschüsse sind bei einigen Projekten geblieben.
Mit der Investition ist es meist nicht getan.
Das Projekt Turmeremit im Neuen Dom gibt es bis heute
Sinnlose Geldverbrennung
Wenn du das sagst, kann man vom Gegenteil ausgehen.
wer erinnert sich schon daran🤔
in eine schnelllebigen Zeit wo die Leut nur auf Spaß und Acts Lust haben
Und ich habe von 2009 -2016 beim Höhenrausch viel gearbeitet! War eine schöne Zeit!
Ein Artikel über Linz 09 und was blieb. Der Kepler Salon, der zumindest bis 2022 bestand wird nicht einmal erwähnt.
Ein prominenter OÖN-Journalist war dort häufig Gastgeber; egal.
Das Linzer Auge war ein Geschenk der Architektenkammer und nicht ein direktes Linz 09 -Projekt. Was die Bubble Days mit 09 zu tun haben, erschließt sich mir nicht ganz.
was war denn da beim Höhenrausch, dem wohl bekanntesten Projekt eigentlich falsch gebaut worden, wenn der nach so kurzer Zeit aus baulichen Gründen eingestellt hat werden müssen? hat man das falsche Holz verwendet, oder nicht geschützt, oder was ist da hauptsächlich schiefgegangen?
übrigens wäre es für jede Zeitung gerade bei einem technischen Thema wichtig, wenn man nicht nur die offiziellen Vertreter zitieren würde, sondern etwas tiefer geht und Techniker Meinungen einholt und diskutiert.
Warum etwa nicht mehr Windräder und öffentliche Photovoltaik, sowie Leitungen gerade in OÖ gemeinwirtschaftlich ausgebaut wurden, das wäre eine der drängensten Fragen, in dieser von Umweltthemen geprägten Zeit. Nachhaltigkeit entsteht nur durch technische Höchstleistung und Erfahrung, und nicht durch schnelllebiges Geschäft. Ansonst ist aber doch ein großer kultureller Impuls geblieben! Es gilt für Alle die Unschuldsvermutung.
Falsches Thema erwischt.