"Tristan und Isolde": Zähe Düsternis in Bayreuth
Eröffnung mit Buhs und einem kurz angebundenen Publikum
Regisseur Thorleifur Örn Arnarsson wollte eine zutiefst menschliche Geschichte, intime Momente und große Bilder zeigen. Gelungen ist das bei der Eröffnung der Bayreuther Festspiele am Donnerstag nicht wirklich. Für seine düstere Version von Wagners großer Liebesoper „Tristan und Isolde“ kassierte der Isländer einige Buhs. Das lag wohl daran, dass in den mehr als vier Stunden, die die über weite Strecken sehr statische Aufführung dauert, herzlich wenig passiert.
Im ersten Akt wickelt sich Camilla Nylund als Isolde aus einem überdimensionalen Hochzeitskleid aus und wieder ein. Und Tristan (Andreas Schager) verliebt sich in sie ganz ohne Liebestrank. Das Fläschchen schlägt sie ihm nämlich aus der Hand, bevor er daraus trinken kann. Arnarsson scheint zeigen zu wollen: Hier geht es doch nicht um Magie, sondern um zwei Menschen, die sich halt verlieben.
So zeigt er das Paar im zweiten Akt auch nicht unbedingt im Clinch mit König Marke (Günther Groissböck), der Isolde eigentlich zur Frau bekommen sollte, sondern vor allem im Kampf mit sich selbst. Es ist also nicht der eifersüchtige König, der die Liebe bedroht, sondern – wie so oft – ein Kommunikationsproblem, das auch an den dem Paar zugedachten gesellschaftlichen Rollen liegt. Die Umsetzung bleibt problematisch. Denn über die durchaus beeindruckenden Bühnenbilder hinaus geschieht einfach zu wenig. Und das, was geschieht, ist auch noch schlecht zu sehen.
Viel Applaus gab es für den musikalischen Teil – für Dirigent Semyon Bychkov, obwohl es ihm nicht immer gelingt, das Orchester so zu führen, dass es die Sänger nicht übertönt und auch nicht zu leise ist. Applaus gab es auch für Christa Mayer (Brangäne), Olafur Sigurdarson (Kurwenal), für Nylund und etwas weniger für Groissböck. Am meisten würdigte das Publikum jedoch Schager. Dabei steckt der als Tristan im Vergleich zur zart agierenden Nylund manchmal zu viel Kraft in seine Stimme. Im Vergleich zu sonst fielen die Reaktionen kurz aus. Weder langer Jubel, aber auch keine endlosen Buhrufe wie nach dem „Ring“ von Valentin Schwarz.
Fazit: Wagners Liebesoper als ein mehr als vierstündiges Epos, bei dem herzlich wenig passiert.