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Erste Einblicke: Wie sich Steyr für die Landesausstellung rüstet

Von Peter Grubmüller und Herbert Schorn, 10. April 2021, 00:04 Uhr
Erste Einblicke: Wie sich Steyr für die Landesausstellung rüstet
Bild: Land OÖ/Odorizzi

Am 24. April soll die Schau öffnen und die schillernde Geschichte der Stadt unter den Aspekten "Arbeit, Wohlstand und Macht" erzählen.

Während die Sorgen um das MAN-Werk vielen Steyrern schlaflose Nächte bereiten, gibt es einen kulturellen Lichtblick für die 38.000-Einwohner-Stadt. In zwei Wochen beginnt hier die letzte Landesausstellung (Budget: zehn Millionen Euro, inklusive bauliche Maßnahmen), bevor dieses Schau-Konzept generalüberholt wird – vorausgesetzt, Corona macht den Organisatoren keinen Strich durch die Rechnung.

Worum geht es? Die wissenschaftlichen Leiter Herta Neiß und Michael John, beide Lehrende der Linzer Kepler Uni, gestatteten den OÖNachrichten erste Einblicke: Unter dem Titel "Arbeit, Wohlstand, Macht" erzählt die Ausstellung anhand von rund 1000 Objekten an den Schauplätzen Innerberger Stadel, Schloss Lamberg und Museum Arbeitswelt, wie Arbeiterschaft, Bürgertum und Adel der Stadt Steyr zu Wohlstand verhalfen.

Verarbeitung von Eisen und Metall made in Steyr waren seit jeher gefragt, sagt John: "Im Mittelalter war Steyr eine der reichsten Städte Mitteleuropas und genoss Weltruf."

Wichtig sei bei der Gestaltung der Ausstellung ein leicht verständlicher Zugang gewesen, sagt Neiß: "Im Museum Arbeitswelt haben wir zum Beispiel jene elektrische Ausstellung nachgebaut, die der Steyrer Industrielle Josef Werndl im 1884 in Steyr initiierte. Wir haben dafür die originalen Pläne gefunden." Damals wurde in Steyr die erste elektrische Probestraßenbeleuchtung Österreichs installiert.

"Für Betrieb und Vermittlung der Inhalte haben wir ein Vier-Varianten-Plan entwickelt, um auf alle Corona-Öffnungsszenarien vorbereitet zu sein", sagt Projektleiter Roland Pichlbauer von der Landeskulturdirektion. Das Angebot umfasst unter anderem niederschwellige Online-Angebote (Filme, gestreamte Liveführungen) bis zur analogen Präsenz-Vermittlung. Pichlbauer: "Online wenden wir uns unter anderem an Schulklassen, die vermutlich noch länger nicht geführt durch die Ausstellungen gehen dürfen. Das heißt, Besucher erfahren die Inhalte im Stile eines Workshops interaktiv von einem Vermittler. Das soll auch zu einem Besuch zu einem späteren Zeitpunkt animieren. Aktuell gehen wir von der gegenwärtig gestatteten 20-Quadratmeter-Regel ohne Führung aus." Demnach wären 20 Personen gleichzeitig in der Schlossgalerie und 50 im Museum Arbeitswelt gestattet. Pichlbauer: "Per Online-Reservierung bieten wir Timeslots an, um Wartezeiten an der Kassa zu vermeiden." Sobald wieder gestattet, gehen die eigens ausgebildeten Infotrainer auf neuralgischen Plätzen auf Besucher proaktiv zu. Zudem gibt’s das Projekt "Mitten in der Stadt" entlang der Wege zwischen den drei Ausstellungsorten: vom Sommerkino über mobile Stadtmöbel bis zu Kepler-Salon-Gesprächen.

Wie es mit den Landesausstellungen nach 2021 weitergehe, werde zwischen Landeskulturdirektion und Kultur GmbH (vormals Landesmuseum) gerade verhandelt. Pichlbauer vermutet ein gemeinschaftliches Projekt der beiden Institutionen, aber sowohl der Titel der Schau als auch deren Zyklus sei noch ungewiss. Pichlbauer: "Wann es dieses neue Format geben wird, hängt auch davon ab, wie schnell wir nun zu einer Idee kommen."

Der Innerberger Stadel

Das historische Gebäude im Zentrum von Steyr wurde extra für die Landesausstellung um fünf Millionen Euro renoviert und wird in Zukunft das Stadtmuseum beherbergen.

Der Innerberger Stadel
Bild: Land OÖ/Odorizzi

Die Landesausstellung zeigt hier das bürgerliche Leben: So sehen die Besucher die Arbeitswelt der Zünfte zum Beispiel in einer Sensen- und einer Nagelschmiede, der zweite Stock inszeniert das bürgerliche private Wohnen. Das Leben in der Stadt bringen Porträts von 15 ausgewählten Persönlichkeiten näher, von der Eisenhändlerfamilie bis zur Schriftstellerin Marlen Haushofer.

„Wir zeigen Steyrs Geschichte auch mit vielen kleinen Objekten“, sagt Michael John. So wird eine Locke von Anton Bruckner zu sehen sein, weil der Komponist Steyr so liebte, ebenso der erste Druck des Liedes „Stille Nacht“, der in Steyr entstand. Zur besseren Orientierung gibt es ein interaktives Stadtmodell und einen Zeitstreifen mit historisch wichtigen Epochen.

Das Schloss Lamberg

Im Schloss Lamberg sehen die Besucher die Prunkräume, in denen die adelige Familie bis 1938 wohnte. Die 12.000 Bände starke Bibliothek sei zum ersten Mal der breiten Öffentlichkeit zugänglich, sagt Herta Neiß: „Sie ist eine der bedeutendsten privaten Bibliotheken Österreichs.“

Das Schloss Lamberg
Bild: Land OÖ/Odorizzi

Auch hier wird die Geschichte anhand von Menschen dargestellt. So unterhielt Maximilian Joseph von Lamberg (1729–92) einen regen Briefwechsel mit Giacomo Casanova (1725–98). Gustav Joachim von Lambergs Hochzeit mit der bürgerlichen Katerina hatte zur Folge, dass die Familie den Fürstentitel verlor. Und Paula Lamberg machte im 20. Jahrhundert als Skispringerin („die fliegende Gräfin“) von sich reden. Zu sehen ist u. a. der von Neiß entdeckte Briefwechsel zwischen Max Imhof, einem Schwiegersohn des Industriellen Josef Werndl, und Thronfolger Franz Ferdinand sowie die Vermögensaufstellung von Josef Werndl.

Das Museum Arbeitswelt

„Bei der Vorarbeit für die Landesausstellung hab ich verinnerlicht, wie wichtig der Kampf für arbeitsrechtliche Belange war und ist – die heutigen Rechte sind keine Selbstverständlichkeit und mussten erst errungen werden“, sagt Projektleiter Roland Pichlbauer.
Die prächtige Gründerzeit-Architektur in der ehemaligen Messer- und Waffenfabrik beherbergt eine moderne Schau zu Arbeitsalltag, Familienleben und gravierenden Herausforderungen der Fabriksarbeiter-innen und -arbeiter.

Das Museum Arbeitswelt
Bild: Land OÖ/Odorizzi

Auf der Zeitebene werden die Epochen Industrialisierung, Wirtschaftswachstum, Wirtschaftskrise der 1920er-Jahre, Bürgerkrieg, Nationalsozialismus bis zur Gegenwart aufgefächert – bis zur Frage, wie wir unseren Arbeitsalltag künftig gestalten wollen. Zu dieser Fragestellung locken die Veranstalter die Besucher mithilfe interaktiver Stationen aus der Reserve, um sich an dieser Gestaltungsdebatte zu beteiligen.

Die Landesausstellung von 24. April bis 7. November

Unter dem Titel „Arbeit – Wohlstand – Macht“ soll die Landesausstellung ab 24. April in Steyr die Aspekte von der Industrialisierung bis zur Zukunft der Arbeit beleuchten. Die Schau ist im renovierten Innerberger Stadel, im Schloss Lamberg und im Museum Arbeitswelt bis 7. November (täglich 9–18 Uhr) zu erleben. Eintritt: 10 Euro (ermäßigt 8), Familien: 20 Euro.

Stadtschreiber: Im Rahmen der Landesausstellung wird der Berliner Andreas Stichmann erster Stadtschreiber. Er bleibt sieben Monate in der Stadt, wird monatlich eine Kolumne in den OÖN schreiben und bei den Literaturtagen (21.–23. Mai) lesen.

Nähere Informationen gibt es auf www.landesausstellung.at

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Peter Grubmüller
Ressortleiter Kultur
Peter Grubmüller
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Redakteur Kultur und Leben
Herbert Schorn
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