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Ein starkes Stück über das Würfeln um Leben und Tod

Von Peter Grubmüller, 26. Juli 2019, 00:04 Uhr
Ein starkes Stück über das Würfeln um Leben und Tod
An insgesamt elf Abenden holen die Frankenburger ihre eigene Geschichte in die Gegenwart. Bild: FWS

Frankenburger Würfelspiel: Heute findet die Premiere des historischen Stoffes statt.

"Im Gedenken an alle Menschen, die gestern und heute an Intoleranz und sozialer Ungerechtigkeit litten und noch immer leiden." Mit diesem Satz des Marktrichters Christoph Strattner endet das Volksschauspiel "Frankenburger Würfelspiel" nach dem bestialischen Tribunal, das die oberösterreichischen Bauernkriege auslöste. In der Regie von Hans Gebetsberger findet heute die Premiere statt.

Die mit harter Hand vorangetriebene Gegenreformation sah 1625 vor, in der protestantischen Pfarrei Frankenburg einen katholischen Pfarrer einzusetzen. Es kam zum Aufstand und zur Belagerung des Schlosses Frankenburg durch die Bevölkerung. Weil Adam Graf von Herberstorff (bayerischer Statthalter im "Lande ob der Enns") Gnade versprach, gaben die Rebellen ihren Widerstand auf. Auf dem Haushamerfeld (fünf Kilometer von der heutigen Freilichtbühne "Leitrachstetten" entfernt) ließ er dennoch 5000 Männer zusammentreiben, darunter auch 36 vermeintliche Rädelsführer, die er jeweils paarweise um ihr Leben würfeln ließ. 17 Männer wurden nach diesem schauerlichen Glücksspiel gehängt.

Seit 1925 erinnert die 5000-Einwohner-Gemeinde im Hausruckviertel mit diesem alle zwei Jahre wiederkehrenden Schauspiel samt 350 Mitwirkenden an dieses Ereignis. 3000 Besucher fasst das riesige Areal der Freilichtbühne mit einer 60 Jahre alten Linde im Mittelpunkt, das sich über den Grundbesitz von sieben Bauernfamilien erstreckt. Dass diese ihr Land immer wieder zur Verfügung stellen, liegt an den Argumenten des jeweiligen Obmanns des Vereins "Frankenburger Würfelspiel", zu dem im Frühjahr Michael Neudorfer gewählt wurde.

Im VW-Käfer um den Attersee

Sein Großvater war schon beim Schauspiel-Auftakt 1925 dabei. Sein Vater wirkte von 1959 bis 1987 mit – "damals sind wir in einem VW-Käfer mit einem Megaphon rund um den Attersee gefahren, um die Leute für das Stück zu begeistern", sagt Neudorfer. Der 59-Jährige, der in der Rolle des Richters Strattner zu erleben ist, holt das Ereignis mit der Aufwertung von Frauenrollen und durch die ernsthafte Auseinandersetzung mit der Diskriminierung von Minderheiten in die Gegenwart. Noch in den 1950er-Jahren hatten katholische Pfarrer von der Frankenburger Kanzel gepredigt, an diesem Stück ja nicht mitzuwirken. Damals ist auch die ehemalige Linde nach einem Säureanschlag eingegangen.

Neudorfer: "Das ist noch nicht so lange her, außerdem braucht man sich nur umzuschauen und entdeckt heute noch genug Beispiele für ausgrenzende Geisteshaltung." Die Schriftsteller Franzobel und Kurt Palm haben sich zur Premiere angesagt. Ihr Kollege René Freund wird in seiner Festrede über die Kraft des Volkstheaters sprechen. Ein eigens für Frankenburg gegründetes Sextett des Gitarristen und Komponisten Klaus Trabitsch transponiert die ländliche Kultur zusammen mit Akkordeon-Koryphäe Otto Lechner in die Tonart alpiner Weltmusik. Vor allen anderen Vorstellungen spielen Marktmusik- und Trachtenkapelle auf dem Marktplatz. Eine bemerkenswerte Begegnung von Volkskultur und gesellschaftspolitischem Engagement.

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Autor
Peter Grubmüller
Ressortleiter Kultur
Peter Grubmüller
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