"Auf Gnade rechnend, Doms Franz"
Porträt: Der aus Linz stammende Journalist Jürgen Pettinger skizziert im Buch "Franz", wie ein junger Wiener wegen seiner Homosexualität von den Nazis drangsaliert, inhaftiert und 1944 ermordet wurde.
Per Zufall stieß ZIB-Moderator Jürgen Pettinger bei Recherchen auf die Akte von Franz Doms. Der 21-Jährige wurde am 7. Februar 1944 "wegen widernatürlicher Unzucht in 18 Fällen" von den Nazis per Fallbeil hingerichtet. "Als ich das las, lief mir ein Schauer über den Rücken", sagt Pettinger, der selbst homosexuell ist. "Diese Geschichte ließ mich nicht mehr los."
Nun hat der 45-Jährige, der in Linz aufwuchs, in einem Buch Doms’ Leidensgeschichte nachgezeichnet. Wie er mit 18 Jahren zum ersten Mal in die Fänge der Nazi-Justiz geriet, als ihn zwei Nachbarn anzeigten, unter anderem weil er ein "Warmer" sei. Wie er in der Untersuchungshaft den Versuchen widerstand, Namen anderer Homosexueller zu nennen. Wie er nach dem Freispruch in Kurt die erste Liebe fand und ihn diese Liebe ins Gefängnis brachte, wo er schikaniert und gefoltert wurde. Wie er, um Kurt (und sich selbst) freizukaufen, schließlich die Namen von 18 weiteren Homosexuellen nannte – und ihm dieser Deal (neben zwei kleinen Delikten) zum Verhängnis wurde: zum Tod verurteilt, Gnadengesuch abgeschmettert.
Pettinger erzählt die Geschichte mit viel Sympathie für Franz Doms. Wo die Akten schweigen, bedient sich der Autor anderer Quellen, um Doms’ Schicksal – eines von Zehntausenden der von den Nazis verfolgten Homosexuellen – nachfühlbar zu machen. Man könne von Doms viel lernen, sagt Pettinger: "Er hat sein Leben gelebt, ohne Rücksicht auf die giftige Welt, die ihn umgab."