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Roger Moore - Adieu, Partner vieler heiterer Interviews

Von Ludwig Heinrich, 23. Mai 2017, 20:24 Uhr
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Bildergalerie Roger Moore im Alter von 89 Jahren gestorben
Bild: (dpa)

Mit den 007-Abenteuern begann für OÖN-Filmexperte Ludwig Heinrich eine Serie von Interview-Begegnungen mit Roger Moore. Und da erwies sich der Brite vor allem als Schmähbruder, der nichts wirklich ernst nahm – inklusive seiner selbst.

Vorher war er, auch hierzulande, bereits durch TV-Serien wie „Simon Templar“ und „Die Zwei“ zum Publikumsliebling geworden. Aber seine ganz große Zeit begann, als er Ende der Siebzigerjahre des vorigen Jahrhunderts von Sean Connery die Rolle von James Bond, des Geheimagenten 007, übernahm. Den verkörperte Roger Moore insgesamt sieben Mal, also öfter als jeder andere. Mit den 007-Abenteuern begann für mich auch eine Serie von Interview-Begegnungen mit ihm. Und da erwies sich der Brite vor allem als Schmähbruder, der nichts wirklich ernst nahm – inklusive seiner selbst.

Die meisten Premieren für die Bond-Produktionen und Interview-Sitzungen fanden in London statt. Bei einer dieser Premieren wurde er von einer TV-Reporterin folgendermaßen angesprochen: „Sie schauen blendend aus heute. Halten Sie sich für die Bond-Filme auf spezielle Art fit?“

Roger: „Ja, mit jeder Menge Schönheitsoperationen.“

Die TV-Dame: „Blödeln Sie immer so?“

Roger: „Ja.“

Sie: „Gibt es denn gar nichts, was sie ernst nehmen?“

Roger: „Nur meine Kinder.“

Nach der Premiere scherzte er weiter: „Wissen Sie, eigentlich wäre ich fast nicht gekommen, denn ich lese in den englischen Zeitungen seit Tagen die Liste der Prominenz – immer mit genauer Altersangabe. Auch Prinz Charles und Prinzessin Diana, die heute Premierengäste waren, wurden von dieser Unart nicht verschont. Stellen Sie sich vor, dass nun auch neben meinem Namen das genaue Alter steht. Da werde ich ja unglaubwürdig in meiner Rolle.“

Anfänglich scherzte er bisweilen auch in deutscher Sprache, die er recht gut beherrschte, weil er 1945 als 18jähiger in die britische Armee eingetreten und eine Zeitlang in Kärnten stationiert war.

Im Gegensatz zu seinem schottischen Vorgänger Sean Connery machte es dem in Stockwell (heute ein Stadtteil von London) geborenen Roger Moore nie etwas aus, mit seiner Rolle identifiziert und auf der Straße als „Mister Bond“ angesprochen zu werden. „Ist doch in Ordnung“, meinte er, „ identifiziert wird man ja nur mit etwas, was erfolgreich ist.“

Ober ihn bis zum 90. Lebensjahr spielen würde? „Na ja, Sie wissen“, grinste er, „bei einem Geheimagenten kommt es immer drauf an, wie schnell er hüpfen kann.“

 Aber eigentlich sei James Bond ja gar kein Geheimagent: „Wie kann ein Agent geheim sein, wenn ihn jeder kennt?“

 Einer hat über die Späße des Mister Moore weniger gelacht. Nämlich der Bond-Produzent Albert R. Broccoly, „Cubby“ genannt. Denn immer ging es da um das liebe Geld, um die nächste Gage. Ein Dialog zwischen den beiden, belauscht bei der Premierenfeier von „Octopussy“, für den Schauspieler sein sechster Auftritt als James Bond. Teile des Films waren in Indien entstanden.

Roger: „Weißt du, Cubby, 6 ist eine sehr schöne Zahl. Deshalb sind sechs Mal 007 für mich genug. Endgültig genug. Ich höre auf.“

Broccolis Reaktion: ein gequältes Lachen.

Dann in meine Richtung: „Wissen Sie, ich höre auf, weil ich einfach schon genug Geld habe.“ Dabei zog er zwei dicke Bündel Geldscheine aus der Tasche. Indische Rupien. Roger Moore hatte seine Gags also oft auch optisch vorbereitet. . .

Bei „Octopussy“ war er noch in Begleitung seiner langjährigen und immer etwas eifersüchtigen Ehefrau Luisa (die Scheidung sollte ihn später 16 Millionen Euro kosten).

Frage an ihn: „Es wird behauptet, dass sie alle Entscheidungen trifft. Stimmt das?“

Roger: „Die Dinge stehen folgendermaßen. Ich rede ihr nicht drein, was sie zu Hause tun soll und sie redet mir bei meinen auswärtigen Dingen nicht drein. Die Rollenverteilung sieht so aus: Sie entscheidet, wohin wir gehen, welches Auto wir kaufen, wo wir Urlaub machen, und ich entscheide zum Beispiel über den Nahen Osten und die Stationierung von US-Atomwaffen in England. Ist doch ganz einfach, nicht wahr?“

In Wirklichkeit litt er, der große Kino-Geheimagent, jedoch an Angst vor Schusswaffen.

Einmal wurde er zu einem Festival nach Dallas eingeladen, wo zehn seiner Filme aus der Vor-James-Bond-Zeit gezeigt werden sollten. „Das“, erklärte er, „soll eine Retrospektive meiner Schauspielkunst werden. Meiner was? Na ja, sicher wird das Publikum sehr leiden. Ich hab’ ja immer nur das Gleiche gemacht.“

Ein paar Minuten später: „Sehen Sie sich als Schauspieler wirklich so negativ?“

Roger: „Warten Sie. Ich habe mittlerweile meine Meinung geändert. Früher habe ich immer gesagt, ich sei schrecklich. Stimmt gar nicht. In Wirklichkeit bin ich wundervoll, ganz wundervoll. . .“

Auch bei einer Oscar-Zeremonie macht Moores Sinn für Scherz-Einlagen nicht halt. 1973 sollte er die Trophäe an Marlon Brando überreichen. Doch der hatte sich entschieden, den Preis wegen „Diskriminierung der Indianer“ nicht entgegenzunehmen. Also steckte Roger das goldene Männchen kurzerhand ein und nahm ihn mit nach Hause. Viele, die ihn beim Verlassen des Dorothy Chandler Pavillons beobachteten, glaubten, er selbst wäre gerade ausgezeichnet worden. Er widersprach nicht. Später musste er den Oscar allerdings zurückschicken. Selbst war ihm in Wirklichkeit nie vergönnt. Dafür gab es für ihn genug andere Ehrungen.

Von Roger Moore gibt es auch zwei Bücher. 2008 erschien  „Mein Name ist Bond“ und 2012 „Bond über Bond“.

Eigentlich, witzelte er, wollte er ja zunächst eine Biographie mit dem Titel „Never See That Man Again – Schauen Sie sich diesen Mann nie wieder an“ herausbringen. Am allerliebsten, merkte er an, hätte er aber immer etwas ganz Anderes geschrieben.

Nämlich?

„Meinen Namen. Auf die Quittung für einen dicken Scheck.“

Adieu, Partner vieler heiterer Interviewstunden.

 

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3  Kommentare
3  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
oblio (24.790 Kommentare)
am 23.05.2017 20:42

Vorher war er bereits als Prinz Eisenherz bekannt!

Ein brillanter Schauspieler!
RIP!

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oblio (24.790 Kommentare)
am 23.05.2017 20:56

Sorry, das war Robert Wagner.
Er war Ivanhoe, dann noch
Simon Templar.

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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 23.05.2017 23:16

@oblio: Also ein brillanter Schauspieler war Roger Moore eher nicht, finde ich, und das war auch seine eigene Ansicht. Er war ein sehr durchschnittlicher Schauspieler, der viel Glück hatte, die James-Bond-Rolle zu bekommen (obwohl er älter war, als Connery, der sie zuvor hatte), und daraus im eigenen Stil viel machte.

Aber Moore war ein grosser, fescher, sehr charmanter Mann, der angenehm im Umgang war und nicht grössenwahnsinnig wurde, wie viele seiner Kollegen, im Gegenteil er blieb ein sympathischer Gentleman und nützte seine Popularität und Bekanntheit, um Kindern zu helfen. Das war seine beste Rolle.

Übrigens, falls Ihr es schon vergessen habt, Roger Moore spielte auch in einem Werbespot für die ÖBB den "Helden" mit dem Motto: "Schiene statt Verkehrslawiene!"

Er hatte ein gutes und erfülltes Leben. Das zählt.

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