Bolcom: "Oper ist nichts Heiliges, Oper ist Theater"
"McTeague": Europäische Erstaufführung von William Bolcoms Westernoper am Samstag im Linzer Musiktheater.
"Es ist die beste Einführung für Menschen, die zögern, in eine moderne Oper zu gehen", sagt Matthias Davids. Der Chef der Musical-Sparte am Linzer Landestheater wird die europäische Erstaufführung von William Bolcoms "McTeague – Gier nach Gold" inszenieren. Die Premiere steigt am 6. Februar im Linzer Musiktheater. Es ist ein Wagnis, das Intendant Rainer Mennicken mit dieser Produktion eingeht, aber vor allem ein bemerkenswerter Impuls, um das Genre Oper weiterzubringen und nicht alte Zöpfe neu zu frisieren.
Dass sich der 77-jährige Bolcom, der den Pulitzer-Preis für Musik (1988) und für Einspielungen seiner Kompositionen vier Grammys gewonnen hat, nicht bloß für Linz entschieden hat, sondern seit einer Woche sogar die Proben überwacht, liegt an Dennis Russell Davies. Die beiden kennen einander ewig, der Chefdirigent des Bruckner Orchesters hat "McTeague" nach dem 1899 erschienenen Roman von Frank Norris im Oktober 1992 in Chicago uraufgeführt.
"Es war ein Auftragswerk von Ardis Krainik, der damaligen Intendantin der Lyric Opera of Chicago. Ich sagte ihr, dass das Libretto von meinem langjährigen Freund Arnold Weinstein (1927– 2005, Anm.) und Robert Altman (1925–2006, Anm.) stamme – Weinstein kannte sie, aber mit Altman konnte sie nichts anfangen. Das zeigt, dass die Oper noch immer wie eine Insel ist, die mit anderen künstlerischen Genres wenig zu tun haben will", sagt Bolcom im Gespräch mit den OÖNachrichten. Dabei war der Filmemacher Robert Altman fünfmal für den Regie-Oscar nominiert und hatte damals schon Meisterwerke wie "MASH" und "Nashville" inszeniert.
Bolcom pflegt die künstlerische Grenzenlosigkeit, seine Musik ist aus allen nur denkbaren Einflüssen gewoben. "Oper ist nichts Heiliges, Oper ist Theater", sagt Bolcom. Er erinnere sich an viele Produktionen, bei denen die Sänger keine Ahnung hatten, was sie da sangen – so ein Ergebnis kann nur leer und flüchtig sein. Aber wenn in "McTeague" eine Figur die andere hasst, dann müsse das zu hören sein.
Es wird relativ viel gehasst in diesem kalifornischen Westerndrama über Neid, Missgunst und die ewige Verlockung des Goldes. Der grobe, einfältige Zahnarzt-Autodidakt McTeague erlebt in dieser Parabel nach Brechtschem Zuschnitt Aufstieg und Fall – begleitet von seiner Frau Trina, einem schicksalhaften Lotterie-Gewinn und dem Widersacher Marcus Schouler. "Das Werk vereint die Energie eines Broadway-Musicals mit der Ambition der europäischen Oper", urteilte die "New York Times" nach der Uraufführung.
Oper: "McTeague" von William Bolcom, musikalische Leitung: Dennis Russell Davies, Daniel Linton-France, Regie: Matthias Davids, Bühne: Mathias Fischer-Dieskau, Kostüme: Susanne Hubrich; Linzer Musiktheater, Premiere: 6. Februar; Termine: 9., 15., 26., Februar; 11. März; 2., 11. April; 10., 14. Mai; 2., 9. Juni.