"Unsane – Ausgeliefert": Die Heilung als einzige Hölle
Steven Soderberghs "Unsane" – ein nicht ganz furioses Psychodrama.
"Ihren Ärger an mir auszulassen, ändert nichts am Resultat." Dieser Satz, den Sawyer Valentini gleich als einen ihrer ersten in Steven Soderberghs "Unsane" spricht, ist wie sie selbst: stark, unbequem und bestimmt.
Die von Claire Foy – bekannt als Queen Elizabeth aus der TV-Serie "The Crown" – verkörperte Frau kennt in ihrem Bürojob keine Kompromisse. Doch wie oft im Leben, ist die Filmfigur so faszinierend unbeugsam, weil sie gelernt hat, besser nicht schwach zu sein. Regisseur Soderbergh ("Erin Brockovich") versteht es bestens, ihr Trauma zunächst nur anzudeuten, dann mächtig in der Wirkung, weil gemächlich zu offenbaren. Es war ein Stalker, vor dem sie in eine neue Stadt geflüchtet ist, aber den sie noch immer zu sehen glaubt, was sie innerlich aufreibt.
Hilflos dem System ausgeliefert
Wer sich an Soderberghs "Side Effects" (2013) erinnert – auch eine Arbeit über psychische Leiden – ahnt, dass der Albtraum, den Saywer Valentini Leben nennt, noch schlimmer wird. Weil sie glaubt, alles würde ihr entgleiten, sucht sie Hilfe in einer Einrichtung für Verhaltenstherapie, wo sie gegen ihren Willen festgehalten wird, in einem deprimierend hässlichen Komplex, sich selbst und tobenden Mitpatienten überlassen. Claire Foy liefert dabei ein furioses Fest der Schauspielkunst, eingefangen in Bildern, die blanken Horror zeigen. Soderbergh hat den gesamten Film mit einem IPhone gedreht. Damit scheinen die Räume so tief wie die Gesichter nah. Das lässt dieses Werk arg beklemmend wirken, das vom grotesk ökonomisierten US-Gesundheitssystem erzählt und Zweifel sät – daran, ob Sawyers Stalker folgt, aufgelöst wird das aber zu schnell. Das macht den Mittelteil sehr vorhersehbar. Wäre er bloß so radikal stark wie das Ende.
"Unsane – Ausgeliefert": USA 2018, 98 Min.,
OÖN Bewertung:
Der Trailer zum Film: