"Der Affront": Ein paar Tropfen Wasser können Krieg auslösen
Ein paar Tropfen Wasser lösen einen veritablen Streit aus: In Beirut tropft Wasser von Tonis (Adel Karam) Balkon auf den Arbeiter Yasser (Kamel El Basha).
Na und? Nun, der Film spielt in Beirut, Regisseur Ziad Doueiri ist gebürtiger Libanese, flüchtete während des Bürgerkriegs im Libanon (1975–1990) in die USA, lebt in Frankreich. Und Toni ist christlicher Libanese, Yasser ein in den Libanon geflüchteter Palästinenser. Das ist wichtig, um nachvollziehen zu können, wie sich dieser Film aufbaut.
Was aus dieser anfänglichen Privatfehde entsteht, ist ein packendes Gerichtsdrama, bei dem die beiden Streithähne zu Spielbällen von Anwälten werden, die eine medienwirksame Bühne sehen. "So entstehen Kriege", sagt Tonis Vater einmal leise. Ja, und Regisseur Doueiri zeigt eindrucksvoll, wie sich die Schraube weiterdreht: Werden im Gerichtssaal Fäuste der verschiedenen Parteien geballt, wird auf den Straßen schon handgreiflicher agiert. Wie passiert Aufwiegelung? Wie kommt es so schnell zu Eskalation, gar zu Bürgerkrieg? Wenn seelische Verletzungen, emotionale Ausnahmezustände, tiefsitzender Hass und Vorurteile Menschen geprägt und traumatisiert haben, genügt eben manchmal ein winziger Tropfen, um das Fass zum Überlaufen zu bringen. (sin)
"Der Affront", F/CYP/B/F/USA 2017; 112 Min.
OÖN Bewertung:
Der Trailer zum Film: