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"Herr Doktor, müssen Sie immer vom Schlimmsten ausgehen?"

Von Michael Schäfl, 16. April 2022, 00:04 Uhr
"Herr Doktor, müssen Sie immer vom Schlimmsten ausgehen?"
Tilman Königswieser vom Landeskrisenstab Bild: Volker Weihbold

LINZ. Düstere Prognosen und Virologen als politische Berater: Die OÖNachrichten haben Tilman Königswieser vom Landeskrisenstab um Antworten auf Leserfragen gebeten.

"Müssen Sie als Arzt eigentlich immer vom Schlimmsten ausgehen?", schreibt Monika Schürz den OÖNachrichten. Und adressiert damit den Ärztlichen Direktor des Salzkammergut Klinikums Tilman Königswieser. Er ist einer der Medizin-Experten, mit denen die OÖN gemeinsam die Fragen der Leserinnen und Leser zur Corona-Pandemie beantworten. Und Fragen, Unklarheiten und Ängste gibt es viele. "Es ist so, dass wir das Virus ja weltweit beobachten", sagt Königswieser. "Wir Mediziner rechnen alle damit, dass es im Herbst zu einer erneuten Welle kommt. Aber wir hoffen natürlich, dass diese nicht eintritt."

Bekrittelte Berater

Einen Vorteil habe man in Österreich allerdings: "In der Pandemie waren wir noch nie bei Virus-Entwicklungen Erster", sagt der Mediziner im Landeskrisenstab. Man habe also etwas Zeit, um auf Veränderungen des Virus zeitgerecht zu reagieren.

Dass sich bei diesen politischen Entscheidungen zu viele Mediziner einmischen würden, bekrittelt Leser Kurt Binder: "Ich glaube, in der Politik beraten viel zu viele Virologen." "Es ist ja nicht die Aufgabe eines Virologen, politische Entscheidungen zu fällen", sagt Königswieser. "Die Politik muss bestimmen, welche Maßnahmen gerechtfertigt sind und welche nicht – Mediziner können als Experten nur beraten."

Ihre Anliegen und Fragen können Sie, liebe Leserinnen und Leser, an uns richten. Schreiben Sie uns einfach eine E-Mail an leserbriefe@nachrichten.at

Frage 1: Darf ich Sie fragen, worauf Sie Ihre düstere Prognose einer neuerlichen Infektionswelle im Herbst stützen? Müssen Sie als Arzt eigentlich immer vom Schlimmsten ausgehen? Wenn ja, glauben Sie, damit als Mediziner am erfolgreichsten zu sein?
Monika Schürz, E-Mail

Es ist so, dass wir das Virus ja weltweit beobachten und wir Mediziner von dem, was wir sehen, alle damit rechnen, dass es im Herbst zu einer erneuten Welle kommt. Aber wir hoffen natürlich, dass diese nicht eintritt. Wenn uns die Simulationsforscher hohe Inzidenzen voraussagen, dann kann ich mich als Mediziner nur darauf vorbereiten. Was wir aber nicht wissen, ist, wie ansteckend das Virus im Herbst noch sein wird, wie die Krankenhauszahlen aussehen und wie die Gesellschaft vorbereitet ist. Aber da haben wir in Österreich einen Vorteil, wir müssen nur über unsere Grenzen hinausschauen. In der Pandemie waren wir noch nie bei Entwicklungen Erster, wir konnten reagieren. Das war unser Glück.

Frage 2: Ich bin dreimal geimpft und seit 20. März von einer Infektion mit sehr mildem Verlauf genesen. Eine für Mitte März geplante Knieoperation musste verschoben werden. Welche Zeitspanne muss zwischen einer Infektion und einer OP vergehen?
Karl Pargfrieder, E-Mail

Das hängt immer von der Schwere des Verlaufs und der Dringlichkeit der Operation ab. Im Notfall, wenn es also um lebensrettende, dringliche Eingriffe geht, können wir ja auch positiv Getestete operieren. Das ist selbstverständlich. Andererseits kann die Krankheit auch nach einer Genesung Komplikationen zur Folge haben, die eine Operation erschweren könnten. Bei uns im Salzkammergut Klinikum, wo ich Ärztlicher Direktor bin, operieren wir Patienten vier bis sechs Wochen nach ihrer durchstandenen Covid-19-Infektion.

Wie das in anderen Spitälern gehandhabt wird, weiß ich allerdings nicht zu 100 Prozent, aber die Zeitgrenze von bis zu sechs Wochen wird wohl auch überall gelten.

Frage 3: Gilt bei einer doppelten Genesung und einer einmaligen Impfung, also in der Reihenfolge genesen-geimpft-genesen, die zweite Genesung eigentlich als Booster?
Petra Liedauer, E-Mail

Das ist eine sehr spezielle Frage. Fest steht, dass hier drei immunisierende Ereignisse vorliegen. Auch wenn man sich ein zweites Mal angesteckt hat und erst einmal geimpft ist, gilt man als dreimal immunisiert. Das heißt, man müsste sich kein weiteres Mal impfen lassen.

Eine Frage stellt sich allerdings: Was ist jetzt sechs Monate nach dem dritten Stich, der in diesem Fall ja eine Infektion war? Wird da dennoch eine Impfung empfohlen oder reicht das aus? Das sollte man dann doch besser mit dem behandelnden Arzt klären.

Frage 4: Jetzt hört man vermehrt von Virologen und Ärzten, die Maskenpflicht zu belassen. Sie könnte ja auch vor der Grippe schützen. Ist wohl nicht euer Ernst. Lasst die Normalität wieder zu. Ich glaube, in der Politik beraten viel zu viele Virologen.
Kurt Binder, E-Mail

Es ist ja nicht die Aufgabe eines Virologen, politische Entscheidungen zu fällen. Die Politik muss bestimmen, welche Maßnahmen gerechtfertigt sind und welche nicht – Mediziner können als Experten nur beraten. Die treffen die Entscheidungen nicht. Sie stellen nur klar, wie man sich individuell am besten schützen kann. Dass die Maske ein ausgezeichnetes Instrument zur Eindämmung ist, steht außer Frage. Und wenn manche keine mehr tragen wollen, dann sage ich nur, dass ich sie trotzdem weiter aufsetzen werde. Dass ich nicht nur auf mich, sondern auch auf die Schwächeren schaue. Im Spital wäre es auch unverantwortlich, auf die Maske zu verzichten. Da bringe ich nur andere in Gefahr.

Frage 5: Ich bin zweimal geimpft und einmal genesen. Das „Genesen-Zertifikat“ läuft im Mai aus. Ich möchte mir die Booster-Impfung aber erst im September geben lassen: Ist dieser dritte Stich dann ein Booster oder muss ich wieder von vorne beginnen, also mit der Grundimmunisierung?
P. H., Linz

Nein, das muss man natürlich nicht. Man muss nicht wieder bei null anfangen und sich wieder die erste und zweite Impfung geben lassen, nur weil das Genesungszertifikat abgelaufen ist. Auch wenn er erst später verabreicht wird: Der dritte Stich gilt als Auffrischung, als Booster.

Generell würde ich die in der Frage geäußerte Ansicht bestärken. Eine Hybridimmunität aus Impfung und Genesung ist ein besonders guter Schutz. Ein Schutz, der auch noch über den Sommer, bis in den September hinein ausreichen wird. Vorausgesetzt, man gehört nicht zu einer besonders gefährdeten Gruppe. Wenn man nun an eine wahrscheinliche Welle im Herbst denkt, wäre es am besten, sich erst kurz vor dieser impfen zu lassen. Denn dann ist der Impfschutz noch am frischesten.

Frage 6: Wir – ich bin 75 Jahre alt und mein Mann ist 82 – möchten wissen, wann eine vierte Impfung empfohlen wird. Wir wurden Ende Oktober das dritte Mal geimpft und bisher von Corona verschont. Da aber viele Bekannte erkrankt sind, wollen wir uns unbedingt impfen lassen.
Renate Seper, E-Mail

Für über 80-Jährige sowie für über 65-Jährige mit Vorerkrankungen wurde vom Nationalen Impfgremium ja erst vor einigen Tagen der vierte Stich empfohlen. Diese Altersgruppen sollen frühestens vier Monate, idealerweise ein halbes Jahr nach dem dritten Stich, noch einmal immunisiert werden. Dieses halbe Jahr haben die meisten in dieser Altersgruppe natürlich schon erreicht, denn sie wurden im Oktober geimpft. Die sechs Monate laufen also mit Mai, bei manchen erst mit Juni ab.

Aber das sind keine Vorschriften, nur Empfehlungen. Ich würde hingegen nahelegen, dass man erst mit Anfang September impfen geht, wenn uns die Corona-Grippe-Welle im Herbst ins Haus steht. Denn wie gesagt, direkt nach der Corona-Impfung ist der Schutz noch am besten.

mehr aus Corona Leserbriefe

Prognose

Genesen-geimpft-genesen

Antikörper-Schutz

2xgeimpft, 1xgenesen

Autor
Michael Schäfl
Redakteur Politik
Michael Schäfl

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9  Kommentare
9  Kommentare
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Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
detti (1.799 Kommentare)
am 19.04.2022 19:32

Der Königswieser ist der unnötigste Parteigünstling, den die oön leider eine Bühne bieten, egal welchen Blödsinn er verzapft. Ausser impfen, impfen, impfen weiß er nämlich nix, blöd nur, dass der 4. Stich off label use ist für die meisten.

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kpader (11.506 Kommentare)
am 19.04.2022 18:05

Königswieser ist gemäßigt und hat Recht!

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kave84 (3.048 Kommentare)
am 17.04.2022 20:10

Hoffe sehr, dass die Politik bis zum Herbst endlich den nötigen Mut aufbringt, die Ungeimpften im Falle eines nötigen Krankenhausaufenthalts hinten anstellt, sowie von ihnen einen ordentlichen Selbstbehalt verlangt. Dann kriegen wir unsere Probleme leichter in den Griff und müssen das Pflegepersonal nicht Tag und Nacht für diese Unverantwortlichen arbeiten lassen.

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xolarantum (2.762 Kommentare)
am 16.04.2022 14:09

frage 7: ich bin 3 x geimpft und 1 x von einer biene gestochen worden. zählt das als 4. impfung herr dogthor ?

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Orlando2312 (22.321 Kommentare)
am 17.04.2022 07:51

Stellen Sie diese Frage bitte vertrauensvoll Ihrem 'Psychiater.

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asc19 (2.386 Kommentare)
am 16.04.2022 10:44

.."Eine Frage stellt sich allerdings: Was ist jetzt sechs Monate nach dem dritten Stich, der in diesem Fall ja eine Infektion war? Wird da dennoch eine Impfung empfohlen oder reicht das aus? Das sollte man dann doch besser mit dem behandelnden Arzt klären...."
Solche Fragen kann also ein "Experte" nicht beantworten ! Bravo, kann ich nur sagen, denn damit wissen wir was wir von Experten erwarten können.

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LASimon (11.305 Kommentare)
am 16.04.2022 11:37

Der behandelnde Arzt kennt das spezifische Krankheits-/Gesundheitsprofil der Dame, Herr Königswieser nicht.

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nodemo (2.234 Kommentare)
am 16.04.2022 10:01

Mit der Maske und mit Freiheitsentzug gesteuerte Menschen, erzielt man sein gewünschtes Meinungsmonopol, sonst wäre es für die Auserwählten,  kein  brauchbares Geschäftsmodell.

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vinzenz2015 (46.308 Kommentare)
am 16.04.2022 12:44

Wer/was steuert Sie?

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