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Klares Bekenntnis zu Sexualität trotz geistiger Beeinträchtigung

22. April 2014, 00:04 Uhr
Klares Bekenntnis zu Sexualität trotz geistiger Beeinträchtigung
Liebe gehört dazu Bild: colourbox.de

"Menschen mit geistiger Beeinträchtigung schauen die selben Filme, haben die gleichen Wünsche und Bedürfnisse, wie andere – auch was Liebe und Sexualität angeht", sagt Eva Oberbichler-Meiseleder.

Die Psychologin ist Geschäftsführerin des Diakoniewerks in Oberösterreich (Behindertenarbeit) und befasst sich seit mehr als 25 Jahren unter anderem mit diesem Thema. "Im Diakoniewerk gibt es ein klares Bekenntnis zur Sexualität", sagt die 60-Jährige. Das bedeutet, dass Liebe und Partnerschaften nicht nur geduldet, sondern konkret unterstützt und gefördert werden. Aufklärung passiert "wie bei anderen Jugendlichen auch". Das Thema wird direkt angesprochen. Die Institution unterstützt bei der Wahl eines geeigneten Verhütungsmittels.Als Paar zusammenleben"Wir haben fünf Paare, die seit langem zusammenleben", sagt Oberbichler-Meiseleder. Bisher gab es zwar noch keine Hochzeiten, sehr wohl aber kirchliche Segnungen. Dazu kommen noch mehrere Freundschaften, bei denen auch Sexualität "inkludiert" ist – dauerhafte und wechselnde, so wie bei Menschen ohne Behinderung. "Für uns beginnt Sexualität nicht erst beim Geschlechtsverkehr", so die Psychologin. Es gehe um Sinneserfahrungen, Berührungen, Wärme und Freude am eigenen Körper. Gerade bei sehr stark beeinträchtigten Bewohnern richtet sich das Interesse nicht automatisch auf eine andere Person, bei manchen anderen schon. "Besonders schwer haben es jene, die sich eine Beziehung zu einem nicht behinderten Menschen wünschen", hat Oberbichler-Meiseleder die Erfahrung gemacht. Wenn sich Partnerschaften zwischen behinderten und nicht behinderten Menschen entwickeln, achte das Diakoniewerk besonders darauf, dass die beiderseitigen Bedürfnisse gewahrt bleiben. Und Beziehungen zum Beispiel zwischen einem Pfleger und einer Betroffenen? "Das ist für eine professionelle Begleitung undenkbar", sagt die Psychologin.Das Diakoniewerk-Fortbildungsinstitut "Frisbi" bietet Kurse für Menschen mit Behinderung zum Thema Sexualität bzw. Frau-sein / Mann-sein an: www.frisbi.at Solche Kurse gibt es auch beim Verein Senia: www.senia.at

 

 

Drei Fragen an Christa Schrauf, Rektorin des Evangelischen Diakoniewerks Gallneukirchen, das in Oberösterreich rund 650 Menschen mit geistiger oder Mehrfachbehinderung betreut. Geboren wurde sie 1959 im burgenländischen Mörbisch.

Fast alle von uns sehnen sich nach Beziehungen. Ist Liebe ein Menschenrecht?

Liebe, Beziehung und Zärtlichkeit sind konstitutiv für das Menschsein und somit eine wichtige Voraussetzung für ein gelingendes Leben und von daher ein Menschenrecht.

Sexualität und geistige Behinderung – wie passt das zusammen?

Menschen mit Behinderung haben die selben Wünsche und Empfindungen wie Menschen ohne Behinderung. Auch sie wünschen sich Nähe, Intimität und oft auch eine Liebesbeziehung.

Wie unterstützt das Diakoniewerk seine Bewohner in Liebesdingen?

Liebe und Sexualität sind Teil der Begleitung. Durch die Auseinandersetzung mit dem Thema können Menschen mit Behinderung Bilder entwickeln, wie Liebe und Sexualität gelebt werden können. Wo es nötig ist, begleiten unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch Paarbeziehungen. Aufklärung und die Entwicklung einer realistischen Vorstellung von Partnerschaft stehen dabei im Mittelpunkt.

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