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Leeres Gerede oder Offenbarungseid? Doping-Affäre nach Undercover-Story

20. Dezember 2017, 00:04 Uhr

LONDON. Die englische Zeitung "The Telegraph" wollte Sprint-Ass Justin Gatlin Doping nachweisen, Sport-Manager Robert Wagner will seine belastenden Aussagen frei erfunden haben.

Bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften im Sommer in London vermasselte Justin Gatlin im Rennen um 100-Meter-Gold dem achtfachen Olympiasieger Usain Bolt die Abschiedstournee bei dessen letzten Titelkämpfen. Statt Jubel und Applaus gab es damals aber nur Buhrufe vom Publikum. Seine Doping-Vergangenheit – Gatlin wurde bereits zweimal überführt – könnte den US-Star nun ein weiteres Mal einholen.

Ausgelöst hat den jüngsten Skandal sein Coach Dennis Mitchell, der sich Undercover-Reportern des englischen "The Telegraph" als Doping-Kurier angeboten hat. Und auch Gatlins Berater, der Scharnsteiner Leichtathletik-Manager Robert Wagner, gibt dort kein gutes Bild ab.

Es erinnert frappant an die Korruptionsaffäre um den einstigen ÖVP-Innenminister Ernst Strasser. Ihm waren 2011 Videomitschnitte zweier britischer Undercover-Journalisten zum Verhängnis geworden. Diese hatten sich als Lobbyisten getarnt und Strasser, der damals VP-Delegationsleiter im EU-Parlament war, jährlich 100.000 Euro für die Beeinflussung von EU-Gesetzen geboten. Strasser wurde später dafür gerichtlich verurteilt.

In die Falle tappten nun auch Wagner sowie Trainer Mitchell. Wie die englische Zeitung am Dienstag in ihrer Online-Ausgabe berichtete, hatten Reporter erstmals im Juli das Duo in Florida aufgesucht, um die beiden für das Training eines – fiktiven – Schauspielers zu konsultieren. Dieser sollte in einer Filmproduktion einen Läufer spielen. Im Raum stand ein Honorar von 250.000 US-Dollar (etwa 212.000 Euro). Wagner erklärte dort unter anderem, die Anwendung von Dopingmitteln sei eine "alltägliche Situation" und sein "Fachgebiet". Er könne außerdem auf verlässliche Ärzte in Österreich zurückgreifen und die Mittel in die USA bringen.

Gatlin wehrt sich gegen Vorwürfe

Der von Wagner des Dopings beschuldigte Gatlin setzte sich bereits zur Wehr. "Ich nehme keine leistungssteigernden Mittel und habe keine genommen", beteuerte der Sprint-Star, der sich inzwischen von Trainer Mitchell getrennt hat.

Die Integritätskommission (AIU) des Leichtathletik-Weltverbandes (IAAF) und die US-Anti-Doping-Agentur gehen der Sache nun nach. Wagner selbst hat nach eigenen Angaben bereits vor vier Wochen die IAAF über diese Causa informiert und E-Mails und andere Daten an die AIU weitergeleitet. "Ich habe diese Kommentare nur abgegeben, um die Leute zu beeindrucken ... Es war nur ein Gerede", schreibt Wagner in seinem Statement.

Wagner: „Ich stehe auf der anderen Seite“

2009 rumorte es knapp vor der Leichtathletik-WM in Berlin schon einmal gewaltig. Robert Wagner, damals Inhaber der Sportagentur World Athletics Management mit Sitz in Monaco, wurde in der ARD-Reportage „Geheimsache Doping“ vom Mexikaner Angel Heredia schwer belastet.

Manager Wagner soll den Kontakt zu ihm gesucht haben, berichtete der überführte Dopinghändler. „Wir haben über nichts anderes als Doping geredet.“ Wagner habe Mittel bei ihm gekauft und bar bezahlt, gab Heredia, der später vor der US-Justiz auch als Kronzeuge auspackte, im Interview zu Protokoll.

Der Scharnsteiner, für den die Unschuldsvermutung gilt, setzte sich zur Wehr: „Ich habe diesen Mann in meinem ganzen Leben nie gesehen, nie getroffen, nie mit ihm telefoniert.“ Vielmehr arbeite er seit Jahren eng mit der Anti-Doping-Abteilung der IAAF zusammen.

„Ich stehe auf der anderen Seite der Geschichte“, sagte Wagner. Er habe als Manager insgesamt „zehn Dopingfälle gehabt, fünf davon waren Österreicher“, sagte er später in einem Zeitungsinterview.

Auch der Fall um seine heutige Ehefrau Kelli White hätte ihn in dieser Sache zum Umdenken bewegt. Die US-Amerikanerin war 2003 bei der WM in Paris nach einem positiven Dopingtest als Sprint-Doppelsiegerin disqualifiziert und zwei Jahre gesperrt worden. „Vorher habe ich nur gedacht, wer kann was gewinnen, ich habe bei der Auswahl meiner Athleten auf Erfolg geschaut. Als 2003 der Super-GAU in Amerika war, wusste ich, so kann es nicht weitergehen“, sagte Wagner.

 

 

Die Hauptdarsteller

Die Leichtathletik wird erneut von einem großen Doping-Skandal erschüttert. Als Filmproduzenten getarnte Undercover-Reporter der britischen Zeitung „The Telegraph“ besuchten das Trainingscamp von Weltmeister Justin Gatlin in Florida.

Justin Gatlin: Der Olympiasieger von 2004 ist ein Wiederholungstäter. Er wurde wegen Dopingvergehen bereits zweimal gesperrt.

Dennis Mitchell: Der US-Trainer ist zweifacher Staffel-Olympiasieger und wurde 1998 wegen zu hoher Testosteron-Werte für zwei Jahre gesperrt.

Robert Wagner: Der Scharnsteiner lotste 2013 Gatlin zu einem Trainingslager nach Linz. Er gilt in der Leichtathletik-Welt als einer der „Big Player“.

Sebastian Coe: Der Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF hat wegen der Schwere der Vorwürfe Ermittlungen angekündigt.

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4  Kommentare
4  Kommentare
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pepone (60.622 Kommentare)
am 20.12.2017 18:43

wie ist es möglich dass solche BETRÜGER wie Gattlin , der schon ZWEIMAL wegen Doping gesperrt wurde, immer wieder antreten dürfen ?

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pepone (60.622 Kommentare)
am 20.12.2017 18:42

im Artikel :

Wagner erklärte dort unter anderem, die Anwendung von Dopingmitteln sei eine "alltägliche Situation" und sein "Fachgebiet". Er könne außerdem auf verlässliche Ärzte in Österreich zurückgreifen und die Mittel in die USA bringen.

er ist sicher NICHT der Einzigen Sportlermanager dem diese Vorwürfe NACHGEWIESEN werden konnten ...In Europa sitzen VIELE solche Betrüger die VIELEN Sportler/Innen aus Afrika betreuen , ganz besonders Läufer/Innen aus Kenia die von Lokalärzte " gespritzt " werden , aufgenommen mit versteckten Kamera !!!
NOCH FRAGEN ?

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oblio (24.788 Kommentare)
am 20.12.2017 11:32

Ich kann nur sagen, dass Herr Wagner immer
in der Vergangenheit jeden auch nur geringsten
Dopingverdacht seiner Klienten von sich gewiesen
hat!
Er betonte immer, dass er "saubere" Athleten
in seiner Betreuung wolle und habe.
Um einen Job zu bekommen, bzw einen Auftrag zu
lukrieren, sagt man schon einmal Dinge, die so
nicht zutreffen! Das kennt jede/r, der/die einmal
ein Bewerbungsgespräch hatte!
Aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste!
Hat das Herr Wagner vergessen?

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Bergbauer (1.772 Kommentare)
am 20.12.2017 06:45

Dass Wachstumshormon früher ein großes Thema im Hochleistungssport (da nicht nachweisbar) war, lässt sich leicht an den Gesichtern ablesen. Das führt zu einem starken Wachstum des Unterkiefers, das Kinn wird größer und die Zahnzwischenräume auch.

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