Der Kampf der Lager
Unser Verhältniswahlrecht will maximalen Konsens erzwingen und riskiert dafür eine Politik des minimalen gemeinsamen Nenners. Es wird als gerecht empfunden, wenn jede Partei einen der prozentuellen Stimmenzahl entsprechenden Anteil von Mandaten erhält.
Unser Verhältniswahlrecht will maximalen Konsens erzwingen und riskiert dafür eine Politik des minimalen gemeinsamen Nenners. Es wird als gerecht empfunden, wenn jede Partei einen der prozentuellen Stimmenzahl entsprechenden Anteil von Mandaten erhält. Der daraus resultierende Koalitionszwang war nach dem Parteienkrieg im Februar 1934 und der Nazi-Schreckensherrschaft durchaus gewollt.
Das Gegenargument lautet mangelnde Effizienz, wenn sich SPÖ und ÖVP widerwillig als Koalitionäre finden müssen. Wer das nicht will, muss – so kürzlich von SP-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas getan – über ein mehrheitsförderndes Wahlrecht nachdenken.
Bekommt etwa die stimmenstärkste Partei automatisch ein Mandat unter (!) der absoluten Mehrheit zugesprochen, so benötigt sie einen Partner und ist trotzdem für eine funktionstaugliche Regierung nicht auf SPÖ/ÖVP- oder irreale Dreiervarianten angewiesen. Was Rudas nicht erwähnte, das ist ein dadurch möglicher Lagerwahlkampf.
Derzeit scheitert ein SP-Neuwahlszenario mit rot-grüner Wunschoption an den Umfragedaten. Im Rudas’schen Modell wäre diese Mehrheit gesichert, solange die SPÖ Erster bleibt. Das sozialdemokratische Risiko ist, dass das umgekehrt für Mitte-rechts-Varianten mit einer erstplatzierten ÖVP oder FPÖ genauso gilt.
Die Frage, wem solche Lagerwahlkämpfe nutzen, wurde bisher nicht gestellt. Der Politikwissenschaft ist das lieb, weil es wenige Fallbeispiele für gesicherte Befunde gibt. In Deutschland fanden nur zwei Wahlkämpfe mit deklarierten Koalitionswünschen statt: 1953 von CDU, FDP und DP sowie 1972 von SPD und FDP. Zweimal mit Erfolg.
Beweise, ob das Lagerdenken ein Erfolgsschlüssel war, sind freilich Fehlanzeige. Diese existieren zur Landtagswahl in Hessen 2008 mit dem Wettbewerb CDU und FDP gegen im Saldo erfolgreiche SPD und Grüne. Ob sich die SPÖ 2013 dasselbe traut, also mit einer Rot-Grün-Ansage wahlkämpft?
In Schweden 2010 wurde anders als in Hessen eine bürgerliche Regierung im Amt bestätigt, nachdem sich erstmals geschlossene Rechts- und Links-Blöcke gegenüberstanden. Beiderseits im Vorfeld getroffene programmatische und personelle Absprachen führten zum Sieg des „Allians för Sverige“-Vierparteienbündnisses mit Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt. Eine rot-rot-grüne Koalition aus Sozialdemokraten, Grünen und Linkspartei scheiterte.
Doch musste Reinfeldt eine Minderheitsregierung bilden und vertritt der Politologe Jens Gmeiner die These, dass sich nach der Wahl Auflösungserscheinungen der parteipolitischen Lager ausmachen lassen. Die schwedische Parlamentswahl kann somit als Hochphase und zugleich Endpunkt der Lagerpolitik angesehen werden.
Für Österreich heißt das, dass SPÖ und Grüne nur als momentane Zweckgemeinschaft gewinnen können, solange wenig kandidierende Parteien da sind. 2013 besteht vermutlich die erste und letzte Chance dazu. Ob die Betroffenen den Mut dafür haben, bleibt offen.
*Der Politologe Peter Filzmaier analysiert in den Oberösterreichischen Nachrichten regelmäßig das politische Geschehen.
hat wieder mal analysiert. Naja. Ich bin deswegen kein Anhänger eines absoluten Mehrheitswahlrechtes, weil dann u.U. von einer Partei was durchgedrückt werden kann, was nicht mehr oder nur sehr schwer mit sehr hohen Kosten umkehrbar ist und keinen gesellschaftlichen Konsens beinhaltet. Ein gebremstes Mehrheitswahlrecht ist aber wieder ein Bastardl, dass die Nachteile des absoluten Mehrheitswahlrechts und die des Verhältniswahlrechts in sich vereint. Wer aus parteipolitischen Gründen eine Änderung des Wahlrechts propagiert, weil es momentan gerade für seine Partei günstig ist, der oder die ist aber sehr kurzsichtig, weil sich diese Konstellationen auch ändern können. Was ich mir allerdings wünschen würde, das wäre eine Verstäkung des Persönlichkeitswahlrechts mit der Wiedereinführung der Möglichkeit, bei Listen auch wieder streichen zu können, was es ja schon einmal gab, aber von den Parteien aus durchsichtigen Gründen wieder abgeschafft wurde.
das die Nachteile usw.
deine veräußerlungen waren auch schon mal verständlicher ...
aber nicht viel!
Der Stillstand in der österreichischen Politik resultiert aus der Ideenlosigkeit in ALLEN Lagern. Ein Mehrheitswahlrecht würde daran direkt auch nichts ändern.
Abgesehen davon sind politische Lager eigentlich eine Erscheinung des 20. Jahrhunderts und damit derzeit Geschichte.
fänd ich besser. Dann könnt ma Politiker, die vor den Wahlen was versprechen, was sie dann nicht halten
einfach wieder abwählen ...
...für dich nur akzeptabel und gültig wenn die roten erste sind.
wenn deine gehassten blauen erste werden dann ist der vorschlag obsoleit.
du hast schon auffassungen von demokratie.
mich wundert nicht, dass du mit deiner one-men-show in deinen gemeinderat nix bewegen kannst, denn du machst dich von tag zu tag lächerlicher. ich glaub deine gemeinderatsmitglieder haben in dir einen pausenkasperl, denns nicht ernst nehmen.
Wenn Österreich ein Mehrheitswahlrecht einführte, könnte HC Strache Bundeskanzler werden.
Aufgrund dieser Super-GAU-Rahmenbedingungen ist Österreich davon mit aller Vehemenz abzuraten.
Was aber geht, schon immer gegangen wäre, und auch sofort wieder gehen kann: eine Minderheits-Regierung, die sich Mehrheiten im Parlament suchen muss. Aber eben genau nicht immer die gleichen Mehrheiten.
• Damit hat man den HC verhindert
• und die Stillstands-Debatte würde OFFEN im Parlament, aber NICHT VERSTECKT im Ministerrat laufen.
• Dann hätten Übertragungen aus dem Parlament wieder Sinn.
• Auch die direkte Demokratie kämen wesentlich öfter zum Zuge
Liebe Landsleute: wenn jemand, aus welchem Grund auch immer, seine Interessen durchsetzen kann, ohne andere dabei berücksichtigen zu müssen, der soll sich einmal in unseren schwarz dominierten Gemeinderat setzen. Das ist außer furchtbar NUR furchtbar!
Und wenn dieser „Diktator“ dann noch HC Strache hießen, ...