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Ein Tumor nahm Lara das Augenlicht, aber nicht ihre Herzlichkeit

Von Valentina Dirmaier, 11. November 2017, 00:05 Uhr
Ein Tumor nahm Lara das Augenlicht, aber nicht ihre Herzlichkeit
Lara mit ihrer Beschützerin Malia. Das OÖN-Christkindl unterstützte die Familie bei der Finanzierung der Begleithündin. Malia hat einen Marktwert von etwa 4500. Bild: Weihbold

SANKT FLORIAN AM INN. Großzügige Spende vom OÖN-Christkindl: Lara Schmidhuber wurde bei der Finanzierung von Begleithündin Malia geholfen. Weihnachtsaktion: Unternehmen, Organisationen, Schulen und Leser unterstützen mit ihren Spenden Landsleute in Not.

Blau müssen sie sein, der Himmel und die Wolken, die Lara in großen Kreisen aufs Papier malt. Die Sonne drängt sich hinter der Gewitterszene hervor, ein gelber Kreis mit spitzen Zacken. Aus dem Bildrand unten wächst ein Baum. Der Stamm braun, die Krone grün. Die Zeichnung ist bunt. Laras Finger auch. Die Siebenjährige lacht herzlich. Mit ihrem Werk ist die Volksschülerin zufrieden. Auch wenn sie es nicht sehen kann. Lara ist blind.

Das war nicht immer so. Die kleine Innviertlerin wurde sehend geboren. "Aber wir wussten kurz nach der Geburt, dass etwas mit ihr nicht stimmt", erzählt Petra Schmidhuber. Der Wirbelwind, das jüngste Kind der fünfköpfigen Familie, schlief nicht. Wenn, dann nur für den Bruchteil einer Stunde. "Wir waren mit den Nerven am Ende. Keiner glaubte uns. Keiner konnte uns sagen, was los war. Wir wurden für verrückt erklärt."

Gendefekt durch Zufall entdeckt

Lara wurde anfangs eine Entwicklungsverzögerung attestiert. "Unvorstellbar für uns. Sie ist halt sehr aufgeweckt, aber schlau. Sie konnte mit vier Jahren rechnen, lesen und schreiben", sagt Laras Papa, Manfred Schmidhuber. Der Zufall war es, der Erkenntnis brachte: Wegen einer Ohrenentzündung musste Lara ins Krankenhaus. Einer Ärztin, der sofort Laras asymmetrisches Gesicht auffiel, ordnete einen Test an. Damals war das Mädchen dreieinhalb Jahre alt, ihr Sehvermögen war intakt. Das Ergebnis brachte die niederschmetternde Diagnose: Lara hat einen Gendefekt. Neurofibromatose Typ 1, auch Morbus Recklinghausen genannt. Jenes Chromosom, das für ein kontrolliertes Zellwachstum zuständig ist, ist defekt. Die Auswirkungen: An den Nervensträngen bilden sich Wucherungen. Bei der Innviertlerin breiteten sich die Tumore im Kopf aus.

Ein solches gutartiges Chiasma-Glinom war es auch, das die Kreuzung ihrer Sehnerven quetschte und ihre Welt vor drei Jahren, kurz vor Weihnachten, plötzlich dunkel werden ließ. Damit sich die inoperablen Tumore nicht weiter ausbreiteten, musste sich Lara einer Chemotherapie unterziehen.

20 Monate war sie Dauergast im Spital. Für die Familie aus St. Florian am Inn eine enorme Belastung, die bis August des vergangenen Jahres andauerte. Die bösen Knoten im Kopf sind nun weg, aber eine Chance auf Heilung gibt es nicht. Der Schaden an den Sehnerven kann nicht rückgängig gemacht werden.

Ein Tumor nahm Lara das Augenlicht, aber nicht ihre Herzlichkeit
Petra und Manfred Schmidhuber mit ihrem Sonnenschein. „Lara war von Anfang an anders.“ Bild: Weihbold

Die Erinnerungen an die vielen Krankenhausaufenthalte beginnen zu verblassen. Mit der Blindheit ihrer Tochter kann das Ehepaar Schmidhuber inzwischen gut umgehen, wie auch die Brüder der Siebenjährigen, Oliver und Philipp. Und Lara? Ebenso. Das tapfere Kind ist unbeirrbar. Steht nach einem Kurs mit einem Blindenbetreuer wieder auf ihren Skiern, versucht sich am Reiten auf Pony Hubert und spielt mit Puppe Sophie, deren Kleidung sie durch Abtasten differenziert. "Schau amoi her!", ruft sie und präsentiert ihre Spielgefährtin aus Plastik, der sie zwei Winterhauben und ein Kleid übergezogen hat.

Die Babypuppe spielt nur noch die zweite Geige. Die klare Nummer eins ist Malia. Die schwarze Labradorhündin ist aber viel mehr als eine streichelbedürftige Freizeitbeschäftigung. Die beinahe zwei Jahre alte Hündin sieht die Welt für Lara, hilft ihr sich in ungewohnter Umgebung zurechtzufinden. "Damit i mi im Garten und bei de Nachbarn nimma verlauf’ und dass i wieder heim find", erklärt Lara, streicht Malia übers glänzende Fell und demonstriert mit einfachen Befehlen, wie folgsam die Hündin reagiert.

"Hol’s!" Der Labrador jagt dem eben geworfenen Kauknochen aus Stoff nach, schnappt und apportiert. Es gibt Lob, ein Leckerli und eine Streicheleinheit für Malia.

Ein Tumor nahm Lara das Augenlicht, aber nicht ihre Herzlichkeit
Kuscheln mit den Stoff-Tieren. Bild: Weihbold

Christkindl half bei Finanzierung

Beigebracht hat ihr das Hundetrainer Karlheinz Ferstl, der eng mit der Österreichischen Blindenführhunde- und Assistenzhunde-Organisation zusammenarbeitet. Jenem Verein von Karl Wieland, der vor einem Jahr beim OÖNachrichten-Christkindl anklopfte und um Unterstützung bei der Finanzierung des Begleithundes für Lara ansuchte. Die Hilfe wurde von der OÖN-Weihnachtsaktion gewährt und Mitte Mai konnten die Schmidhubers ihr neues Familienmitglied mit vier Pfoten bei sich in St. Florian aufnehmen.

Ein Tumor nahm Lara das Augenlicht, aber nicht ihre Herzlichkeit
Der Bericht über Lara aus 2016.

"Seither hat sich vieles zum Positiven verändert. Lara wird durch Malia selbstständiger und die Barrieren in der Öffentlichkeit nehmen ab. Die Leute gehen anders auf uns zu", erzählt Mama Petra. Malia ist überall dabei, beim Einkaufen, bei Ausflügen, bei Terminen.

Nur während Lara in der Volksschule ist, ist das Duo getrennt. Denn dort, in der Waldmüller Schule in Ried, findet sich Lara problemlos zurecht. Auf ihrem Platz in der 2B liegt ein gefilzter Teppich, darauf eine Schreibmaschine. Die 15 Mädchen und Buben schreiben ins Heft, was Klassenlehrerin Brigitte Springer aufschreibt: Laubbäume sind Bäume mit Blättern. Nur Lara tippt. Blindenlehrerin Veronika Halmos sitzt neben ihr und gibt wieder, was auf der Tafel steht. Lara drückt energisch auf die Tasten. Neuer Absatz. Die Maschine klingelt und auf dem weißen Papier ist eine neue Zeile mit Punktmustern erkennbar.

"Im Winter ist der Baum kahl", sagt Frau Halmos. "Nein Lara, net Karl, sondern kahl. Mit dem stummen H.". Lara lacht, dabei hat sie die Augen geöffnet. "Psst! Net so laut!" Lara ist ein Wirbelwind. Im Gesangsunterricht singt sie lauter und tanzt energischer als ihre Mitschüler. Oder dreht sich einmal zu weit zum Nachbarn im Chor.

Ein Tumor nahm Lara das Augenlicht, aber nicht ihre Herzlichkeit
Das selbstgebastelte Farbkarussell: eine drehbare Holzplatte mit Bechern in denen die Stifte in verschiedenen Farbtönen sortiert sind. Anhand verschiedener Aufkleber kann Lara sie zuordnen. Bild: Weihbold

"Sie ist einfach ein Sonnenschein", sagt ihre Blindenlehrerin. "Lara hat keine Berührungsangst, geht auf die anderen Kinder zu, obwohl sie die anderen nicht sieht." Trotzdem ist ihre Welt bunt. Genauso wie ihre Erinnerungen an damals: mit blauen Wolken, einer gelben Sonne und grünen Bäume.

 

BTV: Ein Kurzfilm über Lara ist heute, Samstag, ab 19 Uhr bis morgen 17 Uhr stündlich auf BTV OÖ extra und ab Dienstag, 21. 11. , 22 Uhr eine Woche auf BTV Innviertel zu sehen.

 

602.856,78 Euro wurden bei der Solidaritätsaktion der OÖN bis Juni 2017 gespendet. Ein Rekord: Es sind um 69.915,67 Euro mehr als im Jahr zuvor.

140 Großspender, darunter auch engagierte Schulen und motivierte Vereine, beteiligten sich im vergangenen Jahr an der Aktion, kamen in die OÖNachrichten-Zentrale nach Linz sowie in die fünf Außenredaktionen und stellten dem Christkindl 319.183,20 Euro zur Verfügung. Herzlichen Dank an alle!

842 Familien aus OÖ. konnten 2016 unterstützt werden. Insgesamt wurden bis Weihnachten 1850 Anträge auf Unterstützung eingereicht und vom vierköpfigen Team penibel geprüft.

53 Jahre ist es her, da erreichte die Redaktion ein berührender Brief von Rosi. Das Kind einer Flüchtlingsfamilie bat um Hilfe. Der Beginn der Aktion. Es wurden Spielsachen, Bekleidung und Lebensmittel persönlich überbracht, mittlerweile wird ausschließlich finanzielle Hilfe gewährt.

 

Wie das Christkindl hilft

1. Wem wird geholfen? Das OÖNachrichten-Christkindl hilft ausschließlich Oberösterreichern, die unverschuldet in eine Notlage geraten sind.

2. Wie wird geholfen? Die Menschen bekommen Geld oder Einkaufsgutscheine. Es werden keine Sozialvereine pauschal unterstützt, sondern tatsächlich Menschen in Not.

3. Keine Nebenkosten: Das Medienhaus Wimmer, unter dem die OÖNachrichten publiziert werden, trägt alle Kosten, die für die Durchführung der Hilfsaktion notwendig sind.

4. Wo kann ich spenden? In jeder Bank sowie über Electronic Banking können Sie eine Spende überweisen. IBAN: AT94 2032 0000 0011 1790 (Achtung! Änderung bei Absetzbarkeit der Steuer – siehe oben). Der OÖN-Ausgabe am 2. Dezember wird ein Christkindl-Zahlschein beigelegt.

5. Firmen und Institutionen, die spenden wollen, können sich unter v.dirmaier@nachrichten.at melden. Spenden ab 2000 Euro werden in Land&Leute veröffentlicht.

 

 

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3  Kommentare
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chesyrybeck (248 Kommentare)
am 12.11.2017 09:39

TOLL !!! Sowas imponiert mir.

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HQ9plus (1.823 Kommentare)
am 11.11.2017 18:55

Lara, behalte dein Lachen, es tut der Welt gut.

Alles Gute und viel Freude mit deiner Malia!

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kleinerdrache (9.944 Kommentare)
am 11.11.2017 17:21

Plötzlich nicht mehr sehen zu können; ich kann das gar nicht in Wörter fassen, was dies für mich bedeuten würde...

Ich wünsche Lara und ihren Eltern viiiiiel Kraft.

Ich bin ein Mensch, der an Forschung und Weiterentwicklung glaubt.
Eventuell gibt es einmal einen Weg um das Augenlicht wieder her zu stellen.
Ich wünsche es ihr!!

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