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Warum der Markt für Hörgeräte schwächelt

Von Josef Lehner, 03. März 2018, 00:04 Uhr

LINZ. Überalterung einerseits, Lärmschäden schon bei jungen Leuten andererseits: Der Markt für Hörgeräte hätte rasant wachsendes Potenzial, doch er stagniert.

Neuroth, Hartlauer und Hansaton dominieren mit mehr als 75 Prozent Marktanteil die Hörakustik in Österreich. Vor gut einem Jahr hat die kabellose Technik (Bluetooth) Einzug gehalten. Die Topgeräte stellen die Verbindung zu Handy, Musikanlage oder TV her und sind über Apps steuerbar. Doch das macht die Hörhilfe offensichtlich wenig attraktiver.

"Ein Produkt sexy zu machen, das eigentlich keiner will, ist relativ schwierig", sagt Martin Huber, der Chef der Sparte Hörgeräte bei Hartlauer. Erstkäufer seien im Schnitt 70 und älter. Das Marktpotenzial wäre riesig, weil von rund 1,6 Millionen Schwerhörigen in Österreich rund die Hälfte dringend eine technische Hilfe bräuchte, um den weiteren Verfall der Hörleistung zu stoppen. Nur rund 400.000 haben ein Gerät. Viele lassen es aber aus Scham in der Schublade. Damit kann sich das Gehör nicht regenerieren, der Erfolg ist mager. Eine Abwärtsspirale läuft: Die Träger verbreiten Negativpropaganda.

"Im Schnitt vergehen bis zu zehn Jahre, bis sich ein Mensch mit Hörminderung helfen lässt", sagt Lukas Schinko, der geschäftsführende Gesellschafter des Marktführers, der Neuroth AG. Über 65 Jahre hat jeder Zweite ein Problem. Die Folgekosten in den Industrieländern gehen in die Milliarden, heißt es von den Vereinten Nationen, die für heute, 3. März, den Welttag des Hörens ausgerufen haben.

Ein Problem sind die Preise. Die Krankenkassen tragen zwar die Kosten einer technisch vollwertigen Versorgung, haben ihre Tarife aber rund 20 Jahre nicht angepasst, obwohl es Technologiesprünge gegeben hat. Wer wegen der Stigmatisierung ein besonders kleines und stylisches Gerät will, muss 1000 und mehr Euro pro Ohr aufzahlen. Toptechnik kostet mehr als 3000 Euro pro Ohr.

Das Gerät ist vernachlässigbar

Doch die Hardware ist zu wenig, sagt Schinko: "Erst durch die individuelle Anpassung erfüllt ein Gerät seinen Zweck." Deshalb braucht jeder Hörakustiker aufwändige Studios und qualifiziertes Personal. Es sind mehrere Sitzungen nötig, über einige Monate hin, bis die optimale Einstellung gefunden ist. Die Hörakustiker müssen erreichen, dass die Kunden die Geräte nutzen und zufrieden sind. Das erst stärkt die Mundpropaganda.

Deshalb beträgt der Gerätepreis im Branchenschnitt nur ein Fünftel der verrechneten Leistung. Martin Huber sagt, er mache gar nur ein Siebtel aus: "Die Grundanpassung erfordert rund zehn bis 15 Stunden. Jeder weiß, was eine Meisterstunde kostet." Auch für Bundesinnungsmeister Josef Riegler ist die Betreuung alles: "Die Betroffenen haben sich abgefunden, wollen kein Gerät. Oft werden sie erst von Angehörigen zu uns geschickt."

Technik wird geschrumpft

Mittlerweile bieten Im-Ohr-Geräte ganz diskrete Lösungen; sie sind aber nicht für alle geeignet. Moderne Elektronik wird die Hörhilfen aber auf einen Bruchteil schrumpfen lassen. Die hohen Folgekosten mit Batterien fallen weg, weil es seit kurzem aufladbare Apparate gibt.

Der Konkurrenzkampf ist hart. Vor fast 20 Jahren ist Hartlauer groß ein- und zur Nummer zwei aufgestiegen. Dann kam Sanova ganz groß, mit Übernahme von Hansaton als Vertriebsnetz. Die Erzeuger sichern sich so höhere Spannen – und den Unmut ihrer Großabnehmer wie Neuroth. Das Familienunternehmen hat sich mit mehr als 100 Studios im Ausland, vor allem Deutschland und der Schweiz, eine tolle Marktposition gesichert. Alle fürchten aber, dass Vertriebsriesen wie Fielmann aus Deutschland starten. "Der Markt ist dafür zu klein", so Martin Huber. Das Aus für Viennatone (heute Resound) habe das gezeigt.

 

Der Heimmarkt

 

Rund 85.000 Hörgeräte pro Jahr. Drei Ketten stehen für 75 Prozent Marktanteil:
Neuroth AG Graz: 125 Mio. Euro Umsatz, 1200 Mitarbeiter, 240 Studios (davon rund die Hälfte im Inland).
Hartlauer Steyr: Hörgeräte-Umsatz ca. 60 Mio., 119 Studios, 200 Hörakustiker.
Hansaton Salzburg: 95 Studios, 300 Mitarbeiter.
240 selbständige Hörakustiker (OÖ: 48)

 

Kassenleistung

 

Ein Hörgerät kostet die Versicherten zwischen null Euro Zuzahlung und mehr als 3000.

Krankenkassentarif in Österreich: einseitige Versorgung 792 Euro, beidseitige 1425,60.

OÖ. Gebietskrankenkasse: 2013 13,1 Millionen Euro Zuzahlung für 7700 Versicherte.

Der Weltmarkt

 

Weltmarktführer Sonova AG Schweiz mit rund 28 Prozent Marktanteil, 14.000 Mitarbeitern, 2,1 Milliarden Euro Umsatz, Marken z.B. Phonak, Hansaton, Unitron, AudioNova.

Weiters: Demant USA (23 %, z.B. Bernafon, Bosch, Sonic), Silvantos Singapur (früher Siemens, Gerätename heute Signia, 13 %), US-Starkey, die Dänen Widex und GN Resound (alle drei je ca. 10 %).

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3  Kommentare
3  Kommentare
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roadcruiser (60 Kommentare)
am 27.12.2020 15:05

Phonak Hörgerät Modell 50 Bolero P / Cros Cros B 312/13
Rezession
Ich habe dieses Gerät genau 2 Jahre.
Nach ca. 1 Jahr und 3 Monaten begannen die Probleme. Der Stromverbrauch – Stieg an so dass die Batterie schon nach 1 bis 2 Tagen leer war. Zu guter Letzt war die Batterie nach weniger als 1 Stunde leer. Ich brachte das Gerät zum Hörakustiker, der nichts machen konnte und das Gerät an Phonak zur Reparatur sendete. Mein Hinweis auf Garantie – Fehlanzeige! Garantie gab es nur 1 Jahr das seit 3 Monaten verstrichen ist, auch keine Kulanz. Nach ca. 14 Tagen bekam ich das Gerät mit einer Rechnung von € 485,47 zurück. Bei einen Gerät das ca. € 3300,- gekostet hat darf man erwarten, dass es mehrere Jahre ohne Schaden hält. Oder ist der Schaden (Mikrofon Links und Rechts) eine Sollbruchstelle? Interessant ist das auch die Gehäuse (2 x Gehäuse a € 43,03 = 86,06) getauscht wurden, die man vermutlich ohne Zerstören nicht öffnen kann. Leider weiß ich nicht ob andere Nutzer dieses Gerätes ähnliche

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toxy (120 Kommentare)
am 03.03.2018 13:15

Ich möchte hier eine Aussage relativieren, und zwar die "teuren Folgekosten durch Batterien".
Punkt 1: Wer sich umsieht erkennt, dass die Preisunterschiede enorm sind. Am Beispiel meiner "312er" (andere Größen sind preislich nicht viel anders) kosten sie an der Supermarktkassa im 6er-Pack 9,90, im Fachhandel meist um die 3,50 und online 1,70 - letztere als NoName-Produkt, deren Nachteile ich noch nicht gefunden habe. Mit dieser Packung komme ich 18 Tage aus.
Punkt 2: Akkugeräte haben meines Wissens eine Laufzeit von max. 12 bis 16h (fallend mit den Jahren) - da muss ich abends im Kino schon zittern, ob sie nicht abschalten - und, ich kann sie nicht wechseln!

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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 03.04.2018 11:34

Toxy Aufladbare sind noch nicht so propagiert, wo sie nicht Wechselbad sind, ein klarer Verhau.
Nonamesdürften ein geringfügig schlechteres Preis-/Leistungsverhältnis haben. Mit der Sechserpackung von Hartlauer fühle ich mich bei Zellen (früher 312, jetzt 13) noch am wohlsten.

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