Wir sind alle fleißige Abfall-Sammler
In kaum einem Land wird so vorbildlich Abfall getrennt und gesammelt. Luft nach oben gibt es aber nach wie vor.
Es sind noch keine 30 Jahre, da wurde der Müll in Oberösterreich einfach vergraben. Vor 27 Jahren dämmerte es den verantwortlich Politikern, dass das keine Zukunft hat. Es wurde das erste Abfallwirtschaftsgesetz beschlossen. Dieses war der offizielle Start für einen neuen Volkssport: Müll trennen.
Ein Großteil der Landesbürger macht heute dabei mit. Keine Selbstverständlichkeit, schließlich müssen nicht nur daheim eine Batterie von Müllbehältern vorgehalten werden, die Bürger müssen oft auch eines der mittlerweile 184 Abfallsammelzentren (ASZ) ansteuern, um dort recyclebare Reststoffe oder Sperr- und Sondermüll abzuliefern.
298.400 Tonnen haben sie in den ASZ im Jahr 2015 abgeliefert, um 17.400 Tonnen mehr als noch ein Jahr davor. Zu 75 Prozent waren das sortenreine Altstoffe und Verpackungen, aber auch sperrige Abfälle, Bauabfälle, Elektro-Altgeräte oder Problemstoffe. Von der Gesamtmenge gingen rund 68 Prozent in ein stoffliches Recycling und 25 Prozent in eine thermische Behandlung, fünf Prozent wurden deponiert und zwei Prozent einer Wiederverwendung zugeführt. Diese Zahlen gehen aus einer Stellungnahme der Umweltanwaltschaft zum Abfallwirtschaftsplan 2017 hervor.
Dass die Oberösterreicher sich zu so fleißigen Abfall-Sammlern entwickelt haben, hat nicht zuletzt mit Josef Moser zu tun. Der frühere Bürgermeister von Schlägl wurde von Beginn an, also vor 27 Jahren, Obmann des Bezirksabfallverbandes Rohrbach. Von dort aus prägte er die Abfallwirtschaft in ganz Oberösterreich und wurde schnell auch Vorsitzender des Landesabfallverbandes. Seit 1993 hatte er diese Funktion inne, dieser Tage hat er sie abgegeben.
„Der Erfolg der Abfallwirtschaft in Oberösterreich beruht auf dem Vertrauen der Menschen in diese Organisation. Sie spüren, dass hier das Richtige getan wird und dass die Geldströme im Sinne der Bürger gestaltet sind“, sagt Moser im OÖNachrichten-Gespräch.
„Wir haben in den vergangenen Jahren viel erreicht, aber es bleibt noch viel Arbeit“, sagt Moser. Eine Baustelle im fast wörtlichen Sinn sind die Bau-Restmassen, die allein schon wegen des Volumens und des Gewichts eine Herausforderung sind. Vor allem die chemischen Substanzen, die im Bauschutt enthalten sind, werden zum Problem. „Allein in einem modernen Badezimmer finden Sie 15 verschiedene chemische Substanzen“, sagt Moser. Das werde in 20 oder 30 Jahren, wenn diese Bäder renoviert werden, eine ziemliche Herausforderung werden, für die es derzeit keine Lösung gebe.
Auch der Tatsache, dass nicht alle Oberösterreicher ihren Müll trennen, müsse man weiterhin mit Aufklärung begegnen. Vor allem Lebensmittel und andere biogene Abfälle im Restmüll der Haushalte mache die Entsorgung aufwändiger. Diese Bio-Abfälle bestünden großteils aus Wasser und erhöhten den Energieaufwand in den Verbrennungsanlagen, so Moser.