Neue Twitter-Chefin: Linda Yaccarino löst Elon Musk ab
SAN FRANCISCO. Nach einem halben Jahr, geprägt von Chaos und Kontroversen, dankt Elon Musk als Twitter-Chef ab. Er will als Technikvorstand weitermachen und übergibt den Chefsessel an die Werbeexpertin Linda Yaccarino.
Elon Musk hat seinen Rücktritt als Vorstandschef des Kurznachrichtendienstes Twitter angekündigt. Eine Nachfolgerin sei gefunden und werde in rund sechs Wochen übernehmen, teilte Musk am Donnerstag in einem Tweet mit. Am Freitag bestätigte er in einem Tweet einen Bericht im "Wall Street Journal". Demnach heiße er die Werbe-Expertin Linda Yaccarino als neue Chefin willkommen. Musk wolle sich als Technikvorstand künftig um Geschäftsbereiche wie Produkte und Software kümmern.
Yaccarino verantwortete bei NBC Universal das globale Anzeigengeschäft. Zum Konzern gehören unter anderem die US-Senderkette NBC und der Streamingdienst Peacock. Zuvor arbeitete sie lange im TV-Geschäft von Warner. NBC Universal ging jüngst einen Deal mit Twitter rund um Material von den Olympischen Spielen in Paris 2024 ein. "Variety" schrieb unter Berufung auf Yaccarinos Umfeld, sie habe schon länger ihre Bewunderung für Musk zum Ausdruck gebracht. Mitte April interviewte sie ihn auf der Bühne einer Branchenkonferenz und zeigte dabei Sympathie für seine Ansichten und erklärten Ziele.
Mehrheit der Twitter-Nutzer verlangte Rücktritt
Musks bisher rund halbes Jahr als "Head of Twitter" war von Chaos und Kontroversen geprägt. Nach einer Reihe höchst umstrittener Entscheidungen wurde der Gegenwind immer stärker. Seiner Rücktrittsankündigung im Dezember ging eine von ihm selbst eingeleitete Twitter-Umfrage voraus, in der sich rund 57,5 Prozent der Teilnehmer für seinen Rücktritt aussprachen. Zuvor hatte Musk damals versichert, sich an das Ergebnis des Votums zu halten.
Kündigungswelle und weitere brisante Entscheidungen
Musks Twitter-Kauf hatte von Anfang an für viel Argwohn gesorgt. Der Multimilliardär begründete die Übernahme als Aktion zur Stärkung der Redefreiheit. Kritiker befürchteten jedoch eine weitere Verrohung der Internetplattform. Sie sorgten sich, dass der Eigentümerwechsel zu ungezügelteren Hassbotschaften, Hetze und Desinformationen führen könnte.
Musk gelang es bisher nicht, diese Bedenken auszuräumen. Im Gegenteil: Mit einer Kündigungswelle, erratischen Regeländerungen und anderen brisanten Entscheidungen erschütterte er das Online-Netzwerk und verschreckte Anzeigenkunden - die wichtigste Einnahmequelle.
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