Der Lufthansa-Konzern streicht alle China-Flüge
WIEN / PEKING. Konzerne wie Ikea, Toyota und H&M schließen Werke und Filialen
Die Folgen des Ausbruchs des Coronavirus in China ziehen auch wirtschaftlich immer weitere Kreise. Der Lufthansa-Konzern – und damit die Austrian Airlines – setzt alle China-Flüge aus – vorerst bis 9. Februar.
Bei der AUA befand sich am Mittwochnachmittag eine Maschine auf dem Weg nach Shanghai, am Abend hob in Wien-Schwechat ein letzter Kurs nach Peking ab. Die Rückflüge finden noch statt, um Passagiere und die Crews zurückzubringen. Buchungsannahmen für China-Flüge werden bis Ende Februar gestoppt, teilten die AUA und die anderen Lufthansa-Konzerngesellschaften mit. Die Verbindung nach Hongkong wird weiter bedient. Zuvor hat British Airways veröffentlicht, die Direktflüge zwischen Großbritannien und China einzustellen.
Allmählich beginnen aber auch weltweite Zulieferketten in Folge der Reise- und logistischen Einschränkungen zu leiden. Auch die Erwartungen über das China-Geschäft leiden.
Apple: So stellt sich Apple darauf ein, alternative Quellen für seine Produkte suchen zu müssen, sagte Konzernchef Tim Cook bei einer Telefonkonferenz. Aufgrund der Unsicherheit rund um das Virus hat Apple mit einer ungewöhnlich breiten Spanne zur Umsatzerwartung (63 bis 67 Milliarden Dollar) reagiert. Diese Erwartung bedeutet allerdings in jedem Fall ein Plus gegenüber dem Vorquartal.
Unklar sei die weitere Entwicklung bei anderen Zulieferern, für die die übliche Auszeit zum chinesischen Neujahrsfest zum Teil um eine Woche verlängert worden sei, heißt es bei Apple. Der Konzern habe einen Apple-Store in China geschlossen. Auch einige chinesische Einzelhandelspartner hätten Geschäfte geschlossen oder die Öffnungszeiten verkürzt. In die Geschäfte kämen weniger Käufer.
Starbucks: Als erstes US-Unternehmen hat zuvor die Kaffeehauskette Starbucks mit 2000 Filialen rund die Hälfte seiner Standorte vorübergehend geschlossen. In den offenen würden die Öffnungszeiten reduziert. Weil die finanziellen Folgen nicht abzusehen seien, werde die Prognose für das Gesamtjahr verschoben, teilte Starbucks mit. Zehn Prozent des Geschäfts macht Starbucks derzeit im Wachstumsmarkt China.
Ikea: Vorübergehende Filialschließungen wurden auch von den skandinavischen Riesen H&M und Ikea bekannt gegeben.
Autokonzerne: Volkswagen lässt 3500 seiner Mitarbeiter für zwei Wochen von daheim aus arbeiten. Wie der Autohersteller am Mittwoch mitteilte, werden – wie bei anderen Konzernen – bis auf weiteres auch alle Geschäftsreisen in China und international ausgesetzt. Die Mitarbeiter in der Hauptstadt sollen sogar bis 17. Februar zu Hause bleiben und von dort aus arbeiten. Der japanische Autobauer Toyota hat den Betrieb seiner Werke in dem Nachbarland für die nächsten Tage eingestellt.
Binnenkonjunktur: In China selbst reisten am ersten Tag des Neujahrsfests um mehr als 40 Prozent weniger Passagiere als im Vorjahr. Hunderte Hochgeschwindigkeitszüge wurden bis 9. Februar aufs Abstellgleis gestellt.
Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt wurde zum ungünstigsten Zeitpunkt vom Virus und seinen Folgen getroffen. Chinas Wirtschaft wuchs 2019 so langsam wie seit drei Jahrzehnten nicht mehr. Die Zahlen für das letzte 2019er-Quartal deuteten auf eine gewisse Stabilisierung hin. Experten von S&P warnen, ein zehnprozentiger Rückgang beim Konsum könnte das Bruttoinlandsprodukt um 1,2 Prozentpunkte verringern.
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