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Bewährte Bauten als zeitloser Maßstab in Oberösterreich

Von Georg Wilbertz, 19. März 2022, 00:04 Uhr
Bewährte Bauten als zeitloser Maßstab in Oberösterreich
Architekten Heinz Plöderl und Manfred Waldhör (Wels): Messehalle 20, Wels Bild: PAUAT/Luttenberger

Architekturpreis Daidalos: Die Jury nominierte fünf Projekte vom Kleinstwohnhaus bis zur Messehalle für den Sonderpreis, bei dem es um Bauten aus 1990 bis 2010 geht.

Für den Daidalos-Sonderpreis "Bewährte Bauten", der den mittel- und langfristigen Erfolg eines Bauwerks würdigt, wurden heuer Projekte für sehr verschiedene Bauaufgaben eingereicht. Die Spanne reicht vom Kleinstwohnhaus bis zur Messehalle. Die für eine Nominierung ausschlaggebenden Gesichtspunkte waren entsprechend unterschiedlich. Für die Jury waren bei der Beurteilung weniger baukünstlerische Aspekte als die Zufriedenheit der Benutzer und die öffentliche Akzeptanz ausschlaggebend. Beide Gesichtspunkte tragen wesentlich dazu bei, ein Gebäude dauerhaft mit Leben und Sinn zu füllen.

Folgerichtig wurden Bauten nominiert, die über ihr konkretes Errichtungsdatum hinaus maßstabgebend für das Baukulturbewusstsein in Oberösterreich sind. Dies obwohl oder gerade weil sich die nominierten Projekte durch angemessene gestalterische Zurückhaltung auszeichnen.

Nachdem die Textilfabrik Vonwiller 1999 ihre Produktion in Haslach eingestellt hatte, stellte sich die Frage der Nachnutzung. Sie mündete zunächst in fantasielose Abriss- und Parkplatzpläne. Um jedoch den großen Baukomplex als historischen und städtebaulichen Identifikationspunkt zu erhalten, wurde durch das Architekturbüro Arkade ein Revitalisierungskonzept erarbeitet.

Bewährte Bauten als zeitloser Maßstab in Oberösterreich
Architekturbüro Arkade (Haslach): Umbau ehemaliges Vonwiller-Areal, Haslach Bild: Heinz Hehenberger)

Heute beherbergt das architektonisch nur geringfügig veränderte Fabrikareal u. a. das Textile Zentrum Haslach. Wie sehr sich der Komplex bewährt hat, zeigen nicht nur die vielfältigen, intensiven Nutzungen. Die breite Akzeptanz in Haslach sowie das enorme, anhaltende Engagement der im Areal beheimateten Vereine und Initiativen sind ein eindrücklicher Beleg für den nachhaltigen Erfolg.

Mit dem Haus Lina/Lotte (2004, erweitert 2021) schufen die Büros Caramel Architekten und strukteur Architektur eine späte Reminiszenz an die österreichische Tradition experimenteller Raum- und Wohnkonzepte, die ab den späten 1960er-Jahren Furore machten. Außerhalb der Stadt gelegen und mit engem Bezug zur Landschaft wurde ein Kleinstwohnhaus für eine dreiköpfige Familie errichtet, das konstruktiv bewusst einfach gehalten wurde und teilweise recycelte Materialien verwendete. Erst die Veränderung der familiären Situation erforderte einen moderaten Ausbau.

Bewährte Bauten als zeitloser Maßstab in Oberösterreich
Caramel Architekten und strukteur Architektur (Linz): Haus Lina/Lotte, Linz Bild: Hertha Hurnaus

Eine ganz andere Dimension erreicht die 2007 nach Plänen von Heinz Plöderl und Manfred Waldhör fertiggestellte Messehalle 20 auf dem bis dahin wenig geordneten Messegelände in Wels. Die neue Halle (mit Tagungszentrum und Messeverwaltung) schafft nicht nur eine städtebauliche Neustrukturierung des Geländes, das seine Mitte im markanten, zur Halle gehörenden Messeturm findet. Die bewusst funktional und flexibel ausgelegte Konstruktion verknüpft auf großzügige Weise verschiedene Nutzungen und öffnet sich in einem weiten, hellen Foyer den Besucherinnen und Besuchern. Trotz der Größe der Gesamtanlage konnten die materielle Nachhaltigkeit (großzügige Verwendung von Holz) und die Energieeffizienz optimiert werden.

Bis 1968 war die Linzer Volksküche im 1927 durch den damaligen Stadtbaudirektor Curt Kühne geplanten architektonischen Kleinod an der Lederergasse beheimatet. Nach diversen Zwischennutzungen begann ab 2002 nach Plänen von Architekt Bernd Rosensteiner der Umbau und die Adaption des Gebäudes für kulturelle Nutzungen. Heute beheimatet der äußerst beliebte und bestens nutzbare Bau die Büro- und Ausstellungsräume des afo-architekturforums oberösterreich und der traditionsreichen Künstlervereinigung MAERZ.

Bewährte Bauten als zeitloser Maßstab in Oberösterreich
Architekt Bernhard Rosensteiner (Linz): Umbau ehemalige Volksküche, Linz Bild: Gregor Graf

Dass bewährtes Bauen auch in Serie gehen kann, belegt der Erfolg des vom Büro Wolf Architektur entwickelten Konzepts für Altstoffsammelzentren im Bezirk Grieskirchen. Basierend auf einem Grundmodul, das 2008 erstmalig in konsequenter Holzbauweise fertiggestellt wurde, sind inzwischen weitere sechs Sammelzentren errichtet worden. Waren auch die funktionalen Abläufe entscheidend für die puristische Auslegung der Architektur, so wurden zugleich prägnante, ästhetisch überzeugende Baukörper geschaffen, die die marginal scheinende Aufgabe wirksam aufwerten.

Bewährte Bauten als zeitloser Maßstab in Oberösterreich
Wolf Architektur (Grieskirchen): Altstoffsammelzentren Bezirk Grieskirchen Bild: Wolf Großruck

Welches der fünf Projekte Daidalos-Sieger wird, gibt die Jury bei der Preisverleihung am 31. März in den Promenaden Galerien in Linz bekannt.

Die nominierten Projekte

  • Architekturbüro Arkade (Haslach), Umbau ehemaliges Vonwiller-Areal, Haslach
  • Caramel Architekten und strukteur Architektur (Linz), Haus Lina/Lotte, Linz
  • Architekten Heinz Plöderl und Manfred Waldhör (Wels), Messehalle 20, Wels
  • Architekt Bernhard Rosensteiner (Linz), Umbau ehemalige Volksküche, Linz
  • Wolf Architektur (Grieskirchen), Altstoffsammelzentren Bezirk Grieskirchen

Die Preisverleihung

  • Die Jury hat die Nominierten in den Kategorien „Wertvolle Substanz“ und „Raffinierter Neubau“ sowie für den Sonderpreis „Bewährte Bauten“ ausgewählt. Am 31. März findet in den Promenaden Galerien Linz die Preisverleihung des Architekturpreises Daidalos statt.
  • Die OÖNachrichten haben den Daidalos initiiert. Partner sind die Ziviltechnikerkammer, Energie AG Vertrieb, Hypo Oberösterreich, WAG, Land Oberösterreich und afo.
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Georg Wilbertz
Georg Wilbertz
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