Hohe Inflation in Österreich "teilweise hausgemacht"

WIEN. Förderungen nach dem Gießkannen-Prinzip hätten die Nachfrage und den Konsum - und damit auch die Inflation - weiter angeheizt, kritisiert die liberale Denkfabrik Agenda Austria. Sie spricht sich gegen staatliche Preisbremsen aus.
Die Inflation hat Österreich - im April betrug sie laut Statistik Austria 9,7 Prozent - stärker getroffen als viele andere europäische Ländern. Das müsste nicht sein, befindet die liberale Denkfabrik Agenda Austria. Denn staatliche Förderprogramme und Hilfszahlungen hätten laut den Ökonomen die Geldentwertung angeheizt - sie kritisieren einen "Österreich-Aufschlag" bei der Inflation.
Ein Rückblick: Bis Mitte des vergangenen Jahres lag Österreichs Inflation noch unter dem EU-Durchschnitt, seit Ende 2022 kletterte sie immer weiter nach oben und überholte Nachbarländer wie Italien oder Deutschland. Der vorläufige Höhepunkt der heimischen Inflation wurde im Jänner 2023 mit 11,6 Prozent erreicht. Während die Energiepreise seither sinken, ziehen die Preise in fast allen anderen Bereichen an. Das zeigt die Kerninflationsrate, bei der Energie und Lebensmittel ausgenommen sind: Sie betrug im März diesen Jahres acht Prozent - Österreich liegt hier an der Spitze des Euroraums.

Wesentlichen Anteil daran sollen laut der Agenda Austria die rund sieben Milliarden Euro schweren Antiteuerungshilfen haben. Sie stützen den privaten Konsum, der laut den Ökonomen dadurch sogar angestiegen ist: Im ersten Quartal 2023 haben die Österreicher trotz gestiegener Preise mehr eingekauft als noch Ende 2022. Laut Ökonom Marcell Göttert eine folgenschwere Entwicklung: "Die Leute können sich den teureren Kaffee oder das teurere Schnitzel leisten, deshalb gibt es auch höhere Preise". Denn die Inflation - hohe Nachfrage bei gleichzeitig wenig Angebot am Markt - werde dadurch ebenso gefördert.
Ein Rückgang des privaten und öffentlichen Konsums wäre aber genau jetzt das Richtige, heißt es von der Agenda Austria - dann würde die Inflation sinken. Die starke Teuerung in Österreich sei "teilweise hausgemacht", Förderungen seien mit der Gießkanne verteilt worden, anstatt sie ausschließlich an die Ärmsten auszuzahlen. Für das laufende Jahr prognostiziert die Denkfabrik eine Stagflation: wirtschaftliche Stagnation bei hoher Geldentwertung.
Staaten sollten "Füße stillhalten"
Der Weg hinaus aus der Inflation kann für die Ökonomen der Agenda Austria nur über die Europäische Zentralbank (EZB) führen. Sie müsse den Leitzins weiter erhöhen. Staatliche Preisbremsen würden nur Symptome der Teuerung bekämpfen und darüber hinaus den Markt verzerren. Die Staaten sollten die "Füße stillhalten": Lohnabschlüsse im öffentlichen Dienst sowie staatliche Ausgaben und Investitionen sollten begrenzt werden, um "nicht noch mehr Geld auf den Markt zu pumpen". Gebühren für Müll und Kanal sollten gesenkt oder eingefroren werden, um die Bürger zu entlasten. Antiteuerungshilfen sollte es in Zukunft aber ausschließlich für Bedürftige geben.
Eine große Rolle bei der Inflation im Dienstleistungsbereich spielt der Arbeitskräftemangel: In keinem anderen EU-Mitgliedsstaat kommen so viele offene Stellen im Dienstleistungssektor auf so wenig Beschäftigte wie in Österreich. 35 Prozent der Dienstleister seien laut einer Studie der EU-Kommission dadurch in ihrer unternehmerischen Tätigkeit eingeschränkt. Um den Arbeitsmarkt zu entlasten, empfiehlt die Agenda Austria Anreize für Vollzeitarbeit und eine Anhebung des Pensionsantrittsalters.
Spanien ist kein Vorbild
Im Kampf gegen die Teuerung hat sich Spanien für eine Preisbremse und eine temporäre Mehrwertsteuersenkung auf Lebensmittel entschieden. Die Inflationsrate ist dort deutlich gesunken. Berechnungen der Agenda Austria kommen aber zum Schluss, dass es den Spaniern dadurch nicht automatisch besser ging: So hat ihre Kaufkraft im Jahr 2022 im Vergleich zu 2019 um 5,1 Prozent abgenommen - in Österreich waren es 2,2 Prozent.
In der Frage der Lebensmittelpreise ist die Denkfabrik gegen eine Mehrwertsteuersenkung. Diese wäre sozial nicht treffsicher, außerdem sei unklar, inwiefern die Supermärkte die Steuersenkung weitergeben würden. Nach dem Ende der Maßnahme würden die Preise für Lebensmittel zudem sprunghaft ansteigen, warnt die Agenda Austria.

Ende für voestalpine-Drähte in Fürstenfeld
"Das Klimasystem beginnt unruhig zu werden"
Puckinger Kanalsanierer RTi in Teile zerlegt und verkauft
Pandas, Anlagen, E-Autos: Chinas Power-Provinz
