NEW YORK. Die angeschlagene US-Modekette American Apparel hat Gläubigerschutz beantragt und so Altlasten los werden.
Dieser Schritt und der damit einhergehende Umbau werde den Konzern stärken, sagte Firmenchefin Paula Schneider am Montag. Laut den eingereichten Dokumenten unterstützen 95 Prozent der Gläubiger die Restrukturierung. Das Unternehmen schreibt seit fünf Jahren Verluste und hatte jüngst massiv den Rotstift angesetzt.
Im Sommer betrieb American Apparel nach eigenen Angaben 230 Filialen in 20 Ländern - eine davon in Wien - und beschäftigte etwa 10.000 Mitarbeiter. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Los Angeles ist mit Unisex-Mode für junge Menschen und provokativem Marketing weltweit bekanntgeworden.
Die Modekette wird seit Jahren von den Skandalen des exzentrischen und umstrittenen Gründers Dov Charney in Mitleidenschaft gezogen. Nach dessen Rauswurf im Dezember des Vorjahres toben Machtkämpfe und teure Rechtsstreitigkeiten zwischen der neuen Konzernführung und Ex-Chef Charney. Doch die Firma litt schon vorher unter Umsatzschwund und Verlusten. Seit 2010 gehen die Verkäufe zurück. Europäische Ketten wie H&M und Zara sind günstiger und tauschen ihre Kollektionen schneller aus.
Der 46-jährige Charney machte die Kette groß, bevor der Kanadier ihr Image mit seinen Skandalen ramponierte. Charney führte das Unternehmen mit Zuckerbrot und Peitsche. Kommentatoren sprachen von einem absurden Regime, das die Gemeinschaftskultur einer Hippie-Kommune mit dem Leistungsdiktat des Rambo-Kapitalismus kombinierte. Eine Zeit lang galt die aggressiv-provokante Anzüglichkeit als chic, dann ging es bergab. Die Beschäftigung Illegaler flog auf, Mitarbeiterinnen warfen ihm sexuelle Belästigung vor.
In Kampagnen legt American Apparel großen Wert auf die Feststellung, ausschließlich in den USA zu produzieren - und nicht wie die Konkurrenz in Niedriglohnländern in Asien.
Geht dieser Fetzentandler wem ab?