Klimaprotest bei Slalom in Gurgl: Video zeigt Kristoffersens Wutanfall

HOCHGURGL. Als sich Aktivisten der "Letzten Generation" Zutritt zum Zielraum verschafften, verlor der Norweger die Nerven.
Nicht nur der ÖSV-Dreifach-Sieg – Manuel Feller gewann den Weltcup-Slalom in Hochgurgl vor seinen Teamkollegen Marco Schwarz und Michael Matt – war am Samstag Thema in den Sozialen Medien. Der zweite Durchgang hatte vor dem Start der fünf besten Läufer – wie berichtet – für gut zehn Minuten unterbrochen werden müssen, nachdem sich Klimaaktivsten Zugang zum Zielraum verschafft hatten. Sechs Mitglieder der "Letzten Generation" versprühten orange Farbe auf dem Schnee und hielten Transparente mit der Aufschrift "Hört auf den Klima-Rat" in die Höhe. Fans quittierten die Aktion mit Buh-Rufen, vereinzelt wurden Schneebälle geworfen.

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Betreuer hielten Kristofferson zurück
Sicherheitskräfte brachten die Demonstranten nach kurzer Zeit aus dem für Sportler reservierten Bereich, während der ORF die Szenen weiter übertrug. Einem Rennläufer konnte das alles offensichtlich nicht schnell genug gehen: Auf den TV-Bildern war auch zu sehen, wie der Norweger Henrik Kristofferson wutentbrannt, schimpfend und wild gestikulierend versucht, in Richtung der Einsatzkräfte und Aktivisten zu gelangen. Mehrere Betreuer hielten den 29-Jährigen zurück. Die Videoaufnahmen verbreiteten sich am Samstag wie ein Lauffeuer auf Sozialen Medien und wurden dort hitzig diskutiert. 
"Das sind verdammte Idioten", echauffierte sich der Norweger. "Sie ruinieren den Kurs für die anderen, die noch oben sind. Solche Menschen sollten wir nicht auf der Welt haben, sie sollten verschwinden", legte der 29-Jährige nach.
Auch Neureuther würde "sich aufregen"
Die ORF-Kommentatoren sprachen von einem "wichtigen Anliegen" betonten aber auch, dass es sich beim Slalom in Obergurgl um ein "Green Event" handle. "ARD"-Experte Felix Neureuther zeigte wenig Verständnis für den Auftritt der Aktivisten. "Wenn ich jetzt am Start stehen würde, würde ich mich so dermaßen aufregen", so der 39-Jährige, der aber zugleich zu einem friedlichen Dialog aufrief.
Unmittelbar nach der Unterbrechung musste Kristoffersens Teamkollege Alexander Steen Olsen auf die Piste, er fiel auf den 18. Endrang zurück. Der nach ihm gestartete Loic Meillard schied aus, Gstrein hatte dann ebenfalls Probleme. Seiner Meinung nach haben die Aktivisten somit durchaus den Ausgang des Rennens beeinflusst. In die selbe Kerbe schlug auch Benjamin Raich, als er vom ORF zu den Protesten befragt wurde. "Die Aktivisten denken einfach nicht weit genug", sagt der Ex-Skirennläufer im Interview.
Rennsieger Manuel Feller meinte, es sei wichtig, "dass es Leute gibt, die sich für so etwas einsetzen". Andererseits warf er ein: "Wenn ich mich da ins Ziel reinhaue, darf ich gar keine Veranstaltung mehr machen." Der Skisport mache es "schon sehr, sehr gut", er wisse nicht, was es "da groß zu diskutieren gibt".
Kritik, Hohn und Zuspruch
Auf Twitter reagierten die Nutzer mit Kritik, Spott, aber auch Zuspruch auf Kristoffersens Wutausbruch. "Henrik Kristoffersen sollte sich anstatt mit Klimaaktivisten anzulegen, besser auf das Skifahren konzentrieren und seine Wutausbrüche in den Griff kriegen. Undenklich unsympathisch", schrieb etwa ein Nutzer. Ein anderer meinte: "Eventuell kann Kristoffersen ja beim Boxen mal einen Gesamtweltcup gewinnen". Wieder ein anderer fordert hingegen: "Gold für Kristoffersen".
"Ich bedaure, dass eine Minderheit in der Gesellschaft leider mit gesetzeswidrigen Handlungen für Aufmerksamkeit sorgen möchte. Solche Aktionen tragen sicher nicht dazu bei, dass die Akzeptanz für diese Gruppe größer wird", sagte ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer nach dem Rennen in einem APA-Interview. "Sie sind angehalten, ihre Handlungen ganz klar zu überdenken."
"Nicht gegen Sportler gerichtet"
Eine im Anschluss vom ORF-Fernsehen interviewte, an dem Protest beteiligte Aktivisten sagte, die Aktion habe sich nicht gegen die Sportler oder die Fans gerichtet. "Wir nutzen diese Fläche, um die Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken, dass wir in die Klimakatastrophe reinsteuern und dass wir was ändern müssen", betonte die junge Frau. Es sollte vielmehr die Regierung die Vorschläge des Klimarates umsetzen, meinte auch ein Kollege von ihr. Man sei da, "damit die Regierung endlich handelt, damit sie die Maßnahmen umsetzt, dass wir in 30 Jahren auch noch Ski fahren können", sagte er.
"Wir waren zu weit weg"
Die Polizei habe die Personendaten aufgenommen, erläuterte Scherer, die Konsequenzen seien offen. "Es ist wohl ein Verstoß gegen die Hausordnung und wahrscheinlich auch eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit. Es wird polizeiliche Ermittlungen geben und dann die notwendigen Konsequenzen", sagte Scherer. "Wir waren zu weit weg. Wir müssen uns positionsmäßig besser aufstellen, um schneller zu reagieren", forderte FIS-Renndirektor Markus Waldner im ORF.
Den Ausgang des Rennens sah er durch die Aktion nicht beeinflusst - im Gegensatz zu einigen Läufern. Ein beteiligter Aktivist entgegnete im ORF-Interview, man habe geschaut, "dass wir im Zielbereich sind, dass wir die Strecke nicht beeinträchtigen". Die Farbe sei aus Maisstärke und "überhaupt nichts Giftiges".
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