Familie verpfändete für ihn Unternehmen: Jetzt ist Pedro Acosta der Shootingstar der MotoGP
Wie Pedro Acosta der Sprung aus einer Fischer-Familie in die Königsklasse des Motorradsports gelang
Blaubarsche, Sardinen, Makrelen, Heringe: Pedro Acosta ist Fischer im Hafen von Mazarron südlich von Murcia.
Schon sein Vater und sein Großvater fischten – und alle hießen sie Pedro. Es lag also nahe, seinen Sohn, der nach Maria und Miriam als drittes Kind zur Welt kam, Pedro zu taufen.
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Doch mit einer Tradition dürfte Klein-Pedro brechen, nämlich Fischer im Hafen von Mazarron zu werden. Denn sein Vater hat einen "Fehler" gemacht:
Als sein Sohn fünf Jahre alt war, kaufte Papa seinem Sohn eine kleine Motocross-Maschine – ein chinesisches Fabrikat um 150 Euro. "Ohne dass seine Mutter davon wusste", verriet der Senior.
Ein Geschenk, das wie der sprichwörtliche Flügelschlag eines Schmetterlings einen Tornado auslöste. Wobei der Wirbelwind sein Sohn war und nun – 14 Jahre später – nach Weltmeistertiteln in Moto3 und Moto2 in seinem zweiten Rennen der elitären MotoGP als Dritter von Portimao erstmals vom Podest lachte.
Mit 19 Jahren und 304 Tagen ist Pedro der drittjüngste Pilot, der in der MotoGP in die Top Drei gefahren ist. Spätestens jetzt ist Klein-Pedro alles andere als klein.
"Er wird einer der großen Namen in der Zukunft und Gegenwart sein", sagt mit dem ehemaligen Serienweltmeister Marc Marquez ausgerechnet jener spanische Landsmann, mit dem Acosta ständig verglichen wird.
Das Unternehmen verpfändet
Nicht viele aus der Arbeiterklasse schaffen den Sprung zum Profi-Rennfahrer. Der finanzielle Input, der bereits in den Nachwuchsklassen notwendig wird, ist enorm. Vater und Großvater verpfändeten ihr Unternehmen, um ihm das Rennfahren zu ermöglichen. "Sie haben die Augen zugemacht und alles auf eine Karte gesetzt", sagt der Shootingstar, der das Fehlen wirtschaftlicher Privilegien mit seinem fahrerischen Können wettmachte.
"Ich glaube nicht, dass das Talent ist, weil ich Fahrer kenne, die überhaupt nicht trainieren und trotzdem schnell sind", sagt er, dass er genau wisse, was seine Vorzüge sind. Besonders wenn es um das späte Anbremsen oder das Herauskitzeln der maximalen Reifenleistung geht, ist Acosta der Konkurrenz mit spielerischer Leichtigkeit voraus. KTM und Red Bull erkannten das Potenzial des Talents und halfen über die eine oder andere finanzielle Hürde.
Seine fahrerischen Instinkte wurden früh geschärft. "Mein Vater und meine Mutter haben mir viel geholfen, als ich zu fahren anfing. Sie halfen mir, dass ich entspannter und schneller bin." Der Kontakt zu seiner Familie ist entsprechend eng geblieben, was sogar auf seinem Helm sichtbar wird. "Das Logo hat mein Vater gemacht, als ich angefangen habe."
Das Design ist einem Hai nachempfunden und findet sich am Boot seines Vaters wieder. So kam Klein-Pedro früh zu seinem Spitznamen: der "Hai von Mazarron". Sein Papa kreierte auch den Schriftzug auf seinem Overall. "Einige Leute sagen, der ist hässlich ... aber mein Vater hat es für mich gemacht, als ich sechs war. Also was wollen die, dass ich mache? Es jetzt ändern? Nein, es wird dort bleiben, egal ob es schön oder nicht schön ist."
So wird Pedro Acosta Farben und Logo auch dieses Wochenende in Austin, Texas, mit Stolz tragen – und sich auf die Jagd machen, vielleicht gar der jüngste MotoGP-Sieger der Geschichte zu werden.
Es ist ihm zu wünschen, dass er sich nie schwer verletzt.
Sein draufgängerischer Fahrstil ist jenem des jungen Marquez nicht unähnlich.