KTMs Wandel zum Siegermotorrad: Das sind die Schlüsselfaktoren
Auch beim zweiten Grand Prix in Spielberg kann mit KTM ein heimisches Werk um den Sieg in der Königsklasse MotoGP mitrittern. Experte Gustl Auinger analysiert, warum.
Für die österreichischen Motorrad-Fans kann es eigentlich nichts Schöneres geben. Auch morgen (ab 11 Uhr) beim zweiten Grand Prix am Red-Bull-Ring in Spielberg kann mit KTM ein heimisches Werk um den Sieg in der Königsklasse MotoGP mitrittern.
Hätte man das schon vor einigen Monaten prophezeit, wäre man wohl als unverbesserlicher Optimist abgestempelt worden. Klar waren die Winter-Tests vor der Saison für die Innviertler schon super. Und man wusste auch, dass in dieser RC16, so sehr sie sich mit Stahlrahmen und weiteren Details auch von den Konkurrenten unterscheiden mag, gewaltiges Potenzial schlummert. Trotzdem ist dieser Premierenerfolg, der Brad Binder vor wenigen Tagen in Brünn gelungen ist, wohl für alle und auch das Werksteam selbst überraschend gekommen.
Dass die KTM zum Start in Jerez, dann in Brünn sowieso und nun auch in Spielberg so konkurrenzfähig ist, zeigt, dass wirklich ein enormer Schritt nach vorne gelungen ist.
Was sind aber nun die Schlüsselfaktoren, dass KTM auf einmal ein siegfähiges Motorrad in dieser hart umkämpften Klasse aufbieten kann? In meinen Augen wurde an zwei Baustellen zuletzt hervorragende Arbeit geleistet, und gleichzeitig hat man sich damit auch nicht in anderen Bereichen Lücken aufgemacht.
Zum einen wurde das Problem mit der Traktion behoben, die Leistung wird also besser auf die Rennstrecke gebracht. Und dazu ist auch die Leistungsentfaltung bei der Maschine nun eine andere. Die RC16 wurde auch KTM-intern gerne einmal als "Biest" bezeichnet. Dieses scheint nun aber so gezähmt, dass es wirklich die optimale Leistung bringt.
Binder hat mir in einem persönlichen Gespräch vor Brünn schon verraten, dass es eine neue Airbox gibt. Mit der sei die Leistungsentfaltung komplett anders und viel kalkulierbarer.
Natürlich hat man letzte Woche beim ersten Rennen in Spielberg insgeheim gehofft, dass man den Schwung aus Brünn mitnehmen und gleich wieder einen Paukenschlag setzen kann. Noch ist es nicht ganz aufgegangen. Pol Espargaro, der gestern als weiteres Ausrufezeichen einmal die Trainingsbestzeit hinknallte, hatte letzten Sonntag nach starkem Beginn nicht das glücklichste Händchen bei der Reifenwahl beim Neustart und dann auch noch einen Unfall mit Teamkollege Miguel Oliveira. Aber man muss die Kirche auch im Dorf lassen. Den vierten Platz von Binder hätte man vor wenigen Wochen noch mit Handkuss genommen.
Die Zeit läuft für "die Orangen"
Und die Zeit läuft für KTM. Bei den anderen Herstellern ist der Entwicklungsstand der Motoren eingefroren, die Innviertler können neben Aprilia als relative "Neulinge" weiterhin an Verbesserungen arbeiten. Das ist ein Riesenvorteil.
Weil Marc Marquez derzeit nicht da ist, gestaltet sich die WM offener denn je. Und KTM ist mittendrin statt nur mehr dabei.
Der gebürtige Lambacher Gustl Auinger ist ehemaliger WM-Pilot und heute TV-Experte bei ServusTV
WM-Lauf in Spielberg
Training: KTM setzte gestern im Training zum GP der Steiermark bereits die erste Duftmarke. Wie schon letzte Woche fuhr der Spanier Pol Espargaro in 1:23,638 Minuten Bestzeit vor den Ducatis von Jack Miller und Andrea Dovizioso. Für das heutige Qualifying ist Regen angesagt. In der Moto3 kam Maximilian Kofler (Ö) über Rang 28 nicht hinaus.
Programm: heute, 12.35 Uhr: Qualifying Moto3; 14.10 Uhr: Qualifying MotoGP; 15.10 Uhr: Qualifying Moto2; Sonntag, 11 Uhr: Rennen Moto3 (23 Runden); 12.20 Uhr: Moto2 (25); 14 Uhr: MotoGP (28);
ServusTV überträgt live.