SV Ried oder Altach: Wer gewinnt die Nervenschlacht?
RIED. In der ausverkauften Josko-Arena fällt heute wohl die Entscheidung im Bundesliga-Abstiegskampf. Es ist auch ein Duell der Trainer.
Anpfiff zum großen Finale der Fußball-Bundesliga: Der Sieger der heutigen Partie zwischen der SV Guntamatic Ried und Altach (19.30) wird sich am Ende zu 99 Prozent retten, der Verlierer den bitteren Gang in die zweite Liga antreten müssen. Die Josko-Arena wird ausverkauft sein, knapp 7000 Fans sollen die Rieder zum Sieg treiben. Heute geht es nicht mehr um individuelle Qualität, sondern um Mentalität und Nervenstärke. Dabei wird es ganz besonders auf die beiden Trainer ankommen:
Altachs Motivator: Klaus Schmidt (55) ist der Spezialist für solche Duelle: Im Vorjahr rettete der Steirer Hartberg als Vorletzter vor dem Abstieg, 2021 belegte er mit der Admira den vorletzten Platz, 2019 erreichte er mit den Admiranern als Drittletzter das rettende Ufer. Er ist ein Meister der Motivation – auch wenn dies zuletzt bei den seit sechs Runden sieglosen Vorarlbergern weniger zu sehen war. Vor allem das 0:1 am Samstag gegen Hartberg glich einem Offenbarungseid. "Das wird nicht mehr vorkommen" sagte Schmidt gestern und ging in die Offensive. "Es geht um alles. Entscheidend wird sein, wer in den ersten 15 Minuten besser ins Spiel reinkommt. Der Rieder Trainer wird sagen: ,Wir sind unbesiegbar.‘ Ich sage: ,Die Bauern jodeln erst beim Heimgehen.‘" Frei übersetzt: Abgerechnet wird erst zum Schluss, nachdem in Vorarlberg bei vielen der Glaube an Altachs Klassenerhalt fehlt.
Rieds Stratege: Dass sich die Rieder die Favoritenrolle in diesem Duell erkämpft haben, ist dem Trainer zu verdanken. Maximilian Senft ist nicht der Mann der ganz lauten Worte – dafür aber der richtigen. Mit dem 33-Jährigen ist die Überzeugung der seit fünf Runden ungeschlagenen Innviertler zurückgekommen. Dazu auch die Erfahrung, den vielleicht härtesten Abstiegskampf Europas bestanden zu haben – nämlich jenen in der brutalen zweiten englischen Liga – 2020 mit dem FC Barnsley. Gemeinsam mit Gerhard Struber machte er als dessen Co-Trainer das Unmögliche möglich. Magere neun Punkte sowie der letzte Platz standen nach 16 Runden auf dem Konto der "Tykes" zu Buche, ehe das rot-weiß-rote Trainer-Duo 40 Zähler in den folgenden 30 Runden holte. Der Klassenerhalt gelang mit einem Herzschlagfinale am 46. und letzten Spieltag – dank des entscheidenden 2:1-Siegtreffers des Ex-Rieders Patrick Schmidt in der Nachspielzeit gegen Brentford. "Die Vorzeichen bei Barnsley waren nicht unähnlich zu jenen aktuell in Ried", erinnert sich Senft. Diese Erfahrungen helfen ihm auch jetzt: "Die damalige Mannschaft hat sich trotz der schwierigen Lage nie aufgegeben und ist ihren Weg weitergegangen – diese Eigenschaft sehe ich auch jetzt in Ried. Wir müssen mit extremer Kraft und viel Energie in die Partie gehen." Altachs schwache Leistung aus der Vorwoche misst er keine große Bedeutung bei. "Uns erwartet ein Gegner, für den es um alles geht."
Heute sind mehr die Spieler gefragt als der Trainer. Leider hat Senft verglichen zu seinem heutigen Gegenüber zu wenig Erfahrung in vergleichbaren Situationen. Darum muss heute die SVR andere Tugenden am Platz zeigen. Diese wären Laufstärke, Zweikampfstärke und nicht zuletzt gefährlich ausgrführte Standardsituationen mit Torgefahr.