Schneller und jünger: Der flotte Ankick der EM
BERLIN. Sicherheitsdenken wurde gegen den Mut zum Risiko ausgewechselt.
Zäh waren die Endrunden der jüngeren Vergangenheit angelaufen, weil anfangs der Sicherheitsgedanke mitspielte. In Deutschland wurde hingegen der Mut zum Risiko entdeckt, der bisher flotte Partien bescherte.
23 Sekunden dauerte es, bis Albanien gegen Italien in Führung ging: Nedim Bajrami erzielte das schnellste Tor der EM-Geschichte. Der Titelverteidiger schlug schnell und doppelt zurück, wie Italien das 2:1 bis zum Schlusspfiff verwaltete, gefiel Teamchef Luciano Spalletti nicht: "Manchmal gefallen wir uns zu sehr. Wir müssen bösartiger sein."
Die Highlights von Italien - Albanien:
136 Pflichtspiele in Folge hatte Spanien mehr Ballbesitz als der Gegner – diese Serie endete gegen Kroatien, als das Team von Trainer Luis de la Fuente nur 46 Prozent der Spielzeit am Ball war. Dass Ballbesitz keine aussagekräftige Kategorie ist, zeigte nicht nur der souveräne 3:0-Sieg. "Spanien lädt zum Träumen ein", stand in der Zeitung "El Pais". Weniger Tiki-Taka, mehr Zielstrebigkeit und Zweckmäßigkeit – Spanien untermauerte die Ambitionen mit einem neuen Spielstil.
Die Highlights von Spanien - Kroatien:
16 Jahre und 338 Tage war Lamine Yamal alt, als er in Spaniens Startelf gegen Kroatien stand – keiner war bei seinem ersten EM-Spiel jünger. Der FC-Barcelona-Flügelspieler bereitete das 3:0 von Dani Carvajal vor. Mit dem 1:0 hatte sich Alvaro Morata in die Geschichtsbücher der "La Roja" mit einem Rekord eingetragen: Er ist der erste Spanier, der bei drei EM-Endrunden getroffen hat.
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2 Spiele waren schon zur Pause mit einem Drei-Tore-Vorsprung praktisch entschieden – genauso viele wie in den bisher 16 EM-Endrunden insgesamt. Vor Spaniens Machtdemonstration gegen Kroatien hatte Deutschland mit dem 5:1 gegen Schottland im Eröffnungsspiel beeindruckt. Jamal Musiala und Florian Wirtz, beide 21 Jahre alt, wirbelten die schottischen Defensivpläne völlig durcheinander.
"Wir wollen dasselbe machen am Mittwoch", sagte Bayern-Profi Musiala im Hinblick auf das Spiel gegen Ungarn. Diese verteidigten gegen die Schweiz beim 1:3 ebenso luftig. Ein ungarischer Lichtblick war Torschütze Barnabas Varga, der im burgenländischen Unterhaus Anlauf genommen hatte: Von Eberau wechselte er zu Mattersburg, wo er zwischen 2016 und 2018 16 Bundesligaspiele machte, in denen ihm ein Treffer gelang. Bei Zweitligist Lafnitz nahm er Anlauf, zurück in der Heimat wurde Varga zum Torgaranten: Mit 20 Treffern schoss er Ferencvaros in der abgelaufenen Saison zum Meistertitel.