Hat Englands Titelleiden jetzt endlich ein Ende?
58 Jahre nach dem WM-Titel 1966 soll die Unserie am Sonntag gegen Spanien enden
DORTMUND. Jubel, Jubel, Jubel – nach Englands 2:1-(1:1)-Erfolg über die Niederlande ist es völlig egal, wie genau die Mannschaft von Teamchef Gareth Southgate dieses Finale erreicht hat, ob der 2:1-Sieg über die Niederländer dank des Treffers von Ollie Watkins in der 91. Minute wirklich verdient gewesen ist, ob Schiedsrichter Felix Zwayer vor dem Elfer-Foul an Harry Kane ein Handspiel der Engländer hätte pfeifen müssen.
Ebenso ist es nebensächlich, für welchen Fußball-Stil man letztendlich steht. Unter dem Strich spielt die Mannschaft seit der Amtsübernahme von Teamchef Gareth Southgate im Jahr 2016 erfolgreich – auch wenn es bei dieser EM besonders lange gedauert hat, bis man in Schwung gekommen ist. Und dennoch muss man in England leiden. Denn diesen einen großen und finalen Schritt zum Titel, den konnte man seit dem Weltmeistertitel 1966 im eigenen Land nicht mehr setzen. Ein Auszug:
- EM-Finale 2021: Erst im Elferschießen platzte gegen Italien (2:3, 1:1 n. V.) der Traum vom Titel.
- WM-Halbfinale 2018: In der Verlängerung erfolgte in Russland beim 1:2 gegen Kroatien das Aus.
- EM-Halbfinale 1996: Aus im Elfmeterschießen gegen den späteren Europameister Deutschland.
- WM-Halbfinale 1990: 3:4 im Elferschießen gegen Deutschland.
Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Die WM-Viertelfinal-Niederlage 1986 beim 1:2 durch das Tor von Diego Maradona, der danach von der "Hand Gottes" sprach, zählt dazu. So wie damals verlor England mehrmals knapp gegen den späteren Welt- oder Europameister. Dazu kamen zahlreiche Niederlagen im Elfmeterschießen.
Glück, Geniestreich und Moral
Nicht die spielerische Klasse, sondern etwas Glück, ein Geniestreich von Jude Bellingham im Achtelfinale mit seinem Fallrückzieher zum 1:1 gegen die Slowakei in der 95. Minute und viel Moral haben England ins Endspiel geführt. "Qualität ist die eine Sache, aber die anderen Attribute wie Charakter oder Mentalität kannst du im Training nicht lernen. Du bekommst sie aus Erfahrungen", sagte Bellingham. Dabei war jedes K.-o.-Spiel auf seine Weise dramatisch, England holte drei Mal in Serie einen 0:1-Rückstand auf. So etwas gab es bei Europameisterschaften zuvor noch nie.

Sogar von König Charles gab es Gratulationen – und eine Bitte: "Wenn ich euch ermutigen dürfte, den Sieg zu sichern, bevor Wundertore in letzter Minute oder ein weiteres Elfmeterdrama nötig würden. Die Belastung für den kollektiven Puls und Blutdruck der Nation würde erheblich gemildert."
Gefeiert wurde auch Teamchef Gareth Southgate. Er hatte Topstar Harry Kane ausgewechselt und durch den späteren Torschützen Ollie Watkins ersetzt. Southgate, zuletzt heftig kritisiert, rief nach dem Spiel in Richtung der 20.000 mitgereisten Fans: "One more!" Ein weiterer Sieg – und Englands Titelleiden hätte ein Ende.
Handspiel von Saka? Neue Aufregung um Kane-Elfer
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