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Afghanistan im Fokus von Migrationskonferenz in Wien

Von nachrichten.at/apa, 19. Oktober 2021, 20:27 Uhr
ICMPD-Direktor Michael Spindelegger, der griechische Migrationsminister Notis Mitarachi, der bosnische Sicherheitsminister Selmo Cikotic und der ungarische Außenminister Peter Szijjarto am Dienstag bei der "Vienna Migration Conference 2021" in Wien. Bild: GEORG HOCHMUTH (APA)

WIEN. Die Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Herkunfts-, Transit- und Zielländern von Flüchtlingen steht im Zentrum einer zweitägigen hochrangigen Migrationskonferenz des ThinkTanks ICMPD (Zentrum für Migrationspolitik) in Wien. Am Dienstag, dem Eröffnungstag, lag der Schwerpunkt dabei auf Afghanistan.

Die anwesenden Nachbarländer des krisengebeutelten Landes hatten dabei vor allem eine Botschaft an den Westen: Ihre Kapazitäten zur Flüchtlingsaufnahme sind am Limit.

Sowohl die Vertreter des Irans, Tadschikistans sowie der Türkei artikulierten deutlich, dass ihre Kapazitäten begrenzt bzw. bereits ausgeschöpft seien und riefen die EU zu weiterer Hilfe auf. Besorgt zeigten sie sich angesichts steigender Flüchtlingszahlen in ihren Staaten. Dem pflichtete auch ein virtuell zugeschalteter hochrangiger Beamter aus Afghanistan bei: Die große Abwanderungswelle sei keine Frage der Zeit, sie finde bereits statt, sagte der Vorsitzende des Hohen Rates für nationale Versöhnung (HCNR) in Afghanistan, Abdullah Abdullah.

"Humanitäre Hilfe dringend notwendig"

Die aktuelle Situation sei sehr herausfordernd, er sei "sehr besorgt", betonte Abdullah, der eine persönliche Teilnahme an der Konferenz geplant hatte, dem seitens der Taliban-Regierung aber die Ausreise nicht erlaubt wurde, wie ICMPD-Direktor Michael Spindelegger am Rande der Konferenz gegenüber Journalisten erwähnte. Vor allem humanitäre Hilfe für die verbleibende Bevölkerung sei "dringend" notwendig, appellierte Abdullah an die internationale Gemeinschaft. Diese solle deshalb auch mit den radikal-islamischen Taliban in Kontakt treten, auch wenn eine Anerkennung der Regierung freilich schwierig sei, räumte Abdullah ein, der auch von "überzogenen Erwartungen" der Taliban an die internationale Gemeinschaft sprach.

Der stellvertretende Außenminister Tadschikistans, Sharaf Sheralizoda, bezeichnete die Situation in Afghanistan und der Region als "extrem schwierig". Sein Land sei mit "riesigen Herausforderungen" konfrontiert, da die Kapazitäten zur Flüchtlingsaufnahme begrenzt seien und man aktuell bereits mehr als 15.000 Geflüchtete beherberge. Nur durch eine inklusive Regierung in Kabul könne Stabilität und Frieden sichergestellt werden, betonte Sheralizoda.

Auch der iranische Botschafter in Wien, Abbas Bagherpour Ardekani, zeigte sich angesichts der "sehr ernsten" Lage in Afghanistan besorgt. Die Zahl afghanischer Flüchtlinge im Iran sei massiv gestiegen und sollte für jeden anderen Staat eine "Warnung" sein. Sein Land habe "mehr als den angemessenen Beitrag" geleistet, jetzt seien andere Länder am Zug. Gefragt, wie der Iran am besten bei der Versorgung der Vielzahl afghanischer Flüchtlinge von westlichen Staaten unterstützt werden könne, antwortete Ardekani, dass einerseits mehr finanzielle Mittel, andererseits auch Hilfe im Grenzschutz notwendig seien.

Ähnlich Ahmet Muhtar Gün, ständiger Vertreter der Türkei bei den Vereinten Nationen in Wien: Die Kapazitäten der Türkei bezüglich Flüchtlingsaufnahme und -versorgung seien nicht nur überstrapaziert, sie seien gänzlich ausgeschöpft, betonte der Diplomat, der an die rund vier Millionen Syrer in der Türkei erinnerte. Zuvor von Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) geäußerte Kritik, die Türkei und Belarus (Weißrussland) würden die EU durch Migration erpressen, wies er vehement zurück. "Wir erpressen nicht, wir erinnern unsere Partner nur an ihre Verantwortung", hielt Gün fest.

Nehammer hatte die "Erpressung" mittels Flüchtlingen als "inakzeptabel" bezeichnet. Gleichzeitig warnte auch er vor neuen Flüchtlingsbewegungen aus Afghanistan Richtung Europa. Wichtig sei die Versorgung der Geflüchteten in der Region, erklärte er einmal mehr unter Verweis auf die bereits große afghanische Community in Österreich.

In einer Diskussion mit dem griechischen Migrationsminister Notis Mitarachis, dem bosnischen Sicherheitsminister Selmo Cikotić und dem ungarischen Außenminister Péter Szijjártó sollte es am Nachmittag dann eigentlich um die Kooperation zwischen Ländern entlang der Route im östlichen Mittelmeerraum mit den Westbalkan-Staaten gehen. Der Schwerpunkt des Gesprächs zwischen ICMPD-Chef Spindelegger und den Ministern verlagerte sich jedoch auf die Frage, wie neue Flüchtlingsströme verhindert bzw. eingedämmt werden können.

Seiner Meinung nach stehe man derzeit vor einer "noch größeren Gefahr als 2015", meinte Szijjártó. Der Migrationsdruck komme nun nämlich von allen Seiten - sei es Afghanistan und der Nahen Osten oder der Subsahara-Region. Dass die libysche Regierung für ihren Umgang mit Flüchtlingen (Unterbringung in umstrittenen Internierungslagern, Anm.) nun von NGOs kritisiert werde, sei "verrückt" und "total dumm", so der ungarische Außenminister. Worte des Lobes fand er für Ägypten, das das Ablegen von Flüchtlingsbooten seit Jahren erfolgreich verhindere.

Sowohl Mitarachis als auch Cikotić berichteten von gesunkenen Flüchtlingszahlen in Griechenland bzw. Bosnien-Herzegowina. Bosnien habe noch vor einigen Jahren dreimal mehr Migranten beherbergt als jetzt, das sei ein positiver Trend, teilte Cikotić mit. Die Grenzen seien nun viel besser geschützt, auch dank der EU. In Sachen Migrationsmanagement sei aber noch ein "gemeinsamer langer Weg" zu beschreiten.

"Innovative Wege" finden

Gastgeber der Konferenz, Ex-Vizekanzler Spindelegger, hatte im Rahmen seiner Eröffnungsrede betont, dass es an der Zeit sei, "innovative Wege" zu finden, um reguläre Migration zu beleben und sie "intelligenter und effektiver" zu machen. "Lassen Sie uns zusammen eine ambitioniertere, positivere Zukunft visualisieren", appellierte er. Die Kommissarin für soziale Angelegenheiten der Afrikanischen Union (AU), Amira El Fadil, plädierte in ihrem Statement dafür, Migration und Migranten als "Mehrwert" und Bereicherung wahrzunehmen, anstatt als "Last", wie zuvor von Nehammer dargestellt, so El Fadil.

Es ist die bereits sechste "Vienna Migration Conference" (VCM) des in Wien ansässigen International Centre for Migration Policy Development (ICMPD). Sie steht unter dem Motto "Migrationspartnerschaften neu denken: Herausforderungen, Möglichkeiten und Strategien" und findet nach dem coronabedingt reinen Online-Format im Vorjahr heuer in hybrider Form statt. Rund 1.000 Personen verfolgten die Konferenz online, 150 nahmen vor Ort, im Palais Niederösterreich in der Wiener Innenstadt, teil.

Die 1993 gegründete Denkfabrik ICMPD mit rund 460 Mitarbeitern unterstützt Regierungen bei der Suche nach tragfähigen Lösungen für die mit Migration verbundenen Herausforderungen. Das Zentrum, das überwiegend aus Mitteln der EU-Kommission finanziert wird, hat 19 Mitgliedsstaaten - als jüngstes Mitglied konnte erst kürzlich Griechenland gewonnen werden.

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15  Kommentare
15  Kommentare
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Selten (13.716 Kommentare)
am 21.10.2021 10:54

Solange man partnerschaftlich mit dem Hohen Rat für nationale Versöhnung (HCNR) in Afghanistan, Abdullah Abdullah umgeht und der Schwarze Spindelegger zwecks Nachschub von Billigarbeitskräften für die Kurz-Klientel reguläre Migration beleben "intelligenter und effektiver" machen, dh Illegales legalisieren will, wird sich nichts ändern.

Im Übrigen fehlt es in Ö an Mitteln für Pflege und wir haben inflationäre Zustände, dass uns Hören und Sehen vergeht. Zu diesen Themen gibt es leider keine Konferenzen.

Im Übrigen vermisse ich Angaben zu den Beschlüssen dieses zweifelhaften Treffens.

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Selten (13.716 Kommentare)
am 21.10.2021 10:20

Wiki über das ICMPD:

Gründungszweck:
Forschung, Projekte und Aktivitäten zu migrationsbezogenen Themen
POLITISCHE EMPFEHLUNGEN AN REGIERUNGEN sowie an externe staatliche und zwischenstaatliche Stellen

hat außerdem Beobachterstatus bei den UN.

weltweit tätig ist, IN ERSTER LINIE AUF DEN EUROPÄISCHEN RAUM konzentriert, Hauptsitz Wien; derzeit ca340 Mitarbeiter, Mission in Brüssel, Vertretungen in Europa, N-Afrika und dem Nahen Osten, 18 Mitgliedsstaaten.

kooperiert nach eigenen Aussagen mit Reg, int Org, Forschungsinstituten und Mitgliedern der Zivilgesellschaft bei Entwicklung von Richtlinien in migrationsbezogenen Bereichen sowie bei Organisation von Schulungen etc. zum Transfer von Know-how im Umgang mit Migrationsfragen.

Zweck: Förderung innovativer, umfassender, nachhaltiger Migrationspolitik

Funktion: Mechanismus zum Austausch von Dienstleistungen für Regi und Orgas, Belieferung von Politik mit Entscheidungsgrundlagen

Gründerstaaten Ö u CH

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Selten (13.716 Kommentare)
am 21.10.2021 10:23

Wer diese weitere unter den vielen migrationstreibenden Organisationen, wie IOM, ESI und wie sie alle heißen, aushält, ist nicht bekannt.

Ich vermute es wird von der UNO und den Steuerzahlern der 18 Mitgliedsstaaten gut gefüttert.

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Selten (13.716 Kommentare)
am 21.10.2021 10:35

Auf der ersten Seite der HP liest man als Erstes: MAKING MAGRATION BETTER

Das Geschäft scheint zu blühen, Förderungen scheinen in Fülle zu fließen, die Mitarbeiterzahle dieses Vereins ist schon von 340 auf 469 gesteigen.

Wer anlassbezogen seine Meinung am richtigen Ort, neben der BReg, ins BMI kundtun will hier zwei Adressen:

ICMPD:
Gonzagagasse 1, 5th floor, 1010 Vienna, Austria, Tel: +43 1 504 46 77 0, Fax: +43 1 504 46 77 23 75

Verbindungsbüro des EP in Ö:
Wipplingerstraße 35, 1010 Vienna, Austria

Dort wo jetzt die D€€€U sitzt, stand einst, ehe Verzetnitsch den ÖGB in die Pleite schickte, ein großes ÖGB-Gebäude.

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SRV1 (8.119 Kommentare)
am 21.10.2021 10:38

Dass die Lösung der Migrationsprobleme für die Zweitausgabe des hiesigen, nationalistischen Brittany-Pettibone-(nunmehr verehelichte Sellner)-Ersatzes nur in eisernen Vorhängen rund um A und Beharrung auf dem Europa der abgeschottenen Kleinstaaten besteht, verwundert nicht weiter.

Übriges: Das IMCPD wird zu 83 % von der EU-Kommission, zu 11 % von der UNO und anderen Instituationen, 5 % von den Mitgliedsstaaten des IMCPD und zu 1 % von anderen Staaten finanziert.

https://www.icmpd.org/about-us/about-icmpd

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snooker (4.427 Kommentare)
am 20.10.2021 16:50

Es ist nicht einzusehen, dass asiatische, arabische oder afrikanische Menschen in größerer Anzahl in Europa aufgenommen werden.
Im Falle Afghanistan ist es doch so, dass alle Nachbarländer Afghanistans ähnliche kulturelle und religiöse Gesellschaften haben.
Es wäre daher sinnvoll, dass die Flüchtlinge im riesigen asiatischen Bereich unterkommen können.
Die bekannt kulturellen und religiösen Probleme in Europa durch afghanische Flüchtlinge müssen uns doch zu denken geben.

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tofu (6.975 Kommentare)
am 19.10.2021 23:41

Warum soll das ein Problem sein?

Wertvoller als Gold, besser ausgebildet als wir, nette Familien die in unser Sozialsystem einzahlen und die Pensionen durch ihre Fruchtbarkeit sichern….

Ich geh mich schon Warmklatschen
Welcome

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kave84 (3.048 Kommentare)
am 19.10.2021 22:47

Wenn es der Frontex bzw. Europa nicht bald gelingt, mit einfachen Absperrungen, Zäune, Militär etc. sämtliche Flüchtlingsrouten übers Mittelmeer zu schließen, wird der Zeitpunkt kommen wo wir Waffen einsetzen werden. Hoffe unsere unfähigen Politiker erkennen die Gefahren endlich.

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tofu (6.975 Kommentare)
am 19.10.2021 23:43

Das wird niemand wagen, denn dann brennt es in unseren Strassen

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vorsicht (3.468 Kommentare)
am 20.10.2021 08:06

Das kommt so sicher wie das Amen im Gebet wenn wir uns nicht vor diese Armutsmigration schützen- es genügt die Größenverhältnisse auf der Landkarte zu betrachten um zu verstehen das wir nicht jeden alimentieren können.

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Selten (13.716 Kommentare)
am 21.10.2021 10:42

Solange sich Regierungen Migrationsfragen von ICMPD, IOS, UN, ESi udgl beraten lassen und diese Berater sogar per Auftragsstudien und Subventionen fördern, sind sie ganz offensichtlich nicht gewillt, die Migration zu unterbinden, sondern wollen das genaue Gegenteil unter Beruhigungspropaganda fürs Volk und Scheinaktivitäten, wie dem Aufbringen von Eingewanderten zwecks Annahme derer Asylanträge nachdem diese schon illegal die Grenzen überschritten haben.

Ö und CH haben das ICMPD 1993 selbst gegründet.

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Adler55 (17.204 Kommentare)
am 19.10.2021 21:16

Ich fordere eine Volksabstimmung zu diesem Thema !! UNBEDINGT

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Gumrak (2.655 Kommentare)
am 19.10.2021 21:23

Klein ADOLF55
Du bist nicht in der Position um Irgendetwas zu fordern !

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vorsicht (3.468 Kommentare)
am 20.10.2021 08:03

Linke Rechtsmeinung?

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tofu (6.975 Kommentare)
am 20.10.2021 13:44

Die Freiheit die Gumrak meint.

Die Linken haben ein ähnliches Demokratieverständnis wie jene die sie verabscheuen.

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