Viele Universitäten setzen Gleichstellung zögerlich um
WIEN. Sehr unterschiedlich und oft zögerlich bis widerständig setzten Universitäten Maßnahmen zur Gleichstellung von Frau und Mann seit Inkrafttreten des Universitätsgesetzes (UG) 2002 um.
Zu diesem Schluss kam die Soziologin Johanna Hofbauer von der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien bei der Analyse von vier Unis in Österreich. Verändert wurde vor allem dort etwas, wo das Thema schon vorher am Tapet war.
Der Ausgangspunkt für die Analysen von Hofbauer und ihrem Team am Institut für Soziologie und Empirische Sozialforschung der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien waren die politischen Debatten rund um das UG 2002 beginnend in den 1990er Jahren, sagte Hofbauer. Damals wurden auch wichtige gesetzliche Voraussetzungen für die Gleichstellung von Frauen und Männern an den Unis geschaffen.
Im Rahmen des vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekts mit dem Titel "Wissenschaftskarrieren und Geschlecht" wurden an vier ausgesuchten, anonymisierten Universitäten einschlägige Dokumente analysiert, Interviews mit Vertretern des Rektorats und Senats sowie mit Gleichstellungsverantwortlichen und jungen Wissenschafterinnen und Wissenschaftern auf Postdoc-Ebene geführt. In punkto Größe, inhaltlicher Ausrichtung und geografischer Lage sollten die untersuchten Hochschulen möglichst unterschiedlich sein.
"Am deutlichsten aufgefallen ist uns, dass obwohl für alle österreichischen Universitäten die gleichen Gesetze gelten, diese sehr unterschiedlich umgesetzt werden. Bezüglich der Gleichstellungspraxis hat nur eine einzige Uni die Möglichkeiten des UG 2002 wirklich offensiv genützt. Das ist genau jene Universität, die schon vor der Reform eine starke gleichstellungspolitische Orientierung hatte", so Hofbauer. Über die restlichen drei untersuchten Unis könne man sagen, dass Maßnahmen nur "zögerlich, widerständig oder sehr spät in Angriff genommen wurden".
Über die vier konkret analysierten Unis hinaus, haben sich die Wissenschafter auch weniger eingehend mit weiteren Hochschulen beschäftigt. Dabei wurde klar, dass sich Unis, die keinen ganz zentralen Platz im Hochschulsystem einnehmen, offenbar mit der Ermöglichung langfristiger Wissenschaftskarrieren für Frauen leichter tun. Das liege möglicherweise daran, dass sie nicht so sehr unter dem Druck stehen, im internationalen Wettbewerb zwischen den Hochschulen reüssieren zu müssen. Wenn die Exzellenzpolitik nicht so bestimmend sei, könne Gleichstellungsthemen vermutlich mehr Raum gegeben werden, so die Wissenschafterin.
Zwar wurde seit 2000 der Frauenanteil an Professorenstellen in Österreich von "katastrophalen" sechs auf 22 Prozent erhöht und mittlerweile werden auch einige heimische Unis von Frauen geführt. Unabhängig davon zeige sich jedoch, dass durch das UG 2002 an den Unis insgesamt ein rauerer Wind weht, so die Forscherin. Es gebe zwar viele junge Menschen, die berechtigte Hoffnungen auf eine wissenschaftliche Karriere hegen. Der hohe Anteil an befristeten Stellen führt jedoch zu vielen teils prekären Arbeitsverhältnissen. Man halte die Leute sozusagen "am Gängelband", sagte Hofbauer.
Trotz Versuchen, dem angloamerikanischen Tenure-Track-System nachempfundene transparente Karrierepfade in Österreich großflächiger zu etablieren, gebe es nur für ganz wenige durchgängige Perspektiven. Diese "katastrophalen Folgen" treffen zwar den gesamten Wissenschaftsnachwuchs, Frauen seien aber insgesamt noch massiver von Prekarisierung betroffen - auch weil in Österreich noch immer davon ausgegangen werde, dass sie das Gros an Familienarbeit leisten müssen. Hofbauer: "Wenn hier die Gleichstellungspolitik nicht eingreift, dann werden sich die Verhältnisse trotz Gesetzen und vielen Gestaltungsmöglichkeiten nicht verbessern, sondern eher verschärfen."
Erinnert mich an eine Stellenausschreibung der JKU vor wenigen Jahren: Da wurde für einen Kopierjob mal zur Abwechslung bevorzugt Männer bei gleichwertiger Qualifikation aufgenommen...