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Portisch: Es gibt keine geteilte Schuld am Bürgerkrieg 1934

Von Christoph Kotanko, 12. Februar 2014, 00:05 Uhr
Portisch: Es gibt keine geteilte Schuld am Bürgerkrieg im Februar 1934
"Mahnung für die Zukunft": Zwei Vertreter der Opferverbände, Kanzler Faymann und Vizekanzler Spindelegger beim Denkmal für ein freies Österreich Bild: APA

WIEN. Erstmals seit 50 Jahren gedachten SPÖ und ÖVP gemeinsam des Bürgerkriegsbeginns am 12. Februar 1934. Hugo Portisch spricht von einem Fortschritt.

Seit 1948 steht auf einem Rundplatz im Wiener Zentralfriedhof das "Mahnmal der Opfer für ein freies Österreich 1934– 1945". Gestaltet vom Bildhauer Fritz Cremer und den Architekten Wilhelm und Margarete Schütte, erinnert es an jene, die im Kampf gegen den Faschismus fielen.

Dienstagvormittag versammelten sich dort Regierungsmitglieder von SPÖ und ÖVP sowie Vertreter von Opferverbänden. Anlass war das Gedenken an den Bürgerkriegsbeginn am 12. Februar 1934. Kanzler Werner Faymann (SP) und Vizekanzler Michael Spindelegger (VP) legten einen Kranz nieder.

Ein historischer Moment: Erst ein Mal in der Zweiten Republik, 1964, hatte es diese rot-schwarze Versöhnungsgeste gegeben. Damals kam es am selben Ort zum Handschlag von Bundeskanzler Alfons Gorbach (VP) und Vizekanzler Bruno Pittermann (SP). Vertreter beider Parteien sprachen gestern von einem wichtigen symbolischen Akt; das Gemeinsame werde über das Trennende gestellt.

In Oberösterreich bezeichnete Landeshauptmann Josef Pühringer (VP) den 12. Februar als einen der "tragischsten Gedenktage der jüngeren Geschichte"." Von einem "mahnenden Beispiel gegen Feindbilder", sprach SP-Klubchef Christian Makor.

Rot-schwarze Dissonanzen gab es dennoch: Einen Anlass bot der niederösterreichische SP-Chef Matthias Stadler, der "ständestaatliche Ziele" auch bei der schwarz-blauen Bundesregierung (2000 bis 2006) verortete – was die ÖVP als "völlige Entgleisung" zurückwies. Ein Streitpunkt bleibt auch das Porträt des austrofaschistischen Kanzlers Engelbert Dollfuß, das im VP-Parlamentsklub hängt.

Hugo Portisch (86), "Geschichtslehrer der Nation", nahm gestern im OÖN-Gespräch Stellung zum Februar 1934. Der einträchtige Auftritt von Faymann und Spindelegger sei "ein Signal, dieses hasserfüllte Gegeneinander nicht wieder aufkommen zu lassen", meint Portisch. In einer Demokratie müsse auch ein Gegeneinander möglich sein, "aber ohne Häme, Hass und Untergriffe." Wie rasch politische Konflikte in Gewalt umschlagen, erlebe man etwa auf dem Balkan.

Ist mit dem gemeinsamen Gedenken Normalität in der Betrachtung des Februar 1934 eingekehrt? Portisch: "Dieser Bürgerkrieg ist eine geschichtliche Sache geworden. Die Schuldfrage ist eindeutig beantwortet. Es gibt keine geteilte Schuld im Sinn von 50:50, es war 70:30." Bewaffnet hatten sich beide Seiten, die Hauptverantwortung für die blutigen Ereignisse trug das Dollfuß-Regime.

Lehren aus der Geschichte

Hat Österreich aus der schmerzvollen Geschichte gelernt? Portisch: "Wir haben verstanden, dass man zusammenstehen muss. Wir sind heute ohne Frage auf der Seite jener, die sich auflehnen, wenn die Demokratie abgeschafft werden soll. Wir verstehen die, die in Moskau demonstrieren. Wir haben zur Ukraine und zum Arabischen Frühling eine klare Position. Und das ist gewiss ein Fortschritt."

 

Portisch: Es gibt keine geteilte Schuld am Bürgerkrieg im Februar 1934
"Signal": Hugo Portisch Bild: VOLKER WEIHBOLD

„Signal“: Hugo Portisch

In Linz begann der Bürgerkrieg

 

In der Ersten Republik standen sich Christlichsoziale und die Sozialdemokraten zunehmend unversöhnlich gegenüber. Mit Heimwehr und Schutzbund hatten sie paramilitärische Einheiten zur Seite.

Im März 1933 schaltete Kanzler Engelbert Dollfuß das Parlament aus. Die Sozialdemokratie wurde unterdrückt.

Am 12. Februar 1934 leistete im Linzer Hotel Schiff der Schutzbund unter Richard Bernaschek bewaffneten Widerstand gegen eine Durchsuchung. Die Kämpfe zwischen Schutzbund einerseits, Heimwehr, Polizei und Heer andererseits breiteten sich aus. In Oberösterreich waren neben Linz zum Beispiel Steyr, das Salzkammergut oder das Kohlerevier Hausruck betroffen. Am 15. Februar endete der Kampf. Laut Historiker Kurt Bauer starben bis zu 370 Menschen österreichweit.

Das Dollfuß-Regime reagierte mit Hinrichtungen. Die Sozialdemokratie wurde verboten, Österreich zum autoritären Ständestaat (Austrofaschismus).

Unter dem Titel „14 Tage in Oberösterreich“ hat das Landesarchiv einen Band über den Bürgerkrieg zusammengestellt.

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27  Kommentare
27  Kommentare
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tim29tim (3.244 Kommentare)
am 13.02.2014 20:28

...der SDAP Austromarxisten haben sich deren paramilitärische Schutzbund Truppen in Wohnsiedlungen vor Polizei und Bundesheer verschanzt.

Das feige Verstecken hinter der Zivilbevölkerung wird auch heute noch bevorzugt im Irak und Afghanistan von aufständischen Taliban und Dschihadisten gemacht.

Mir tun jene unschuldigen Frauen und Kinder leid, die bei der Rückeroberung der Gebäude durch den Staat als unbeteiligte Zivilisten verletzt oder getötet worden sind.

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lester (11.402 Kommentare)
am 12.02.2014 13:24

Am 4. März 1933 stimmte die Regierung über drei Anträge im Zusammenhang mit dem Eisenbahnerstreik ab. Bei der Auszählung der Stimmen kommt es zu Unregelmäßigkeiten. Es tauchen zwei Stimmzettel des selben sozialdemokratischen Abgeordneten auf, aber keiner seines Sitznachbarn, obwohl beide abgestimmt haben.

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reibungslos (14.479 Kommentare)
am 12.02.2014 12:06

Die Schuldigen sind alle tot. Warum man sie dann noch immer sucht...

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zappo1410 (18.016 Kommentare)
am 13.02.2014 09:11

wer hat arigona abgeschoben ?

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zappo1410 (18.016 Kommentare)
am 13.02.2014 13:11

habe ich nicht ! Ein sozi-kanzeler war zu dem zeitpunkt an der macht ist der jetzt auch ein FASCHIST ? ? ?

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( Kommentare)
am 13.02.2014 10:17

dann sind die re(d)aktions-automaten verwirrt und du aus dem schneider zwinkern

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ogodogodogod (35 Kommentare)
am 13.02.2014 10:13

deinen ROT-GRÜN-Faschisten????? des san die GUTEN????

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tacitus (4.799 Kommentare)
am 12.02.2014 12:44

trägt zu 70 % die Hauptschild (Sh Portisch), die ÖVP verehrt ihn immer noch als Märtyrer und Heiligen als 1.Naziopfer, das war er auch, aber erwar mehr: er installierte ein faschistisches System, ließ Verwundete hinrichten etc. Das muss die ÖVP einbekennen. Da liegt der aktuelle Bezug.

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Pfette (2.900 Kommentare)
am 12.02.2014 13:44

Der jeweils andere war bedingungslos der Schuldige und mußte entfernt werden.

Viel anders sehe ich deine Forderung nicht.

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tacitus (4.799 Kommentare)
am 12.02.2014 18:57

die Schuld ist 70 Dollfuss : 30 Sozaldemokraten verteilt . ist nicht von mir , sondern von Dr. Portisch. Ich habe nix von bedingungslos geschrieben. Mich kratzt das ganze nicht, aber die Gleichsetzung von rk Ki und Staat stört mich, wann äussern sich die Bischöfe dazu ? - das will ich nicht haben, denn rk Ki steht noch immer im Schutz des Staates und zehrt von ihm.

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jago (57.723 Kommentare)
am 12.02.2014 12:56

Religionen. Sie werden von Missionaren verbreitet und verteidigt.
Aber das geben sie natürlich nicht zu, denn sonst müssten sie raus aus dem Parlament grinsen.

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Pfette (2.900 Kommentare)
am 12.02.2014 13:40

bestraft kann niemand mehr werden.

Die Fehlleistungen entwickelten sich wie eine Stiefelschnürung, immer mehr ins Grauen aus unserer Sicht. Die politischen Lager hatten (anders als heute) diametral unterschiedliche Zukunftsvorstellungen und betrachteten den jeweils anderen als personifizierten Teufel, den es zu Morden gilt.

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primavera13 (4.190 Kommentare)
am 12.02.2014 11:26

Das Bild vom Dollfuß muss weg! Die ÖVP als direkte Nachfolgepartei der Austrofaschisten im Ständestaat sollte endlich mal die eigene Geschichte aufarbeiten und als demokratische Partei mit ihrer antidemokratischen Vergangenheit und Kanzler Dollfuß brechen. Tut die ÖVP dass nicht, dann steht es ihr auch am 12.11.2018 nicht zu, den 100. Jahrestag der Gründung der 1. Republik Österreich am 12.11.1918 zu begehen und zu feiern. Das wäre dann ein wirklicher Hohn mit dem Bild von Dollfuß in den ÖVP-Räumlichkeiten!
Nicht vergessen darf man auch die schlimme Rolle der katholischen Kirche in Österreich und des Papstes PIUS XI, der vom Vatikan aus die Zerschlagung der österreichischen Demokratie beklatscht und als Gottes Wille dargestellt hat. Als Dankeschön wurde am 5. Juni 1933 in der Vatikanstadt das Konkordat zwischen der Republik Österreich und dem Heiligen Stuhle unterfertigt. Eine massive Bevorzugung der katholischen Kirche in Österreich seit Dollfuß bis heute!

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luckyluke (1.091 Kommentare)
am 12.02.2014 12:47

der rote Schutzbund war um nichts besser als die schwarze Heimwehr, beide waren paramilitaerische Truppen, und beide etwa gleich schlecht (an einer paramilitaerischen Truppe kann nichts gut sein.....)
Beide wollten die Macht im Staate, die Einen mit Gewalt erhalten, die Anderen mit Gewalt bekommen......

Es ist heute ein Tag, an welchen man der damaligen, austro-faschistischen Opfer gedenken sollte.

Sowohl die heutig SPOe als auch die OeVP haben weder eine "Erbschuld" an dieser Tragoedie, noch haben sie irgend etwas mit den damaligen Parteien gemeinsam. Schuldzuweisungen an die heutigen Roten oder Schwarzen sind daher Schwachsinn.....

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tacitus (4.799 Kommentare)
am 12.02.2014 19:01

wer diskutiert über die verhängnisvolle Gleichsetzung von rk Ki und Dollfuss Regime ? auch heute, dank des Dollfuss Konkordats, steht die rk Ki unter Staatsschutz.

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bbw (2.105 Kommentare)
am 12.02.2014 10:42

ich dir schon wieder zustimmen herbert.
der dollfuß war ein diktator und kein held.
da hätt ich lieber den kaiser zurück als so einen!

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Sandbank (2.806 Kommentare)
am 12.02.2014 10:56

den Teufel mit dem Belzebub austreiben. Dollfuß war ein Diktator und der Kaiser ebenfalls (nur mit besserer PR).

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jago (57.723 Kommentare)
am 12.02.2014 13:03

Das ist der Traum aller Regierenden (Exekutiven).

Wenn das nicht geht, dann müssen sie das Parlament halt zum Nickneger machen. Das sieht zwar demokratisch aus, ist aber auch nicht demokratisch.

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jago (57.723 Kommentare)
am 12.02.2014 13:57

dass es nur deines Erachtens ist grinsen.

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( Kommentare)
am 12.02.2014 09:31

bleiben bestehen, der bürger kann man ja immer noch in einen krieg hetzen, wenn gar nichts mehr passt?

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observer (22.212 Kommentare)
am 12.02.2014 09:26

nicht unter den Teppich kehren und vergessen - da gibt es noch einiges aufzuarbeiten - auch wenn es manchen nicht passt. Weil man daraus auch lernen kann und sollte. In diesem Zusammenhang ist für mich völlig unverständlich, dass im ÖVP Parlamentsklub nach wie vor ein Bildnis des Putschisten und Diktators Dollfuß herumhängt und dies auch noch von verschiedenen ÖVP PolitikerInnen verteidigt wird, wie kürzlich von Lopatka. Zu behaupten, dass dies als Mahnung zu verstehen sei, kann man wohl nur als bösen Scherz bewerten. Wäre es so, so könnte man da nämlich noch ganz andere Bilder aufhängen ...

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zappo1410 (18.016 Kommentare)
am 12.02.2014 09:30

österreich hat andere sorgen! Und wie lange sollen wir das noch aufarbeiten ?

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( Kommentare)
am 12.02.2014 08:16

Bitte bis zum Ende der Legislaturperiode so stehen beleiben! Das ist eine gute Methode um SCHADEN von ÖSTERREICH abzuhalten!

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sunnyboy (2.719 Kommentare)
am 12.02.2014 10:20

gäb´s allerdings einen Anschiss für die "stramme Haltung" zwinkern

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am 12.02.2014 07:56

Was soll das ganze Theater um diese Zeit - nehmt es einfach zur Kenntnis dass es ein Teil der österr. Geschichte ist und auch nicht mehr abgeändert werden kann, auch wenn einige meinen damit irgendjemanden imponieren zu müssen. Eine wertfreie Meinung dazu (wie auch zu den Vorgängen der darauffolgenden Jahre) wäre angemessen, vor allen von jenen, die damals noch nicht gelebt haben. Dieses Totschweigen und Schönreden, nur um irgendjemanden zu beeindrucken, ist ganz einfach eine verdammte Lügnerei, die auch niemand mehr hören will.

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zappo1410 (18.016 Kommentare)
am 12.02.2014 07:22

gemeinsam in die düstere zukunft und lassen die alten wunden heilen !

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( Kommentare)
am 12.02.2014 04:20

Wen unsere Politiker so weiter machen mit dieser Politik dann wird sich das Drama von 1934 wiederholen

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