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Pleite, Kapitalkontrollen, Parallelwährung

Von Alexander Zens, 29. Juni 2015, 00:04 Uhr
People line up at an ATM in Athens
Die Griechen plündern ihre Bankkonten. Gestern wurden die Schlangen vor den Geldautomaten immer länger – und viele waren schon nach kurzer Zeit leer. Bild: Reuters

ATHEN/BRÜSSEL. Wie geht es in Athen weiter? Ist ein Austritt aus der Eurozone möglich? Viele offene Fragen beschäftigen ganz Europa.

Diese Woche dürfte Griechenland zahlungsunfähig werden. Spätestens wenn die Regierung Löhne und Pensionen nicht mehr auszahlen kann, drohen soziale Unruhen. Auch das Schließen von Banken könnte Sprengstoff liefern. Im Folgenden die möglichen Szenarien für Athen:

Wann ist Griechenland endgültig bankrott?

Wenn kein Wunder geschieht, kann Athen die fällige Kredittranche von 1,5 Milliarden Euro morgen, Dienstag, nicht an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückzahlen. Damit ist Griechenland zahlungsunfähig. Ob es offiziell bankrott ist, ist aber eine Frage der Definition. Ratingagenturen sehen einen Zahlungsausfall erst, wenn Schulden gegenüber privaten Gläubigern nicht bedient werden. Weil aber das Hilfsprogramm ebenfalls ausläuft, wird Griechenland bald auch Beamtenlöhne und Pensionen nicht mehr zahlen können. Dann ist das Land nicht nur pleite, auch soziale Unruhen sind zu befürchten.

Wird Griechenland die Eurozone verlassen?

Eine Pleite Athens ist nicht automatisch mit dem Austritt aus der Eurozone, dem "Grexit", verbunden. Dieses Szenario ist in den europäischen Verträgen nicht vorgesehen. Es gibt nur eine Variante: Athen müsste aus der EU austreten, dann ist der Grexit möglich. 70 Prozent der Griechen wollen laut Umfragen aber beim Euro bleiben.

Was bedeutet die Einführung einer Parallelwährung?

Dieses Szenario ist in den vergangenen Tagen immer wahrscheinlicher geworden. Wenn Griechenland das Geld ausgeht, könnte die Regierung eine Parallelwährung einführen. Der Staat zahlt Beamte und Pensionisten dann mit Schuldscheinen, die die Regierung ausgibt. Um noch Geschäfte machen zu können, würden Händler und Dienstleister die Schuldscheine als Zahlungsmittel wohl akzeptieren. Es würden dann zwei Währungen, der Euro und die Schuldscheine, existieren. In einigen südamerikanischen Ländern etwa gibt es Parallelwährungen, den US-Dollar und die heimische Währung. Auch Kalifornien griff im Sommer 2009 auf dieses Hilfsmittel zurück, um eine Pleitephase zu überbrücken.

Würden Schuldscheine das griechische Problem lösen?

Wohl kaum. Die Schuldscheine würden sofort "um mindestens 30 oder 40 Prozent gegenüber dem Euro abwerten", sagt der Linzer Ökonom Friedrich Schneider. Das Vertrauen in den Euro ist viel größer. Eine stark inflationäre Entwicklung bei den Schuldscheinen wäre wahrscheinlich, weil die Regierung angesichts der dramatischen Finanz- und Wirtschaftslage immer mehr Schuldscheine drucken würde, sagt Schneider.

Was bringen Kapitalverkehrskontrollen?

Aus Angst vor der Staatspleite haben die Griechen in den vergangenen Tagen und Wochen Milliarden Euro von ihren Konten geholt. Ein Teufelskreis: Die Banken bluten aus, können keine Kredite mehr vergeben, die Wirtschaft schrumpft. Um einen weiteren Bankensturm zu verhindern, hat Griechenland gestern Abend beschlossen, Kapitalverkehrskontrollen einzuführen. Die Banken bleiben heute geschlossen, Onlinetransfers dürften unterbrochen werden. Zuletzt gab es das in Zypern vor zwei Jahren. So ein Eingriff muss praktisch über Nacht erfolgen. Kapitalverkehrskontrollen seien zwar die einzige Option der griechischen Regierung, um einen kompletten Zusammenbruch des Bankensystems zu verhindern, sagt Marcel Fratzscher, Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW): "Sie werden die Situation in Griechenland aber noch schlimmer machen. Denn es ist ein extremer Vertrauensverlust, wenn die Regierung den Bürgern sagt, ihr kommt an euer Geld nicht mehr ran, euer Geld ist erst einmal weg."

Wie reagieren die Gläubigerstaaten auf die drohende griechische Pleite?

Sobald Griechenland zahlungsunfähig ist, müssen die Euro-Länder beraten, ob sie die sofortige Rückzahlung von Krediten fordern. Das ist unwahrscheinlich. Vielmehr dürfte der Euro-Rettungsfonds ESM als größter Gläubiger des Landes seine Rechte auf Rückzahlung zunächst formal geltend machen. Den Gläubigerstaaten blühen jahrelange Verhandlungen mit Athen über eine Konkursquote.

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3  Kommentare
3  Kommentare
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mercedescabrio (5.482 Kommentare)
am 29.06.2015 21:44

warum soll ein austritt aus der eurozohne nicht möglich sein. nur 19 eu-länder sind dabei. etliche können und dürfen nicht, andere wiederum lehnen den euro ab. ich seh kein malheur wenn die griechen wieder die drachme einführen. die derzeitigen schulden könnens sowieso nicht zahlen, weder in euro noch mit drachmen.
warum z.b. die wirtschafts und finanzmacht england den euro nicht will, muss jeden zu denken geben.

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penunce (9.674 Kommentare)
am 29.06.2015 11:56

"Ist ein Austritt aus der Eurozone möglich? Viele offene Fragen beschäftigen ganz Europa."

Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg!

Diesen Satz plusterte die "Staatsvorsitzende" Merkel, einstmals Sekretärin des FDJ-als die DDR noch nicht bei Deutschland war, erst vor einigen Tagen von der "Kanzel"!

Es wird sich ein Weg finden lassen für den Austritt der Griechen und auch für andere "gesättigte" Staaten, wir stehen ja erst am Beginn des Desasters!

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mercedescabrio (5.482 Kommentare)
am 29.06.2015 11:20

hätten die EU deppen den namhaften fachleuten glauben geschenkt, wäre die drachme schon vor jahren gekommen. aber nein, hunderte milliarden wurden gezahlt, von den die griechen keinen cent gesehen haben. alles ist eins zu eins den banken in den ar......geschoben worden im auftrag der amerikanischen ostküstenmafia.

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