Warum immer noch so wenig gegen die Erderwärmung getan wird
Obwohl die Menschheit weiß, dass zur Erreichung des Pariser Klimaziels rasch gehandelt werden muss, hindern sie psychologische Effekte, vom Reden ins Tun zu kommen.
Die Sache ist klar: Ändert die Menschheit ihr klimaschädigendes Verhalten nicht innerhalb weniger Jahre, wird die weltweite Durchschnittstemperatur bis Ende des Jahrhunderts um deutlich mehr als zwei Grad ansteigen. Damit verbunden sind Wetterextreme, das Abschmelzen der Pole und der Anstieg des Meeresspiegels. Noch aber "fehlt uns der Konnex zur eigenen Lebensrealität", sagt Isabella Uhl-Hädicke, Umweltpsychologin an der Universität Salzburg. "Der Klimawandel ist schwer greifbar, diffus und abstrakt", sagt sie. Zudem würden "unsere Handlungen stark von Konsequenzen gesteuert – positiven wie negativen". Die Umweltpsychologin nennt als Beispiel das Schnitzel-Menü in der Werkskantine. "Wenn ich gerne Schnitzel esse, entscheide ich mich dafür, weil die Konsequenz der Genuss ist. Nun kommt die Information, dass häufiger Fleischkonsum zum Klimawandel beiträgt und ich nehme mir vor, weniger Fleisch zu essen. In der Kantine stehen sich dann die Konsequenzen gegenüber; die sofortigen positiven, wenn ich zum Schnitzel greife, oder die vielleicht irgendwann zu spürenden, wenn ich zum vegetarischen Menü greife."
Negative Konsequenzen
Vor allem in der Umstellungsphase, wenn Menschen ihr Verhalten ändern, seien positive Konsequenzen nicht spürbar, ja manchmal würden die negativen Konsequenzen überwiegen, weil ein Aufwand entstehe. Uhl-Hädicke: "Wenn ich zum Beispiel als passionierter Autofahrer schauen muss, wie ich mit den Öffis ans Ziel komme." Und dann gebe es noch die psychologischen Auswirkungen aus dem menschlichen Umfeld, die sozialen Normen. "Ich nehme mir vor, weniger zu fliegen wegen des CO2-Ausstoßes, und dann sitzen meine Kollegen daneben, die nach wie vor auf Urlaub fliegen", nennt die Wissenschafterin ein Beispiel. Das Verhalten des Umfeldes beeinflusse bewusst und unbewusst unser Verhalten. "Wir orientieren uns am sozialen Umfeld. Dessen Verhalten dient uns auch als Ausrede: Wieso soll bloß ich verzichten?" Noch sei das klimaschädliche Verhalten die Norm. Da kommt nun neben dem zivilgesellschaftlichen Verhalten die Politik ins Spiel. "Sie verfügt über den schnellsten Hebel, die sozialen Normen zu ändern", konstatiert Uhl-Hädicke. Warum die Politik nicht schneller handle, um das Pariser Klimaziel – eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius – zu erreichen? Der klare Befund der Umweltpsychologin: "Politik fürs Klima tut sich hart, weil diese Positionen noch nicht mehrheitsfähig sind."
Das ändert sich zusehends. In der vor Kurzem publizierten Generali-Zukunftsstudie ist die Sorge um den Klimawandel bereits auf Platz drei vorgerückt – nach Ängsten um Lebenshaltungskosten und Inflation. Und wie schnell sich die Haltung selbst unter Konservativen ändern kann, illustriert die Forderung einer Schweizer Aktionärsvereinigung: Firmen sollen stärkeren Einsatz gegen den Klimawandel zeigen!
Isabella Uhl-Hädicke: "Warum machen wir es nicht einfach? – Die Psychologie der Klimakrise", Molden Verlag, 176 S., 25 Euro, erscheint am 24. Februar
Warum?
Die Wirtschaft hat kein Interesse am Umweltschutz und die Politik dient in erster Linie der Wirtschaft. Die Bevölkerung ist nur Mittel zum Zweck.
Die Corona-Krise kommt der Wirtschaft grad recht, sie lenkt vom Klimadesaster ab und außerdem verdient die Wirtschaft mächtig an der Coronakrise, bekommt sogar Geld ohne etwas dafür zu tun, mehr als sie Leistung erbrachten und die Impflotterie stärkt weiter das Geschäft.
Wenn jemand wagt zu widersprechen, verliert er seinen Job.
Das alte Testament beschreibt mehrere Szenarien dieser Art. Die Menschen wurden immer übermütiger und nur eine Katastrophe ist in der Lage ihr verantwortungsloses Handeln zu beenden.