Khashoggi-Prozess ohne Angeklagte gestartet
ISTANBUL. 20 Saudi-Arabier nicht im Gericht in Istanbul.
Ein Sonderkommando aus Riad hat den saudi-arabischen Regierungskritiker Jamal Khashoggi in Istanbul getötet. Gut eineinhalb Jahre später begann am Freitag der Prozess gegen 20 Beschuldigte. Alle sind Staatsbürger Saudi-Arabiens, der Prozess findet in ihrer Abwesenheit statt.
Für die Verdächtigen seien schon im März 2019 Fahndungsaufrufe über Interpol erlassen worden, heißt es in der Anklageschrift in Istanbul. Ein Gericht in Saudi-Arabien hatte bereits im Dezember fünf Männer im Fall Khashoggi zum Tode verurteilt. Drei weitere Angeklagte erhielten Haftstrafen von insgesamt 24 Jahren.
Das Sonderkommando hatte den Regierungskritiker am 2. Oktober 2018 im saudischen Konsulat in Istanbul brutal getötet, als er Papiere für seine geplante Hochzeit abholen wollte. Sein Leichnam soll angeblich zerstückelt worden sein. Die saudische Regierung hat den Mord später eingeräumt. Kronprinz Mohammed bin Salman, der faktische Herrscher in Saudi-Arabien, bestritt allerdings, die Tötung selbst angeordnet zu haben.
Zu Prozessbeginn in Istanbul war auch Khashoggis türkische Verlobte Hatice Cengiz im Saal. "Ich werde alle juristischen Möglichkeiten ausschöpfen, um die Mörder von Jamal zur Rechenschaft zu ziehen", sagte sie der Nachrichtenagentur AFP. Cengiz hofft, dass der Prozess auch Erkenntnisse darüber bringt, wo sich die bis heute verschwundene Leiche von Khashoggi befindet.