USA wollen Niagara-Fälle trockenlegen
NEW YORK. "American Falls" sollen zur Brückensanierung bis zu neun Monate "abgeschaltet" werden.
Was für viele unvorstellbar erscheint, will jetzt der US-Bundesstaat New York – die Niagara-Fälle trockenlegen, und zwar den US-Teil (American Falls). Die ausgetrockneten Fälle sollen dann die Reparatur zweier mehr als hundert Jahre alter Fußgängerbrücken vom Festland auf Goat Island ermöglichen, berichtet die Zeitung "Buffalo News". Denn seit 2004 können Besucher das Wasser nur noch über unschöne Hilfskonstruktionen passieren.
Schon jetzt stürzt nicht das ganze Wasser, das der Niagara River heranspült, über die berühmten Klippen zwischen den USA und Kanada. Ein großer Teil davon wird in ein Kraftwerk zur Stromgewinnung umgeleitet. Und über Nacht – und außerhalb der Saison, wenn wenig Touristen kommen – wird die Wassermenge noch einmal deutlich gedrosselt. Die Niagarafälle lassen sich praktisch per Knopfdruck regulieren.
Nun könnten die Fälle zum zweiten Mal in ihrer Geschichte "abgeschaltet" werden. 1969 war das erstmals geschehen. Damals wurde das Wasser für fast fünf Monate umgeleitet, um die Erosionsauswirkungen zu untersuchen, die dafür sorgen, dass jährlich große Gesteinsmassen über die Klippen in den darunterliegenden Ontariosee stürzen. Freigelegt wurden die nackten Klippen mit enormen Geröllmassen. Außerdem fand man unzählige Münzen, die Besucher in der Hoffnung, es bringe Glück, in die Wassermassen hinunterwarfen. Auch zwei Leichen von mutmaßlichen Selbstmördern wurden entdeckt.
Kosten: Bis zu 34 Millionen Euro
Geht es nach der Behörde, soll der Plan bis spätestens 2019 umgesetzt werden. Dafür gibt es zwei Varianten: Bei der einen würde der Flussarm fünf Monate, bei der anderen neun Monate trockengelegt und das Wasser über die "Horseshoe Falls" geleitet. Die Finanzierung der Kosten von zwischen umgerechnet 19 und 34 Millionen Euro ist allerdings noch ungeklärt.
Während sich Anrainer teils skeptisch, teils begeistert zeigen, gibt es unterschiedliche Meinungen darüber, wie sich ein Abschalten der Wasserfälle auf die Touristenzahlen auswirken würde. Einerseits sind Wasserfälle ohne Wasser natürlich nicht besonders spektakulär. Auf der anderen Seite jedoch hätten Besucher dann zum ersten Mal seit 50 Jahren die Möglichkeit, das Flussbett zu sehen – und es vielleicht sogar zu durchwandern. Auch im Jahr 1969 seien unzählige Touristen zu den trockenen Fällen gepilgert, schreibt der "Guardian".