Toter Bub in Tiroler Ache: Vater in U-Haft
INNSBRUCK. Was passierte am 28. August 2022 in St. Johann bei Tirol? Im Fall Leon gab es eine überraschende Wende. Sein Vater soll den Raubüberfall vorgetäuscht haben. Über ihn wurde nun die U-Haft verhängt.
Im Fall eines sechsjährigen Buben, der Ende August 2022 tot in der Kitzbüheler Ache in St. Johann in Tirol aufgefunden worden war, ist am Donnerstag über den dringend tatverdächtigen 38-jährigen Vater die Untersuchungshaft verhängt worden. Es würden Verdunkelungs- und Tatbegehungsgefahr vorliegen, teilte die Staatsanwaltschaft Innsbruck die Begründung des Haftrichters mit.
Zum Haftgrund der Tatbegehungsgefahr meinte Staatsanwaltschaftssprecher Hansjörg Mayr, dass der Haftrichter offensichtlich davon ausgehe, dass die Gefahr besteht, dass der 38-Jährige wieder eine solche Tat begehen könnte. In zwei Wochen ist eine erneute Haftverhandlung vorgesehen. Die Ermittlungen würden in der Zwischenzeit fortgesetzt und dabei werde weiterhin alles berücksichtigt, was den Mann entlasten und den Verdacht anders darstellen könnte, betonte die Anklagebehörde.
Überraschende Wende
Was geschah mit dem kleinen Leon? Bis gestern waren die Ermittler sicher: Das Kind ist unter tragischen Umständen ums Leben gekommen, hilflos ertrunken in der Kitzbüheler Ache. Doch nun gibt es erhebliche Zweifel an dieser Version. Der Vater soll für den Tod des damals sechsjährigen Buben verantwortlich sein. Er wurde am Montag festgenommen.
Handy in Abfallkübel geworfen
Es war ein Fall, der im Vorjahr Bestürzung und Mitgefühl ausgelöst hatte: Laut offiziellen Schilderungen war der 38-jährige Tiroler mit seinem Sohn im Kinderwagen zu einem Spaziergang an der „Redford-Promenade“ in St. Johann aufgebrochen. Allerdings um vier Uhr früh. Laut Landeskriminalamt Tirol nichts Ungewöhnliches: „Der geistig beeinträchtigte Bub litt regelmäßig unter Schlafstörungen“, hieß es.
Eltern boten 30.000 Euro für Hinweise
Plötzlich soll ein Unbekannter den Familienvater von hinten mit einer Flasche attackiert haben, der 38-Jährige sackte daraufhin bewusstlos zusammen. Der Sechsjährige soll nach der Attacke selbstständig aus dem Kinderwagen geklettert und ins Wasser gestürzt sein. Er wurde wenig später rund 600 Meter flussabwärts tot auf einer Sandbank entdeckt. Der Vater wurde von einem Passanten gefunden, dessen Handy und Geldtasche in unmittelbarer Nähe zum Tatort. Die Eltern ließen damals nichts unversucht, den Täter ausfindig zu machen: Sie boten sogar eine Prämie von 30.000 Euro für entscheidende Hinweise.
Rund ein halbes Jahr später besteht nun „der dringende Verdacht, dass der Mann den Raub vorgetäuscht hat“, wie Hansjörg Mayr, Sprecher der Staatsanwaltschaft, sagt.
Ins Visier der Ermittler geriet der Vater offenbar vor allem deshalb, weil er die Flasche, mit der er angeblich niedergeschlagen wurde, selbst im Kinderwagen mitgeführt haben soll. Außerdem habe er sein Handy selbst in einen Abfallkübel geworfen. Auch seien die Verletzungen nicht mit der Tat in Einklang zu bringen gewesen. Der 38-Jährige stellte in bisherigen Vernehmungen den Mordverdacht in Abrede und blieb bei seiner bisherigen Darstellung, hieß es seitens der Anklagebehörde.
Sein Anwalt Hubert Stanglechner sagt, dass sein Mandant die Behauptung der Polizei, er habe seinen Sohn in die Hochwasser führende Kitzbüheler Ache geworfen, „entschieden und als völlig absurd“ zurückweise. Es gebe dafür keine Beweise, sein Mandant sei „schockiert und zutiefst bestürzt“. Gerade in den Wochen vor dem Tod Leons habe sich bei dem Buben, der am Syngap-Syndrom erkrankt war, eine Besserung eingestellt. Es habe auch eine sehr gute Betreuungssituation erreicht werden können, sagt der Verteidiger.
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