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"Ich wünschte mir, jemand hätte mich aufgehalten"

13. August 2020, 00:04 Uhr
"Ich wünschte mir,  jemand hätte mich aufgehalten"
In Handschellen wurde der Angeklagte aus der U-Haft in den Schwurgerichtssaal eskortiert. Bild: APA

INNSBRUCK. Lebenslange Freiheitsstrafe für Andreas E., der in Kitzbühel fünf Menschen erschossen haben soll.

"Ich wünschte mir, dass mich in dieser Nacht jemand aufgehalten hätte", sagte der des fünffachen Mordes angeklagte Andreas E. (26) vor Gericht in Innsbruck. Doch da war niemand, damals in dieser verhängnisvollen Oktobernacht 2019 in Kitzbühel.

Nichts außer dem Furor eines gekränkten, unaufhaltsamen jungen Mannes, der mit einer Pistole bewaffnet gnadenlos fünf Menschenleben auslöschte. Seine Ex-Freundin Nadine (19), die ihn zwei Monate zuvor verlassen hatte, ihren Vater (59), die Mutter (51), ihren Bruder (23) und ihren Begleiter in dieser Nacht, den aus Oberösterreich stammenden Eishockey-Profi Florian Janny (24).

Der Sportler, der jahrelang für die Linzer Black Wings gespielt hatte und vor einem Jahr für den EC Kitzbühel das Tor hütete, spürte wohl instinktiv bereits in jener Kitzbüheler Bar, dass die junge Frau in Gefahr war, als es zum Streit zwischen ihr und Andreas E. kam. Daher begleitete der gebürtige Gmundner die 19-Jährige auch nach Hause in das stattliche Kitzbüheler Elternhaus, in dem Nadine eine eigene kleine Wohnung im Obergeschoß hatte. Janny sollte recht behalten und seine Hilfsbereitschaft mit dem Leben bezahlen.

Trotz der coronabedingten Einschränkungen im Gebäude des Landesgerichts waren es mehr als zwei Dutzend Medienvertreter und die Angehörigen der Opfer, die dem 26-Jährigen im Schwurgerichtssaal ihr Ohr liehen. Doch die Worte, die sie zu hören bekamen, klangen mehr nach Selbstmitleid als nach einer Entschuldigung.

Dass er auf fünf Menschen geschossen hatte: "Das erlebe ich jede Nacht beim Schlafen, das ist schlimm genug." Bis zu vier Stunden brauche er, um einschlafen zu können, "weil ich immer die Bilder der Tat vor meinem geistigen Auge habe". Einen "Tunnelblick" habe er in dieser Nacht gehabt. "Das können Außenstehende nicht nachvollziehen. Man bringt nicht absichtlich fünf Leute um, das tut mir unendlich leid." Fragen zur Tat selbst beantwortete er nicht.

OÖN-TV Sendung vom 12.08.2020

Unter Tränen gesteht Andreas E. heute vor Gericht den Fünffachmord von Kitzbühel. Seit dem Corona-Lockdown kommen viele Kinder und Jugendliche nicht mehr von ihren Smartphones, Tablets und Laptops weg: Beim Linzer Keplerklinikum suchen derzeit verzweifelte Eltern Hilfe, weil der Konsum von Videospielen und Sozialen Medien aus dem Ruder läuft. Und: Mit Kamala Harris nimmt erstmals eine Frau als mögliche US-Vizepräsidentin Kurs aufs Weiße Haus.

"Er fühlte sich verraten"

Es war seine Verteidigerin, die zu Prozessbeginn den Angehörigen der Toten ihr tiefes Beileid ausdrückte. Die Tat sei "nicht aus reiner Eifersucht" passiert. "Es ist viel komplexer." Nadine war erst 14, Andreas knapp 20, als die beiden ein Paar wurden. Ihre Angehörigen habe er wie seine zweite Familie betrachtet. Durch die Trennung im Sommer 2019 habe er sich "verraten und abgewiesen" gefühlt.

Die forensische Psychiaterin Heidi Kastner, die ein Gutachten über E. geschrieben hatte, erklärte es so: Das Motiv seien die nicht verarbeitete Trennung von der Freundin und die Zurückweisung durch die Familie gewesen, zugleich habe er sich aber nach stabilen Beziehungen gesehnt. "Er hat ein ausgeprägtes Bedürfnis, seinen Platz bei jemandem zu finden." In der Tatnacht sei der Angeklagte zwar mit 0,83 Promille alkoholisiert, aber zurechnungsfähig gewesen. Ansonsten sei der 26-Jährige "völlig normal", sagte Kastner. "Es gibt keine psychiatrische Diagnose, und das mag vielleicht für viele das Erschreckendste sein."

"Es tut mir unendlich leid", sagte der 26-Jährige am Ende des Prozesses, ehe sich die Geschworenen zur Beratung zurückzogen. "Er hat diese fünf Personen regelrecht hingerichtet", sagte die Staatsanwältin. Es gebe in diesem Fall nur eine gerechte Strafe, betonte sie: "Lebenslänglich."

Dem schloss sich der Senat an. Die Geschworenen fällten ihre Entscheidung einstimmig. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, denn der Angeklagte bat um eine dreitägige Bedenkzeit. Die Richterin betonte, die Tat sei "besonders kaltblütig und heimtückisch" gewesen, weil einige der Opfer in ihren Betten erschossen worden seien.

Weiterlesen: Die Freundin des Mordopfers Florian Janny über ihre Liebe, Trauer und Unwahrheiten [OÖNplus]

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