Hells Angels-Prozess: Letzte Zeugin sagte für Hauptangeklagten aus
WIEN. Am Wiener Landesgericht wird am Freitag der Prozess gegen drei mutmaßliche Mitglieder der Rockerbande Hells Angels abgeschlossen. Als letzte Zeugin sagte eine 31-jährige Frau aus, die mit dem Hauptangeklagten im Spätsommer 2023 offenbar ein "Gspusi" hatte.
Dessen Verteidiger Philipp Wolm erblickte in den Angaben der Frau ein "lupenreines Alibi". Mit den Urteilen dürfte am späten Nachmittag zu rechnen sein. Den drei Angeklagten im Alter von 31, 38 und 50 Jahren wird eine Fülle an strafbaren Handlungen angekreidet. Die inkriminierten Vorwürfe reichen von Schutzgelderpressung über Körperverletzungen bis zu gefährlichen Drohungen und Nötigungen. Ein zentraler Anklagepunkt betrifft ein Tanzlokal im Innviertel, das schon in der Vergangenheit Opfer von Schutzgelderpressungen gewesen sein dürfte.
Am 17. September 2023 wurde das Lokal erneut von mutmaßlich Kriminellen heimgesucht. Laut Anklage wurden Lokalgäste, der Geschäftsführer und der DJ von Mitgliedern der Hells Angels aus Österreich und einer Gruppierung aus Deutschland aufgesucht und zusammengeschlagen, weil sie dort keine Drogen verkaufen wollten.
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"War mit Geliebten in der Therme"
Sämtliche drei Angeklagte - weitere Beteiligte konnten bisher nicht ausgeforscht werden - beteuern, sie wären an diesen Vorgängen nicht beteiligt gewesen. Der 38-jährige Hauptangeklagte - er bestreitet seinen Lebensunterhalt als Gangsta-Rapper - behauptet, er sei nicht am Tatort, sondern mit einer Geliebten in einer Therme gewesen, was sich mit Fotos belegen lasse.
Die 31-Jährige hatte für ihre Social Media-Auftritte mit ihrem Smartphone zwei Selfies geschossen, die sie jeweils Arm in Arm mit dem 38-Jährigen im Thermenhotel zeigen. Das eine entstand um 15.19 Uhr, das andere um 1.37 Uhr. Dazwischen sei man ausschließlich im Hotelzimmer und zwischendurch im Clublokal der Hells Angels gewesen, aber keinesfalls im überfallenen Tanzlokal, versicherte die 31-Jährige, die in einem langen, wallenden Mantel im Leopardenfell-Look, farblich dazu passendem Kopftuch und beeindruckenden Boots ihren Zeuginnenauftritt absolvierte.
383,90 Euro hatte sie für die Nacht im Thermenhotel bezahlt, wobei - wie feststeht - die Infrastruktur der Therme nicht genutzt wurde. "Wir waren einfach am Zimmer chillen. Das ist sich gar nicht ausgegangen, dass wir noch in die Therme schwimmen gegangen sind", sagte die Zeugin. Auf die Frage, weshalb sie dann ein Thermenhotel gebucht hatte, bemerkte die 31-Jährige: "Im Prinzip ist es nur um die Übernachtung gegangen." Nach dem Einchecken habe man einige Stunden "gechillt", dann eine Geburtstagsfeier im Clublokal besucht und sich nach Mitternacht zurück ins Hotel begeben. Der 38-Jährige habe das Zimmer nicht mehr verlassen: "Wir haben die ganze Nacht gequatscht. Bis um 5.00 in der Früh. Dann sind wir eingepennt."
Zeugin will Tattoos am Kopf erkannt haben
Allerdings hatten zwei Zeugen an einem vorangegangenen Verhandlungstag unter Wahrheitspflicht versichert, sie hätten den 38-Jährigen in der Hells Angels-Kluft im Tanzlokal gesehen, als es dort zu einer Schlägerei kam. Ein Gast war sich sicher, von diesem mit den Worten "Hoit die Papp'n" angesprochen worden zu sein, eine Mitarbeiterin war überzeugt, dem 38-Jährigen auf der Damentoilette begegnet zu sein, wobei sie ihre Angaben auf die auffälligen Tattoos des Mannes im Kopf- und Gesichtsbereich stützte.
"Das ist unmöglich", bemerkte nun die Entlastungszeugin, als sie mit diesen Aussagen konfrontiert wurde, "das kann nicht sein." Sie sei die ganze Zeit an der Seite des Hauptangeklagten und mit diesem nicht in der Disco gewesen: "Das ist ein Fakt, das ist belegt."