Angreifer stach auf Passanten ein und flüchtete
WIEN. Bei zwei Messerattacken sind am Mittwochabend in Wien-Leopoldstadt vier Menschen lebensgefährlich verletzt worden.
Der erste Tatort war am Nestroyplatz, hier wurde die österreichische Familie angegriffen, 30 Minuten später ein 20-jähriger Afghane am Praterstern. Vorerst ging man davon aus, dass das Opfer aus Tschetschenien stammte. Ein 23-jähriger Afghane wurde festgenommen, seine Einvernahme ist noch ausständig.
Die erste Attacke ereignete sich um 19.45 Uhr vor einem japanischen Restaurant im Bereich Nestroyplatz am Aufgang der U1. Derzeit sei unklar, ob die Personen von der U-Bahn oder aus dem Lokal gekommen waren, so die Polizei. Bei den Schwerverletzten handelt es sich um eine österreichische Familie, neben dem 67-jährigen Vater, der 56-jährigen Mutter, wurde auch die 17-jährige Tochter mit einem Klappmesser angegriffen. Der Vater musste reanimiert werden. Die Berufsrettung Wien brachte die Schwerverletzten in Spitäler. Laut Zeugen soll der Mann beim Angriff "laut geschrien haben", berichtete Maierhofer. Was genau er gesagt hat, war am Donnerstag noch unklar.
Video: Messerstecherei in Wien
Festnahme am Praterstern
Eine halbe Stunde nach der ersten Tat wurde der 20-Jährige am Praterstern attackiert, auch er erlitt lebensgefährliche Verletzungen.Im Zuge der Fahndung wurde im Bereich des Pratersterns der afghanischer Staatsbürger festgenommen, sagte Polizeisprecher Patrick Maierhofer gegen 23.00 Uhr. Der Mann soll dort auch den Landsmann mit einem Messer lebensgefährlich verletzt haben. Er hatte zwei Messer bei sich, diese wurden von der Polizei sichergestellt.
Ob der Verdächtige auch für die blutige Messerattacke auf die dreiköpfige Familie beim Nestroyplatz verantwortlich ist, war zunächst unklar. Mit Hilfe von Zeugen wollte man dies so rasch wie möglich abklären, so Maierhofer.
Acht Rettungsautos im Einsatz
Zahlreiche Zeugen des Vorfalles wurden vom Landeskriminalamt befragt.
Die Rettung war mit einem Großaufgebot mit insgesamt acht Fahrzeugen vor Ort. Auch der Katastrophenzug der Wiener Berufsrettung war im Einsatz, um allfälligen Personen eine Aufwärmmöglichkeit zu bieten, wie es seitens der Rettung hieß.
Der Verkehr der U-Bahnlinie U1 war infolge der Polizeiaktion wegen der Messerattacke im Bereich Praterstraße-Nestroyplatz kurzzeitig unterbrochen, und zwar von etwa 20.15 bis 20.45 Uhr. Die Züge waren angehalten worden, sagte ein Sprecher der Wiener Linien. Derzeit fahren die Züge wieder normal und bleiben auch am Nestroyplatz stehen. Man stehe im Kontakt mit der Polizei und befolge deren Anordnungen, es könnten auch kurzfristig Stationen gesperrt werden.
Einvernahme am Donnerstag
Der Afghane, der bei einer Sofortfahndung gefasst worden war, sollte im Laufe des Tages einvernommen werden, um herauszufinden, "ob er für beide Taten verantwortlich ist oder es sich um zwei voneinander unabhängige Tatorte handelt", sagte Polizeisprecher Patrick Maierhofer. Hinweise erwartet sich die Polizei auch durch die Auswertung von Videoüberwachungsanlagen. Außerdem "werden noch zwei Zeugen vom Nestroyplatz einvernommen". Hintergründe der Tat, auch Informationen zum Motiv, lagen am Donnerstag noch nicht vor.
Blutspur des Täters gefunden
Die Polizei hat am Donnerstag unweit des ersten Tatorts beim Nestroyplatz eine Blutspur entdeckt. "Wir gehen davon aus, dass sie von einer Handverletzung des Täters stammt", sagte Polizeisprecher Patrick Maierhofer. Die Tatortgruppe des Landeskriminalamtes war gegen Mittag noch an Ort und Stelle, mit Polizeidiensthunden wurde die Spur verfolgt.
Diese führte zum Treppelweg am Donaukanal. Abgeklärt werden soll auch, ob das Blut vom festgenommenen Afghanen stammt. Dieser war nach der zweiten Attacke am Praterstern gefasst worden. Er wies eine Handverletzung auf. Seine Einvernahme war am Donnerstag noch im Gange.
Unterdessen wurde von der PR-Agentur des Krankenhauses bestätigt, dass der 67-jährige Vater weiterhin in Lebensgefahr ist, sein Zustand wurde als kritisch beschrieben. Die drei anderen Opfer - die 56-jährige Mutter und die 17-jährige Tochter sowie der 20-Jährige, der eine halbe Stunde nach der ersten Tat am Praterstern attackiert worden war - befanden sich nicht mehr in Lebensgefahr. Ihr Zustand war stabil.