Enkelin missbraucht: FP-Vizebürgermeister sitzt in U-Haft
STEINHAUS. In der kleinen Gemeinde am Stadtrand von Wels ist ein Polizeieinsatz am Wochenende Ortsgespräch: Der langjährige FP-Vizebürgermeister Franz S. (63) wurde von der Polizei verhaftet.
Er wird verdächtigt, seine neunjährige Enkelin missbraucht zu haben. Nun sitzt er im Gefangenenhaus Wels in Untersuchungshaft. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.
Bürgermeister Harald Piritsch hat angeblich erst heute durch die Recherche der Welser Zeitung von der Verhaftung seines Parteifreundes erfahren. „Der Franz hat mich am Donnerstagabend ganz hektisch angerufen und mir mitgeteilt, dass er alle politischen Funktionen zurücklegen wird.“ Eine Erklärung habe er ihm nicht geliefert, behauptete Piritsch. S. werde seinen Entschluss schriftlich nachreichen, habe er dem Bürgermeister mitgeteilt. Bisher ist diese Post bei Piritsch nicht eingetroffen.
Selbstanzeige des Politikers
Der Fall sei durch das Welser Kinderschutzzentrum ins Rollen gebracht worden. Dort werde das Mädchen betreut, und von dort sei auch der Rat gekommen, der Steinhauser solle sich selbst anzeigen, erfuhr die Welser Zeitung aus Polizeikreisen. Das würde für den Verdächtigen Strafmilderung bedeuten.
Die Thalheimer Polizei holte S. am Samstag ab. Christian Hubmer, Pressesprecher der Welser Staatsanwaltschaft, bestätigte, dass noch am gleichen Tag die Untersuchungshaft verhängt wurde. Der Verdächtige soll nun nach Paragraph 207 des Strafgesetzbuches, „Sexueller Missbrauch von Kindern“, angeklagt werden.
„Der Strafrahmen bei diesem Delikt bewegt sich zwischen sechs Monaten und fünf Jahren“, erklärt der Staatsanwalt. „Gibt es schwerwiegende körperliche Verletzungen, dazu zählen auch posttraumatische Störungen, kann die Strafe auch höher ausfallen.“
Der mittlerweile pensionierte Fliesenleger sitzt seit Oktober 1991 für die Freiheitlichen im Gemeinderat. Im Herbst 2003 wurde er zum Vizebürgermeister gewählt. Nun hat er alle seine politischen Ämter zur Verfügung gestellt.
„Auch die Funktionen in der Partei hat er zurückgelegt“, sagt Piritsch. „Er war auch Stellvertreter von Ortsparteiobmann Lambert Haimbuchner. Und er ist auch aus der Partei ausgetreten. Sonst hätten wir ihn ausgeschlossen.“ Wer ihm nachfolgt, ist noch offen.
VP-Gemeindevorstand Reinhard Reiter beschreibt S. als geselligen, umgänglichen Menschen. Wie Piritsch ist auch er schockiert.