600 Euro für 15 Minuten Arbeit: 86-Jähriger wurde Opfer der Notdienst-Mafia
THALHEIM. Mit einer Betrugsmasche wurde ein pflegebedürftiger Thalheimer abgezockt. Er hatte im Internet nach einem Installateur gesucht, weil der Abfluss verstopft war.
Immer dreister werden die Methoden von Betrügern, die sich im Internet als Notdienst-Anbieter ausgeben. Ein betagter Thalheimer wurde auf diese Weise das Opfer skrupelloser Betrüger.
In der Küche des 86-Jährigen war der Abfluss verstopft. Der Mann telefonierte in der Folge mit seiner Tochter, die ihm einen Notdienst organisierte: "Ich habe im Internet nach einer Firma gesucht, die im Großraum Wels diese Dienste anbietet", schildert die Frau. Unter Rohrhilfe Wels schien das Problem rasch gelöst zu sein. Bei der angegebenen Handynummer meldete sich eine männliche Stimme in gebrochenem Deutsch. Zwei Stunden später stand der angebliche Installateur vor der Tür des Thalheimers. Das verstopfte Rohr war in 15 Minuten repariert. Die Rechnungssumme von 596 Euro musste der Auftraggeber bar bezahlen. "Das Restgeld auf 600 Euro ist er mir schuldig geblieben", erinnert sich der pflegebedürftige Senior.
Strafdelikt Sachwucher
Robert Wurzinger von der Konsumenteninformation der Arbeiterkammer kennt diese und ähnliche Abzocker-Tricks: "Mit Schlüsseldiensten hat es begonnen." Inzwischen hätten sich die mafios organisierten Notdienste auf die Schädlingsbekämpfung und verstopfte Rohre verlagert. Wurzinger rät zu einer Anzeige bei der Polizei: "Wenn jemand für wenig Arbeit viel Geld kassiert, kann eine Straftat vorliegen. Der beschriebene Fall sollte als Sachwucher angezeigt werden."
Dass der Geschädigte einen Teil der Reparaturkosten rückerstattet bekommt, hält Wurzinger jedoch für unwahrscheinlich. Ist doch die Rechnungsadresse ebenso fingiert wie der Firmenname.
Die Wirtschaftskammer rät, in Notfällen den im Internet ausfindig gemachten Firmennamen im Branchenbuch österreichischer Unternehmen (www.firmen.wko.at) zu überprüfen: "Da finden sich ausschließlich Firmen mit Gewerbeberechtigung", betont Fachgruppengeschäftsführer Christoph Stoiber. Weil sich die Beschwerden häufen, hat die Kammer Detektive beauftragt, um gegen die betrügerischen Methoden der Notdienst-Mafia vorzugehen. In der Praxis sei dies schwierig, bedauert Stoiber: "Die Internet-Domain dieser Abzocker befindet sich meistens in Ländern wie Georgien und Russland. Somit gibt es keine klagfähige Adresse." Als wirksamsten Schutz sieht Stoiber die Bewusstseinsbildung bei Konsumenten "und dass Medien auf diese Betrugsmasche aufmerksam machen".
Abfluss wieder verstopft
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Wozu braucht man dazu überhaupt einen Notdienst?
Die Verstopfung (zumindest kurzfristig) freizulegen kann jeder halbwegs handwerklich begabte Mann – und natürlich auch Frau.
Die Dame ist alt, aber hat sie keine Kinder, Enkel, Neffen, etc.?
Und dann gibt es auch noch irgendwelche Bekannte,, Nachbarn etc.
Diese um Hilfe zu bieten fällt für mich überhaupt nicht unter illegale Schwarzarbeit, die vorher angeführten werden wahrscheinlich nicht einmal Geld nehmen, wohl aber ein 6-er Tragerl Bier, eine gute Jause oder ähnliches.
Kenne da auch einen Fall, der GsD noch abgewendet werden konnte. Nachbarin meiner Tochter hatte ein Leck im Abfluss unter der Badewanne und rief so einen Notdienst an. Es war an einem Freitag spät nachmittags.
Das Handy war zum Glück auf Lautsprecher eingestellt. Mir fiel gleich auf, dass die Dame am anderen Ende der Leitung unverkennbar sächselte. Auf die Frage, wo sich die Firma denn befinde, sagte sie "in Berlin, aber wir haben auch Mitarbeiter in Österreich".
Habe der Nachbarin geraten, auf keinen Fall einen Auftrag zu erteilen und das Gespräch zu beenden. Eine Installationsfirma in unmittelbarer Nähe behob den Schaden einem vertretbaren Preis.
Auf "Tochter" ist aber auch KEIN Verlass! - oder hat die von so Abzocker Firmen noch NIE etwas gehört?
So wertvoll der Beitrag auch ist, die angegebene Adresse des Branchenbuchs ist leider falsch. Sie lautet korrekt: https://firmen.wko.at