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Potocnik: „Linz-Politik unterschätzt Kraft alter Bauwerke“

Von Erhard Gstöttner, 06. Juli 2012, 00:04 Uhr
„Linz-Politik unterschätzt Kraft alter Bauwerke“
Lorenz Potocnik, Architekt und Architekturkritiker der OÖNachrichten Bild: gsto

LINZ. Lorenz Potocnik (41) ist Architekt und Architekturkritiker der OÖNachrichten. Kommende Woche erscheint das Buch „Architektur in Linz, 1900–2011“, das Potocnik gemeinsam mit Andrea Bina, der Leiterin des Linzer Stadtmuseums Nordico, herausbringt.

OÖN: Warum haben Sie diesen Führer gemacht?

Potocnik: Weil es so etwas in Linz nicht gibt und weil es mir ein persönliches Anliegen ist. Ich und Andrea Bina wollten wesentliche Linzer Bauten der vergangenen 111 Jahre an einem Ort darstellen.

OÖN: Was sind aus Ihrer Sicht die interessantesten Gebäude in Linz?

Potocnik: Die Tabakfabrik hat enormes Potenzial und enorme Zugkraft, die aber noch nicht genutzt werden können. Die Tabakfabrik ist eigentlich ein Wahnsinnsbauwerk, das auch einer Stadt wie London oder Paris gut stünde. Enorm, aber wenig bekannt ist auch die Schwarz-Kirche am Keferfeld. Und große Signalwirkung hat das Brucknerhaus. Das war bahnbrechend für die kulturelle Entwicklung der Stadt Linz.

OÖN: Das Brucknerhaus steht an der Donau. Nutzt Linz die Lage an der Donau genug?

Potocnik: Leider zu wenig. Die Entscheidungsträger sollten sich Amsterdam, Zürich, Tübingen oder Duisburg anschauen.

OÖN: Wo soll sich Linz mehr zur Donau hin entwickeln?

Potocnik: Ich würde beide Donauufer zwischen Nibelungen- und Eisenbahnbrücke nutzen und ausbauen. In Zürich badet man sogar mitten in der Stadt.

OÖN: Was tun mit der Eisenbahnbrücke, für deren Abriss ÖBB, SPÖ, FPÖ und Grüne sind?

Potocnik: Das ist eine ganz schwierige Frage. Festzuhalten ist, dass die Brücke für den Autoverkehr zu Tode gesalzen wurde. Dass die Brücke nicht rechtzeitig saniert wurde, ist eine Schande. Eine Schande ist auch, wie unfair hier diskutiert wird. Die Politik müsste eine Diskussion veranstalten, in der Für und Wider abgewogen werden. Die Politik will aber mit dem Kopf durch die Wand. Das ist überholt.

OÖN: Haben Linzer Politiker ein Problem mit alten Bauwerken?

Potocnik: Die Stadtpolitik unterschätzt die Kraft alter Bauwerke. In Tübingen Süd könnten sie ein aktuelles gelungenes Beispiel für eine Neustadtentwicklung studieren, die Kombination von Alt- und Neubauten. Das wurde zwei Jahre lang mit den Bürgern vorbereitet. Die alten Gebäude lässt man dort so weit wie möglich stehen. Es gibt Baugruppen auf kleinen Parzellen, sodass sich Großinvestoren nicht dafür interessieren. Durch die Bürgerbeteiligung und die kleinen Gruppen entsteht Identifizierung.

OÖN: Kann man das auf Linz übertragen?

Potocnik: Die alte Wohnanlage in der Sintstraße wäre für ein Baugruppen-Modell prädestiniert. Es gibt eine Gruppe, die die Anlage kaufen und entsprechend dem Denkmalschutz entwickeln will.

OÖN: Gibt es nach dem Brucknerhaus noch interessante Linzer Neubauten?

Potocnik: Besonders gelungen sind die Sanierung des Alten Rathauses und der Umbau der Landesbibliothek.

OÖN: In welche Richtung soll sich Linz städtebaulich entwickeln?

Potocnik: Vor allem in den Osten. Der Bereich des Hafens soll nicht primär als Industriegebiet betrachtet werden, sondern als Linzer Zukunftsstadt. Das wurde vor 20 Jahren in einer Sommerakademie an der Kunst-Uni thematisiert. So etwas müsste jedes Jahr geschehen in Zusammenarbeit mit unabhängiger Stadtplanung.

OÖN: Was würden Sie als Planungsstadtrat tun?

Potocnik: Ich würde regelmäßig mit Stadtentwicklungsexperten ähnlicher Städte Linz-Gespräche veranstalten. Ich würde Workshops mit engagierten Bürgern durchführen und sofort Teams zur Verwirklichung von deren Ideen bilden. Und ich würde jeden Tag eine Sprechstunde für alle Interessierten abhalten.

 

Ein Wiener Linzer mit internationaler Erfahrung

Lorenz Potocnik, 1971 als Sohn einer Linzerin und eines Wieners geboren, lernte schon als Kind unterschiedliche Kulturen kennen. Denn er wuchs in Paris und Genf auf. „Ich wurde dreifach sozialisiert: französisch auf der Straße, deutsch in einer deutschen Schule in Paris und österreichisch im Elternhaus“, sagt Potocnik.

Nach der Matura in Paris studierte Potocnik Architektur in Wien, Delft und Portsmouth. Er gründete in Wien das Architekturbüro „feld 72“, arbeitete als Assistent an der Linzer Kunst-Uni. Sein besonderes Anliegen: „Wege finden, wie die Bevölkerung mitmischen kann und die Politik Angst vor Mitbestimmung ablegt.“

 

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15  Kommentare
15  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
oeggoe (17.926 Kommentare)
am 08.07.2012 16:52

Ach, darum werden alte Gemäuer in Alt-Urfahr-West abgerissen, und durch moderne Betonklötze ersetzt???

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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 08.07.2012 06:46

Nichteinmal, dass jemand nach Regen halbwegs trockenen Fußes (oder Schuhs) eine Straßenbahnhaltestelle erreichen kann, bringens zusammmen, die Banausen; da steht sofort 5-6cm hoch die Pfütze.
Irgendwie sind Fernsehinterviews mit Gewissen immer eine Tortur.

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Rubikon (196 Kommentare)
am 07.07.2012 20:00

Dass die Brücke nicht rechtzeitig saniert wurde, ist eine Schande.

Dass das Geld der Stadt verspekuliert wurde ist eine Schande.

Dass Linz dank der SPÖ Regierung nun pleite ist ist eine Schande.

Dass man in den Linzer Leitbetrieben ohne roten Papa (Mama) keinen Job bekommt, aber als roter Depp schon, ist eine Schande.

"Ich hoffe die BürgerInnen wählen endlich diese Misteln ab"

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observer (22.216 Kommentare)
am 06.07.2012 22:29

und mit angemessenen Kosten erhalten werden kann,erhalten. In einer Form, die vital ist, nicht nur als Museumsobjekt. Das Problem ist, dass die Definition dessen, was ich eingangs geschrieben habe, nicht ausser Streit gestellt werden kann, die Meinungen gehen da weit auseinander. Wie immer wird man wohl am besten damit fahren, Mass und Augenmass zu bewahren und keine Extrem- und Justamentstandpunkte einzunehmen. Abgesehen davon greift aber - so verdienstvoll es auch ist - die alleinige Berücksichtigung von Bauwerken etc. und was davon erhaltenswert ist, in Bezug auf die Lebensqualität einer Stadt einfach zu kurz. Es geht nämlich auch darum, Freiflächen, Parks etc. zuzu- lassen und nicht alles unter dem Blickwinkel Bauten /Verbauung zu sehen. Es wäre angebracht, sich Ansichten vom früheren Linz (gibt es genug) z.B. auch von den Donauufern und Promenaden anzusehen. Leider wurden die nämlich dem Moloch Autoverkehr zur Gänze geopfert. Und das ist heute noch die Denke mancher Politiker.

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orinoco (2.153 Kommentare)
am 06.07.2012 21:42

Das ist jetzt nicht böse gemeint, aber wird dadurch bestätigt, daß man mit alten Kulturdenkmälern derart lieblos umgeht und die politische Nomenklatura sich lieber scheußliche Protzbauten hinstellt. Leider ist die Bevölkerung so dumm und wählt dank >Brot- und Spiele- Mentalität< immer wieder dieselben Politiker - auch, wenn diese die Stadt in den Ruin führen (siehe Swap). Dagegen ist in Linz einfach kein Kraut gewachsen!

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oblio (24.788 Kommentare)
am 06.07.2012 22:04

UND IGNORANT die Politiker
nicht nur in Linz!
Eine unsensible Wertehaltung!
Bei jeder wahl habe ich gehofft,
dass endlich ein Wechsel stattfindet,
ich wurde leider immer enttäuscht!
Somit hoffe ich auf die nächste Wahl!

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tabatha (2.926 Kommentare)
am 06.07.2012 22:47

Dein kulturpolitisch so wunderbares Post, ist Balsam auf meine von Dobusch und sonstigem sozialistischen Kulturzerstörergesocks geschundene Seele. Leider wird das dumme Linzer-Stimmvieh, selbst egal, wie die Swap-Katastrophe ausgeht, wieder so einen sozialistischen Wappler in den Bürgermeistersessel hieven.

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oblio (24.788 Kommentare)
am 06.07.2012 16:02

wie mit der Stadt und ihren
historischen Bauten umgegangen wird!
Wenn ich mich in Deutschland umschaue,
wie liebevoll dort die Alstadtkerne und
andere alte Bauten gehegt und gepflegt
werden, dann ist das noch schmerzhafter!
Für alles mögliche ist jede menge Geld da,
sogar Schulden sind kein Thema, wenn es um
Prestigebauten geht, aber erhaltenswertes
aus früheren Epochen, wird, da die
Grundstückpreise hoch sind, weggerissen
und ersetzt! Mit zweifelhaften Vorteilen!
Präpotente Politik ist in unserer Stadt
Prämisse!

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schlechtwetterhahn (531 Kommentare)
am 06.07.2012 16:54

Du stehst wohl auf die alten Hitlerbauten? grinsen

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sting (7.357 Kommentare)
am 06.07.2012 16:57

meinst, die sind in der Tat sehr beliebt.

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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 06.07.2012 17:11

Viel grün,

Brauchen halt Adaptierungen.

Heutige bauten, soweit ich sie kenne, sind zum schmeissen.

Küche irgendwo hineingebaut in einen Schlauch von Wohnung, da brauchst tagsüber elektr. Licht.

Die Gänge wie in einem Gefängnis, nur finster, zum Fürchten.

Und die sog. Hitlerbauten zu loben heißt nicht, an Hitler irgendetwas gutes zu finden oder die nazizeit zu loben,
das brächte ich aus Wissen und Überzeugung nicht zusammen.

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oblio (24.788 Kommentare)
am 06.07.2012 17:04

ist mir zu eng!
Wennst nicht mehr kennst als das!

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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 06.07.2012 17:13

Kollegienkirche? Elefantenhaus? Die Häuser um den Hauptplatz, vor allem westlich?

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derBlade (88 Kommentare)
am 06.07.2012 12:47

wenn ich sehe, wie die Stahlstadt Linz sich in eine Betonstadt verändert. Jetzt verstehe ich auch den Slogan "Linz verändert".

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derBlade (88 Kommentare)
am 06.07.2012 12:49

sollte natürlich " Mir tut mein Herz weh" heißen. Einfach einen zu schnellen Finger gehabt, oder es war die Hitze.

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