VTA entzieht Klärschlamm den Gestank
ROTTENBACH. Unternehmen entwickelte mit russischen Spitzenwissenschaftlern ein neues Verfahren.
Ulrich Kubinger ist bei der Hygienisierung von Klärschlamm offenbar der entscheidende Schritt gelungen: Das Umwelttechnik-Unternehmen mit Sitz in Rottenbach hat gemeinsam mit den beiden russischen Top-Wissenschaftlern Alexander Ilin und Jurij Sidorin ein neues Verfahren entwickelt, das die Bakterien und Viren im Klärschlamm zuverlässig abtötet und den Schlamm obendrein völlig geruchlos macht. Die OÖN konnten sich als erste Zeitung von der bahnbrechenden Entwicklung überzeugen.
„Geglückt ist uns das alles in unserer Forschungsküche in Rottenbach“, schildert der VTA-Geschäftsführer, der, wie es der Zufall will, am „Tag des Durchbruchs“ auch zum zwölften Mal hintereinander mit dem Gütezeichen „Österreichischer Musterbetrieb“ ausgezeichnet worden ist. Bundesweit dürfen dieses Zeichen nur knapp 170 Betriebe führen.
Patente vor Anmeldung
Kubinger rühmt die Fähigkeiten der beiden russischen Wissenschaftler, die in der Vorwoche gemeinsam mit seinen Chemikern die VTA-Labors in Beschlag genommen hatten. Die durchgeführten Tests waren so erfolgreich, dass Kubinger schon in den nächsten Monaten mit einer marktfähigen Umsetzung rechnet. Die entsprechenden Patente werden demnächst angemeldet.
Die entscheidenden Schritte und Wege sind in einem Wust von Formelreihen zusammengefasst, die für den Laien ein spanisches Dorf sind, nicht aber für den VTA-Chef: „Alles, was wir brauchen, gibt es eigentlich schon. Es kommt nur auf die richtige Zusammensetzung an.“
Ulrich Kubinger wurde, wie berichtet, im Vorjahr die Ehrendoktorwürde der russischen Akademie der Naturwissenschaften verliehen. Kurze Zeit später wurde er auch Mitglied dieses elitären Kreises. „Meine hervorragenden Kontakte nach Russland sind mir natürlich sehr behilflich“, räumt Kubinger unumwunden ein.
Die bisher gängigen Methoden, Klärschlamm zu hygienisieren – zum Beispiel durch Erhitzen –, sind mit einem enormen Energieaufwand und entsprechend hohen Investitionskosten verbunden. Das neue VTA-Verfahren dagegen funktioniert ohne zusätzlichen technischen Aufwand in minimaler Dosierung und ist daher auch wirtschaftlich gesehen überaus interessant.
Kubinger: „Für eine Kläranlage mittlerer Größe liegen die täglichen Kosten bei etwa 40 Euro pro Tag. Das Potenzial ist schon allein im Hinblick auf die Wasserrahmenrichtlinie der EU enorm.“
Der zweite Schwerpunkt in der Kooperation mit den Forschern des Instituts für Materialwissenschaften im sibirischen Tomsk sieht vor, aus Klärschlamm hochwertigen Brennstoff zu machen. „Wir arbeiten daran, den Brennwert es Schlamms zu erhöhen und zugleich die Entstehung von Kohlenmonoxid zu unterbinden“, sagt Kubinger.
Leicht zu entflammen
Professor Alexander Ilin ist als Raketentechniker ein Verbrennungsspezialist. Bei Versuchen in den VTA-Labors gelang es ihm fast spielend, Klärschlamm in Brand zu setzen, ohne dass dafür die Zufuhr von teurer Energie notwendig war.
Die VTA-Unternehmensgruppe verfolgt daher mittelfristig das Ziel, Klärschlamm selbst in eine Energiequelle zu verwandeln. „Das ist wahrscheinlich noch ein langer Weg, aber einer, der Sinn macht. Er entspricht außerdem genau unserer Unternehmensphilosophie, in Kreisläufen zu denken und zu handeln“, so der VTA-Geschäftsführer.
aber werden hierzulande kaum eingesetzt. Österreich kann Russland punkto Wissenschaft kaum etwas entgegensetzen, aber macht es derartigen Topkräften schwer, in diesem Lande arbeiten zu dürfen. Verwundert nicht, da geschätzte 20-33% der erworbenen Doktortitel erkauft worden sind.