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Christin ter Braak-Forstinger, die gute Kapitalistin

Von Bianka Eichinger, 04. Jänner 2018, 05:04 Uhr
Christin ter Braak-Forstinger, die gute Kapitalistin
Christin ter Braak-Forstinger ist gebürtige Schärdingerin und lebt nun in Zürich. Die zweifache Mama ist Gründungs- und Vorstandsmitglied des Vereins „Braveaurora“. Bild: privat

Dem bewussten Investieren hat sich die gebürtige Schärdingerin verschrieben und veröffentlichte ein Buch darüber.

Sie ist lustig, wortgewandt, managt als Mit-Begründerin das Unternehmen „Chi Impact Capital“ und engagiert sich ehrenamtlich als Obfrau des Vereines Braveaurora: Die gebürtige Schärdingerin Christin ter Braak-Forstinger hat einen Weg gefunden, ihren Job in der Finanzbranche mit sozialem Engagement zu verbinden. Das Buch „Conscious Investing“ der gebürtigen Innviertlerin gibt interessante Einblicke.

OÖN: Wie fühlt es sich an sein Buch in Händen zu haben?

Ter Braak-Forstinger: Als ich das Buch zum ersten Mal in Händen hielt, dachte ich, es greift sich gut an.  Ich habe schon einige Bücher veröffentlicht, doch zu diesem  Werk habe ich eine besondere Beziehung, weil ich mich selber als „bewusste Investorin“ und „bewusste Konsumentin“ bezeichne. Ich würde sagen, meine Seele steckt in diesem Buch. Ich empfinde auch eine große Dankbarkeit, denn in erstaunlich kurzer Zeit konnte ich ein unglaublich motiviertes und erfahrenes Team an Co-Autoren gewinnen, die ihr Wissen als „bewusste Investoren“ in diesem Buch teilen. Insgesamt war die Dynamik im Team so positiv, dass mir sogar mein Ansprechpartner im Verlagshaus sagte, die Arbeit zu „Conscious Investing“ gehöre zu seinen drei bisher realisierten Lieblingsprojekten. Ich glaube, das lag daran, dass jeder Co-Autor wirklich authentisch und mit Leidenschaft seine persönlichen Erfahrungen geteilt hat und tief davon überzeugt ist, was er tut.

Wer soll mit dem Buch angesprochen werden?

Mit dem Buch sollen primär Privatpersonen angesprochen werden, die entweder dem Thema völlig neu gegenüberstehen oder die bereits Erfahrungen im Bereich des bewussten Investierens gemacht haben. Nach Jahrzehnten der Diskussion um das “wie“ beim Kombinieren von sozialem Zweck und finanziellem Ertrag, finden Investoren und insbesondere auch Millenials/Generation Y (all jene, die zwischen 1980 und 2000 geboren wurden) heute die Frage um das „warum“ – die tiefen Fragen rund um die Werte und den Sinn des Investierens – spannender und wichtiger.

Bewusste Investoren sind Teil einer wachsenden Bewegung, die davon überzeugt ist, bessere Dinge mit ihrem Geld machen zu können, wenn sie sich tief mit ihrem Geld verbinden und wenn sie sich erlauben das größere Ganze zu sehen: nämlich die weitreichende systemische Wirkung, die ihre Investments nach sich ziehen. Bewusste Investoren sind Menschen, die ihre innere Stimme ernst nehmen. Sie sind mit ihrer Mission im Leben, der Menschheit an sich und mit dem Planeten verbunden.

Die Vorgabe an alle Co-Autoren war eine einfache Sprache und einen einfachen Schreibstil zu verwenden. Das Buch ist im Moment nur auf Englisch erhältlich, aber es ist leicht lesbar, das war mir sehr wichtig.

Warum?

Wir überschreiten im Moment die Grenzen unseres Planeten mit einer massiven Geschwindigkeit. Die aktuellen sozialen- und ökologischen Herausforderungen verlangen von uns das globale Wachstum für langfristigen Wohlstand dramatisch zu überdenken und die Kapitalmärkte in eine Kraft für das Positive zu verwandeln. Dazu braucht es eine fundamentale Transformation in Richtung einer regenerativen Wirtschaft sowie regenerativer Formen des Investierens. Ein bewusstes Handeln und Einsetzen seiner eigenen persönlichen finanziellen Ressourcen ist dabei Teil der Lösung.

Es gibt heutzutage viele konkrete Möglichkeiten wie man sowohl marktgerechte Renditen erzielen kann mit seinen Investments, aber gleichzeitig auch etwas Positives – und im Idealfall etwas systemisch Wirkendes - für die Umwelt und/oder die Gesellschaft tun kann. Leider wissen die meisten noch viel zu wenig darüber. Ich bin immer wieder erstaunt wenn ich auf Vorträgen an der Uni oder zum Beispiel kürzlich in Alpach frage: Wer von Ihnen hat schon einmal von den ‚Sustainable Development Goals (SDGs)‘ gehört? Und meist sind diejenigen, die davon wissen, auf einer Hand abzuzählen. Dabei sollten die SDGs in den nächsten 13 Jahren umgesetzt werden, um zum Beispiel die schlimmsten Folgen des Klimawandels abzuwenden. Die SDGs bieten beinahe endlose Möglichkeiten für innovative Unternehmen ganzheitliche Geschäftsideen umzusetzen. Auch die Finanzindustrie trägt dabei Verantwortung. Sie kann viele Rollen im Transformationsprozess einnehmen, zum Beispiel als Produktentwickler, Investor oder Anlageberater.

Investoren stellen sich viele als „geldgierige Machtmenschen", die nur an den größtmöglichen Profit denken, vor. Vorurteile oder sind die Reichen, die mit Ihrem Geld Gutes tun wollen, wirklich die große Ausnahme?

Letztlich geht es darum, dass jeder von uns ist Investor und jeder von uns eine persönliche Verantwortung für unseren Planeten trägt. Im Englischen spricht man hier von „planetary stewardship“. Jeder von uns kann etwas tun. Egal, ob mit größeren oder mit kleineren Beträgen. Unter den Reichen gibt es ebenso viele Menschen wie unter den nicht so Wohlhabenden, die der Umwelt oder der Gesellschaft gleichgültig gegenüberstehen. Langfristig führt das aber nicht zum Ziel: weder ökonomisch, noch persönlich. Im Gegenteil: Investoren ziehen heute verstärkt die Abwägung von Klimarisiken in ihre Investmententscheidungen mit ein. Und das Schöne und Bestärkende ist, dass es sowohl unter den Reichen als auch unter der ganz normalen Bevölkerung immer mehr Menschen gibt, die die Ernsthaftigkeit unserer Lage erkannt haben und denen klar ist, dass das menschliche Wohlbefinden mit der Bewahrung unserer Ökosysteme einhergeht. Diese Menschen sind bewusste Investoren und wissen, dass es um die Lösung der Probleme an der Wurzel geht und nicht um Symptombehandlung. Durch die Abdeckung der Gletscher werden wir die Gletscherschmelze nicht aufhalten können. Bewusste Investoren sind Systemdenker und handeln auch danach. Sie wollen negative Konsequenzen, die als Folgewirkung mit ihrem Investment verbunden sein können so gut wie möglich ausschliessen. Ich gebe ihnen ein Beispiel: ein auf den ersten Blick attraktives Investment in einen Windpark, bei dem man glaubt, neben einer interessanten finanziellen Rendite auch eine positive Wirkung für die Umwelt zu erzielen, kann sich in der Praxis als ein Investment herausstellen, das mehr negative als positive Folgen für die Umwelt haben kann. Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn mit dem Bau des Windparks eine Rodung von Waldflächen, die Verschmutzung von Grundwasser oder die Umsiedlung von indigenen Völkern verbunden ist. Ein bewusster Investor unterzieht daher seine Investments einer strengen Due Diligence – auch in sozialer und ökologischer Hinsicht.

Als Obfrau des Vereines Braveaurora engagieren Sie sich seit Jahren sozial. Haben Sie durch Ihr ehrenamtlichen Engagement einen anderen Zugang bzw. Sichtweise zum Geld investieren bekommen?

Ohne mein privates Engagement bei Braveaurora würde ich heute wahrscheinlich beruflich immer noch in der traditionellen Finanzindustrie arbeiten. Braveaurora hat mir meinen persönlichen Horizont erweitert und dafür bin ich unendlich dankbar. Nachdem ich die Finanzprodukte beinahe selber nicht mehr verstanden habe, die wir vor mehr als zehn Jahren in der Bank strukturiert haben, habe ich mich gefragt, wo liegt der Mehrwert für den Kunden? Beruflich habe ich mich 2010 aus tiefster Überzeugung in ein neues Feld gewagt und begonnen mich  aktiv mit Impact Investments zu beschäftigen.

In Ihrem Buch steht, dass bewusste Investoren Teil einer wachsenden Bewegung sind. Was würde sich Ihrer Meinung nach in der Weltgesellschaft verändern, wenn diese Gruppe weiterhin größer werden würde und glauben Sie daran?

Ja, natürlich bin ich überzeugt davon, dass wir etwas zum Positiven verändern können. Das ist mein täglicher Antrieb. Wir müssen einfach viel bewusster werden im Umgang mit dem was wir tun. Dazu gehört auch, dass wir uns nicht verschließen, sondern offen sind  nach den Hintergründen zu fragen und nicht alles blind glauben was uns erzählt wird. Wenn wir alle daran glauben, dass wir die 17 globalen Ziele bis 2030 erreichen können, dann schaffen wir es auch. Taten zählen aber mehr als Worte. Letztlich ist das Tun entscheidend. Von jedem von uns. Hierbei ist insbesondere die nächste Generation der Investoren (Millenials – jene zwischen 1980-2000 Geborenen) ein großer Antriebsmotor. Diese jungen Menschen haben andere Werte als die Generationen davor. Für sie zählen Fairness oder Klimagerechtigkeit. Es sind auch die Werte und nicht die Wertsachen die für diese Generation einen Unterschied machen.

Wenn mich meine Kinder in 20 Jahren fragen: „Mama in der Zeit während der großen Energiewende? Auf welcher Seite warst da?“ Da möchte ich eine klare Antwort haben. Solar-Panele, zum Beispiel, waren in 2016 zum ersten Mal billiger als vergleichbare Investments in Kohle oder Erdgas. Die Ära der fossilen Brennstoffe ist vorbei.

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