Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Geplanter Mord im Innviertel? Angeklagte beschuldigt 13-jährige Tochter

Von nachrichten.at/apa, 10. März 2023, 11:12 Uhr
Die Angeklagte vor Prozessbeginn. Bild: KERSTIN SCHELLER (APA/KERSTIN SCHELLER)

RIED IM INNKREIS. Weil sie erst ihren Mann mit Antidepressiva müde gemacht und dem Schlafenden anschließend mit einem Cuttermesser ein Schnitt in den Hals zugefügt haben soll, ist am Freitag eine 32-Jährige in Ried im Innkreis vor Gericht gestanden.

Weil sie erst ihren Mann mit Antidepressiva müde gemacht und dem Schlafenden anschließend mit einem Cuttermesser einen Schnitt in den Hals zugefügt haben soll, ist am Freitag eine 32-Jährige in Ried im Innkreis vor Gericht gestanden. Die Staatsanwältin sprach von einem geplanten Mord, nur durch Zufall habe das Opfer überlebt. Der Verteidiger hingegen plädierte für einen Freispruch, seine Mandantin sei unschuldig, vielmehr wolle sie ihre Tochter als Täterin schützen.

Das älteste der vier Kinder des Ehepaares, die 13-jährige Tochter, will in der Nacht auf den 3. August eine Auseinandersetzung der Eltern gehört haben. Als das Mädchen später den verletzten Vater sah, rief es die Rettung. Beim Eintreffen der Polizei leistete die Mutter Erste Hilfe. Laut der Staatsanwältin habe sie gestanden, wegen aufgestauter Wut und Zorn aufgrund langjähriger Eheprobleme die Tat begangen zu haben. "Und das nicht im Affekt", wie die Staatsanwältin ausführte.

So habe die Angeklagte, eine gebürtige Tschechin, schon einige Wochen vor der Tat ihre Medikamente, die sie wegen depressiver Verstimmungen einnehme, ihrem Mann ins Essen gemengt, um die sedierende Wirkung zu testen. Offiziell trennte sich das Paar im September 2021, der Mann zog aus. Doch einige Monate später kam er zurück, da sich die Frau nicht in der psychischen Verfassung sah, die vier gemeinsamen Kinder allein zu erziehen und gleichzeitig auch arbeiten zu gehen, meinte die Angeklagte. Eine neue Beziehung beendete sie nicht.

Medizin ins Gulasch

Am Tatabend soll sie laut Staatsanwältin die Medizin ins Gulasch gegeben haben, worauf der Mann nach dem Essen erst auf der Couch einschlief und später ins Bett ging. Auch in der Blutprobe des späteren Opfers wurden Spuren der Medikamente festgestellt, hielt die Anklagebörde fest. Schon tags zuvor hatte sie ihrem 15-jährigen Neffen, den sie aus Tschechien abgeholt hatte, auf der Fahrt "Schauergeschichten aufgetischt". Sie berichtete von Handgreiflichkeiten ihres Mannes, er hätte nicht nur sie geschlagen, sondern auch die 13-Jährige.

Der Verteidiger strich hervor, dass seine Mandantin bei den Einvernahmen gesagt habe, sie könne sich nicht erinnern, aber sie denke nicht, dass sie töten wollte, weil "ich niemandem weh tue". Daher gehe sie davon aus, "es nicht gewesen zu sein". Die 32-Jährige erklärte sich auch für nicht schuldig. Ihr Rechtsvertreter meinte, dass "im Akt Sachen übersehen wurden" und verwies auf unterschiedliche Wahrnehmungen von Polizisten am Tatort. Ein Beamter meinte, die Frau habe beeinträchtigt und sehr müde gewirkt. Einmal habe sie von zwei Stichen am Hals gesprochen. Tatsächlich habe es sich aber um einen 18 Zentimeter langen eher "oberflächlichen Schnitt" gehandelt, so der Verteidiger.

"Larifari-Aussagen"

Ihre "Larifari-Aussagen" seien für ihren Rechtsvertreter kein "eindeutiges Geständnis": "Der schnellste ist nicht immer der richtige Weg", hielt er fest. Er vermutet sogar einen "Irrweg", denn er habe den Eindruck, dass die Frau eine Familienangehörige schützen wolle - und dafür ihr eigenes Leben aufgebe. Die 13-jährige Tochter habe jedenfalls ihren Vater "gehasst", sagte die Angeklagte unter Tränen. Die Tochter sei es gewesen.

Das Opfer, das erst kurz bevor es in den Zeugenstand trat, erfuhr, dass seine Frau nun offenbar das gemeinsame Kind der Tat bezichtigt, meinte darauf: Bisher sei die Angeklagte mit ihren "Lügengeschichten" - etwa über unzählige lebensbedrohlichen Krankheiten - immer durchgekommen, habe immer Geld von Bekannten geliehen bekommen. Aber: "Verantwortung hat sie noch nie übernommen", sagte er zum Gericht. Nun schiebe sie diese der Tochter zu, die zum Zeitpunkt der Tat noch nicht strafmündig war. Damit habe die inzwischen 14-Jährige nichts für ihr künftiges Leben zu befürchten. Außer, dass sie in inzwischen stationär im einem Krankenhaus wegen psychischer Probleme behandelt werde, merkte der Vater an. Grund sei laut ihm das schlechte Mutter-Tochter-Verhältnis.

Wer ihm in der Tatnacht "die Kehle durchgeschnitten hat", konnte der Zeuge nicht sagen. Als er den Schnitt bemerkte, habe er im Dunklen nur eine Gestalt "weghuschen gesehen und schnaufen gehört", erinnerte er sich. Als der Verletzte auf dem Weg ins Wohnzimmer seine Frau fragte, warum sie das gemacht habe, soll sie mit "nassen Augen" gesagt haben: "Ich war es nicht, ich will nicht, dass du stirbst". Die Tatwaffe, wohl ein Cuttermesser, wurde bisher nicht gefunden.

Tochter "vom vielen Blut schlecht geworden"

In der kontradiktatorischen Einvernahme, deren Videoaufzeichnung vor Gericht gezeigt wurde, berichtete die Tochter von einem normalen Verhältnis zu beiden Elternteilen. Am Tatabend hätte man gemeinsam zu Abend gegessen, später sei der Vater "nach unten" ins Schlafzimmer gegangen. Sie hätte Handy gespielt, ihre Mutter sei später aus dem Raum gegangen. Dann sei "es eh passiert", sagte sie.

Sie habe "den Papa schreien gehört", danach sah sie, wie die Mutter den Vater, der auf der Stiege zum Erdgeschoss war, zurück ins Bett gelegt habe. Als das Mädchen nach unten ging, sei ihr "vom vielen Blut schlecht geworden". Daher sei sie in den ersten Stock zu ihren schlafenden Geschwistern gegangen. Davor habe sie noch die Rettung gerufen, "weil es die Mama gesagt hat".

Der behandelnde Arzt aus dem Klinikum Passau, in das der Schwerverletzte in der Nacht eingeliefert wurde, sprach zwar von keinen lebensgefährlichen Verletzungen. Aber wäre der Schnitt "einen Millimeter tiefer" gegangen, wäre die Hauptschlagader getroffen worden. Letztendlich sei die Wunde noch in der Nacht "unter Vollnarkose versorgt worden".

Das sagt Gutachterin Adelheid Kastner

Am Ende des ersten von zwei Verhandlungstagen stellte die psychiatrische Sachverständige Adelheid Kastner klar, dass die Angeklagte zum Zeitpunkt der Tag zurechnungsfähig gewesen sein. "Es liegt keine schwerwiegende körperliche oder psychische Beeinträchtigung vor." Ihr depressiver Erschöpfungszustand konnte mit Medikamenten, die "nicht einmal die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen" würden, gut behandelt werden. Bei einem gesunden Menschen - wie es das Opfer am Tatabend war - würden die Arzneien aber durchaus zu Müdigkeit und Erschöpfung führen.

Auch eine nachhaltige schwere seelische Störung sei nicht erkennbar, eher eine "Akzentuierung". So attestierte sie der Angeklagten eine gewisse "Bindungsstörung" aufgrund ihrer familiären Vorgeschichte. Deren Mutter kümmerte sich mehr um sich als um die neun Kinder. Die "wechselnde Nähe zur Wahrheit" könnte auch damit zusammenhängen, dass sie erhöhte Aufmerksamkeit und Anerkennung suche, meinte Kastner. Selbstkritik sei bei ihr "nicht sehr ausgeprägt".

Darauf angesprochen, warum die Angeklagte im Prozess die Schuld von sich wies, erklärte die Psychiaterin: "Das könnten durchaus prozesstaktische Überlegungen sein, um die für sich günstigste Variante zu erzielen." Um quasi "ihre eigene Haut zu retten, die Tochter zu opfern" - wie es die Staatsanwältin formulierte - bezeichnete die Gutachterin als ein "extrem egozentrisches Verhalten", das im vorliegenden Fall aber "eine Frage der Beweismittel" sei.

Der Prozess soll am Dienstag fortgesetzt werden.

mehr aus Oberösterreich

Biker (57) in Zell am Moos gegen Hauswand geschleudert: schwer verletzt

Wetterausblick: Sonniger Feiertag für Oberösterreich

Nach Rangelei: Mann stand in Windischgarsten plötzlich mit Machete und Axt vor Lokal

2 Verletzte nach Motorradunfall in Pierbach

Interessieren Sie sich für dieses Thema?

Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

Aktuelle Meldungen